Seite 26-27 - Klinikticker November-Dezember 2011

Basic HTML-Version

27
26
PERSONALIEN
Preise und Ehrungen
Seit mehr als zehn Jahren forscht
Professor Dr. Gerhard Schmid-
maier
, Leiter der Unfall- und Wie-
derherstellungschirurgie, erfolg-
reich an neuen Therapien bei
schwer heilenden Knochenbrü-
chen oder -defekten. Dafür ist er
nun mit dem Oskar und Helene-
Medizinpreis 2011 ausgezeichnet
worden. Mit dem Preisgeld von
50.000 Euro fördert die Berliner
Oskar-Helene-Heim Stiftung die
weitere wissenschaftliche Arbeit
des Unfallchirurgen. Zweite Preisträgerin ist die Biologin Professor Dr.
Britt Wildemann, die an der Charité-Universitätsmedizin ebenfalls an
Methoden zur Stimulation der Knochenheilung in Kooperation mit
Professor Schmidmaier arbeitet.
Ungefähr 20 Prozent aller Knochenbrüche heilen trotz entspre-
chender medizinischer Versorgung nur verzögert oder gar nicht. Bei
diesen Patienten ist derWiederaufbau und dasWachstumvon gesun-
dem Knochengewebe gestört oder Infektionen und Entzündungen
führen zu weiterem Knochenabbau. „Es ist anzunehmen, dass die
Anzahl dieser schwer heilenden Brüche in unserer immer älter wer-
denden Bevölkerung noch zunimmt. Denn gerade Knochenbrüche
bei Menschen mit altersbedingtem Knochenschwund, der Osteopo-
rose, nehmen häufig einen komplizierten Verlauf“, erklärt Schmid-
maier. Ähnlich ist die Situation bei Knochendefekten nach einer Ope-
ration, wenn z.B. ein Tumor oder ein infiziertes Knochensegment
entfernt wurde.
Gemeinsam mit Britt Wildemann zeigte er, dass bestimmte körperei-
gene Wachstumsfaktoren, z.B. das Eiweiß BMP-2, die Knochenhei-
lung anregen und entwickelte u.a. eine spezielle Beschichtung für
Implantate. Diese enthalten neben den Wachstumsfaktoren auch
Antibiotika, die über einen bestimmten Zeitrauman den Knochen ab-
gegeben werden. Die Beschichtung mit Antibiotika zur Vermeidung
von Infektionen ist inzwischen in klinischen Studien erprobt und zur
Anwendung beim Patienten zugelassen. „Derzeit beschäftigen wir
uns damit, weitere Wirkstoffe einzeln und in Kombination in die Be-
schichtung einzuarbeiten und gezielt in sinnvoller zeitlicher Abfolge
freizusetzen.“
Gemeinsam mit seinem Team erforscht er außerdem eine kombi-
nierte Anwendung von Wachstumsfaktoren und patienteneigenen
Stammzellen bei Patienten mit Pseudarthrosen, Knochendefekten,
die auch nach sechs Monaten noch nicht ausheilen. „Wenn die Pati-
enten mit einer Pseudarthrose zu uns kommen, haben sie häufig be-
reits viele erfolglose Therapieversuche und Operationen hinter sich“,
so der Unfallchirurg. „Die klinischen Anwendungen verlaufen sehr
vielversprechend.“
TB
Den mit 50.000 Euro dotierten Forschungspreis der Joachim Sie-
beneicher-Stiftung hat die Medizinische Fakultät an
Privatdozent
Dr. Dierk Thomas
, Leiter der Arbeitsgruppe Molekulare und Trans-
lationale Kardiale Elektrophysiologie in der Abteilung für Kardiolo-
gie, vergeben. Ausgezeichnet wurden seine herausragenden
Forschungsarbeiten zu Herzerkrankungen, vor allem der Herz-
rhythmusstörungen. Die Joachim Siebeneicher-Stiftung wurde von
Dr. Joachim Siebeneicher und Ehefrau Charlotte Siebeneicher
1974 gegründet. Der Forschungspreis wird alle zwei Jahre an exzel-
lente Nachwuchswissenschaftler verliehen für „das besondere
Streben in der Biomedizinischen Forschung und im öffentlichem
Gesundheitswesen“.
Wie entstehen Herzrhythmusstörungen? Und wie können sie be-
handelt werden? Dr. Dierk Thomas und sein Team erforschen die
molekularen Grundlagen dieser Erkrankung, um neue Therapien
entwickeln zu können. Im Fokus stehen dabei Arbeiten zur Gen-
therapie gegen Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmus-
störung. Dabei bringen die Forscher mit Hilfe spezieller Viren Erb-
informationen in Herzzellen ein. Diese DNA-Stücke beinhalten den
Bauplan bestimmter Eiweißstoffe, die dann in den Herzzellen ver-
stärkt hergestellt werden. „Diese Eiweiße sollen dafür sorgen,
dass sich der Herzrhythmus stabilisiert“, erklärt Dr. Dierk Thomas.
Erste Studien waren Erfolg versprechend.
Der 37-jährige Nachwuchsforscher möchte das Preisgeld dafür
einsetzen, die Gentherapie in die klinische Praxis zu bringen. „Vor
allem Patienten, die auf herkömmliche Therapien, z.B. mit Medi-
kamenten, nicht ansprechen, könnten profitieren“, blickt der
Oberarzt der Abteilung für Kardiologie in die Zukunft.
JB
Wenn Knochenbrüche nicht heilen
Oskar und Helene-Medizinpreis für Professor Dr. Gerhard Schmidmaier
Joachim Siebeneicher-Forschungspreis verliehen
50.000 Euro für erfolgreiche Herzforschung
Privatdozentin Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding
vom Department für
Infektiologie ist eine der drei hochqualifizierten Nachwuchswissen-
schaftlerinnen der Universität, die mit dem Klaus-Georg und Sigrid
Hengstberger-Preis 2011 ausgezeichnet wurden. Die Auszeich-
nungen sind mit jeweils 12.500 Euro dotiert. Das Preisgeld ist für die
Durchführung eigener Symposien am Internationalen Wissen-
schaftsforum Heidelberg (IWH) vorgesehen. Die Preisverleihung
fand im Rahmen der Jahresfeier der Universität am 22. Oktober
statt. Neben Bekeredjian-Ding wurden Dr. Stefanie Höhl (Psycholo-
gie) und Dr. Jivanta Schöttli (Politikwissenschaft) ausgezeichnet.
Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding plant ein Symposium, in dem es um
die Erkennung und Abwehr von Infektionserregern durch Anti-
körper-produzierende Zellen gehen wird. Dabei spielen sogenannte
Toll-like Rezeptoren (TLR) eine bislang ungeklärte Rolle. Über ihre
Bedeutung für die Antikörper-Produktion werden Forscherinnen
und Forscher im Rahmen der Veranstaltung „Wiederentdeckung der
Toll-like Rezeptoren in B-Lym-
phozyten“ diskutieren und neue
Forschungsergebnisse präsen-
tieren. Die Wissenschaftler be-
fassen sich unter anderem mit
der Frage, ob TLR eine pathophy-
siologische Rolle in der durch
die B-Lymphozyten vermittelten
Entstehung von Autoimmuner-
krankungen sowie chronischer
Infektionen und Krebs zukommt.
„Die Verleihung der Hengstberger-Preise verstehen wir als Anerken-
nung für die kreativen Ideen und die wissenschaftliche Kompetenz
der jungen Forscher“, erklärt Dr. Klaus-Georg Hengstberger, der Eh-
rensenator der Universität Heidelberg ist.
red
Kreative Ideen und wissenschaftliche Kompetenz
Hengstberger-Preis für Dr. Isabelle Bekeredjian-Ding
Preisträger:
Dr. Marc Remke
, Abteilung Kinderheilkunde III, Zentrum für Kinder- und
Jugendmedizin
Auszeichnung:
Lina Marguerite Siebert-Preis der Stiftung Kinderkrebsforschung Mainz
Dotierung:
6.000 Euro
Leistung:
Gefördert wird das Projekt mit dem Titel „Untersuchung der pathogene-
tischen und prognostischen Relevanz von MYCN-Amplifikationen im Medulloblastom“.
Das Medulloblastom ist der häufigste bösartige Hirntumor im Kindesalter. Bislang ist
der Einfluss von MYCN-Genveränderungen auf die Heilungschancen unklar. Welche mo-
lekularen Vorgänge für das unterschiedliche Therapieansprechen der Tumoren mit die-
ser MYCN-Vervielfältigung verantwortlich sind, möchte Dr. Marc Remke in seinem geför-
derten Projekt untersuchen. Ziel ist es, mit Hilfe der neuen Tumormarker die Therapie
individuell anzupassen: Bei Kindern, deren Tumor voraussichtlich gut auf die Behand-
lung anspricht, können die Mediziner die Intensität z.B. der aggressiven Radiochemo-
therapie senken und so schwere Folgeschäden vermeiden, bei einer schlechten Pro-
gnose von Anfang an intensiver behandeln und so die Heilungschance vergrößern.
JB
Wie Genveränderungen Hirntumoren beeinflussen
Der Forschungspreis der Joachim Siebeneicher-
Stiftung ging in diesem Jahr an Privatdozent Dr.
Dierk Thomas, Kardiologie; links Laudator Profes-
sor Dr. Anthony D. Ho, Ärztlicher Direktor Medizi-
nische Klinik V, rechts Norbert Mahlke, Vorstands-
vorsitzender der Joachim Siebeneicher-Stiftung