Seite 19 - Klinikticker november Dezember

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Im Jahr 1887 nahm Caroline Bayer, Oberin
in der Heidelberger Kinderklinik, erstmals
eine Schwesternanwärterin auf, um sie –
anders als bei Krankenwärterinnen bis
dato üblich – speziell auf die Pflege kran-
ker Kinder vorzubereiten. Sie war über-
zeugt, dass diese Aufgabe eine besondere
Anleitung und Lehre erforderte, und legte
damit den Grundstein zur Ausbildung von
Kinderkrankenschwestern und -pflegern in
Heidelberg. Das Konzept bewährte sich
und entwickelte sich weiter: 1907 gab es
erstmals feste halbjährige Kurse in Theorie
und Praxis, 1918 wurde die Pflegerinnen-
schule staatlich anerkannt.
Hervorragende Chancen
auf dem Arbeitsmarkt
Heute verfügt die Gesundheits- und Kin-
derkrankenpflegeschule am Klinikum über
91 Plätze und bietet unter dem Dach der
Akademie für Gesundheitsberufe als eine
von nur noch wenigen Schulen in Deutsch-
land die spezialisierte Ausbildung zu Ge-
sundheits- und Kinderkrankenpflege-
rinnen und -pflegern an. Während der
dreijährigen Ausbildung haben die Schüler
die Möglichkeit, parallel an der Medizi-
nischen Fakultät den Studiengang „Inter-
professionelle Gesundheitsversorgung /
Interprofessional Health Care“ zu belegen
und neben ihrem Berufsabschluss den
akademischen Grad Bachelor of Science
zu erwerben. Den Absolventen stehen am
Klinikum verschiedene Fachweiterbil-
dungen und Studiengänge offen.
Wer danach am Klinikum bleiben will, wird
übernommen. Aber auch, wer sich ander-
weitig umsieht, hat beruflich beste Chan-
cen: „Viele ehemalige Schülerinnen und
Schüler berichten, dass sie sehr schnell
eine Stelle gefunden haben oder sogar
mehrere Stellen zur Auswahl hatten“, sagt
Schulleiterin Sigrid Auchter-Denker.
Das liegt am besonderen Konzept der Aus-
bildung, die zu drei Vierteln die Kinderkran-
kenpflege und zu einem Viertel weitere Be-
reiche wie allgemeine Kranken- und auch
Altenpflege abdeckt. Die meisten anderen
deutschen Schulen folgen in ihrer Ausrich-
tung dem Krankenpflegegesetz von 2004,
das ein integratives Ausbildungsmodell
vorschlägt: Sie unterrichten angehende
Kranken- und Kinderkrankenpfleger größ-
tenteils gemeinsam, die Spezialisierung auf
die besonderen Bedürfnisse des Kindes
geht verloren. Zur Diskussion steht, auch
die Altenpflege in die einheitliche Ausbil-
dung zu integrieren. „Wir in Heidelberg sind
aber überzeugt, dass die Pflege und Betreu-
ung von Menschen jedes Lebensalters be-
sondere Fachkompetenzen erfordert“, so
Auchter-Denker. „Kinder haben ein Recht
auf optimale Versorgung, und daher ist es
unser Ziel, den Schwerpunkt Pädiatrie zu
erhalten.“ Dazu steht auch Prof. Dr. Georg F.
Hoffmann, Ärztlicher Direktor des Zentrums
für Kinder- und Jugendmedizin: „Gerade in
einer Universitäts-Kinderklinik, in der Kin-
der und Jugendliche mit sehr komplexen
Erkrankungen meist über Jahre begleitet
werden, ist ein gut vorbereitetes und kom-
petentes Pflegeteam unverzichtbar.“
Tina Bergmann
125 Jahre Kinderkrankenpflege
Heidelberger Ausbildung garantiert Fachkompetenz für junge Patienten
1887 wurde in der Heidelberger Kinderklinik „Luisenheilanstalt“ der Grundstein zur
Ausbildung in der Kinderkrankenpflege gelegt. Foto um ca. 1904.
Michelle Brühl absolviert noch bis Herbst 2013 ihre
Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpfle-
gerin an der Akademie für Gesundheitsberufe.