04
Juli
2018
|
00:00
Europe/Amsterdam

Heidelberg ist Partner in deutschlandweitem Verbund zur Entwicklung neuer Auswahlverfahren für das Medizinstudium

Zusammenfassung

Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert "Studierendenauswahlverbund" mit drei Millionen Euro/ Ziel: bundesweit einheitliche Tests für die Auswahl von Medizinstudierenden/ Auswahlverfahren sollen nach neuen Kriterien wissenschaftlich untersucht werden

Wie lassen sich Tests zur Vergabe der begehrten Studienplätze für das Medizinstudium deutschlandweit vereinheitlichen? Welche Testverfahren sind für die Auswahl von Medizinstudenten und -studentinnen besonders geeignet? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät Heidelberg untersuchen diese und weitere Fragen in den kommenden drei Jahren in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit drei Millionen Euro geförderten Forschungsverbund. Die Gesamtleitung des sogenannten "Studierendenauswahlverbundes" (stav) liegt beim Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), beteiligt sind neben der Medizinischen Fakultät Heidelberg auch die Charité Berlin und die Universitäten Göttingen, Münster und Saarbrücken. Hintergrund ist die von Bund und Ländern im Masterplan Medizinstudium 2020 beschlossene Neugestaltung der Auswahlverfahren und die Forderung des Bundesverfassungsgerichts nach neuen Regeln für die Studierendenauswahl.

 

Ziel: Deutschlandweit einheitliche Tests für die Auswahl von Medizinstudierenden

Ziel des neuen Forschungsverbundes ist es, die Medizinischen Fakultäten in Deutschland durch strukturierte und standardisierte Testverfahren und die Bereitstellung einer Servicestruktur bei ihrer Studierendenauswahl zu unterstützen. Der Verbund untersucht deshalb die Qualität bereits bestehender Verfahren anhand des Studienerfolgs von Medizinstudierenden, um darauf aufbauend neue Tests zu entwickeln. Neben einem Test zu kognitiven Kompetenzen sollen auch ein schriftlicher Test zur Ermittlung sozialer Kompetenzen und sogenannte Multiple Mini-Interviews zur Messung sozialer und kommunikativer Fähigkeiten weiter ausgearbeitet werden. Zusätzlich zu den sechs Verbundpartnern haben sich 20 weitere Kooperationspartner bereit erklärt, eigene Daten für den Forschungsverbund beizusteuern.

In Heidelberg werden im Zuge des Forschungsprojektes bestehende Verfahren zur Bestimmung von Studienerfolgsparametern analysiert, neue Kriterien entwickelt und mit weiteren Partnern die Daten einer Vielzahl von in Deutschland eingesetzten Auswahlverfahren erneut und erstmals standortübergreifend evaluiert. Parallel wird die langjährige Erfahrung mit dem Heidelberger Auswahlverfahren eingebracht, um an der Weiterentwicklung eines neuen Tests für kognitive Kompetenzen mitzuwirken.

 

Eine Chance auch ohne Einserabitur - schon seit 2007 der erfolgreiche Heidelberger Weg

Die Medizinische Fakultät Heidelberg setzt bereits seit 2007 den Test für medizinische Studiengänge (TMS) - umgangssprachlich "Medizinertest" - ein, dessen Ergebnisse neben der Abiturnote und Zusatzqualifikationen in eine hochschulinterne Rangliste zur Vergabe der Studienplätze einfließen. 60 Prozent der begehrten Plätze werden über dieses Verfahren vergeben, die anderen 40 Prozent vergibt die Stiftung für Hochschulzulassung bundesweit nach Abiturnote und Wartezeit. Der TMS prüft Kompetenzen, die nachweislich in medizinischen Studiengängen besonders relevant sind. Damit haben schon heute im Heidelberger Auswahlverfahren auch Bewerber mit Abiturnoten oberhalb von 2,x realistische Chancen auf einen der begehrten Studienplätze. "Wir haben uns in Heidelberg früh mit der Ausweitung von Studierendenauswahlkriterien jenseits der Abiturnote beschäftigt und erfüllen bereits seit über zehn Jahren in weiten Teilen die vom Bundesverfassungsgericht angemahnten Änderungen. Die Studierenden mit einem exzellenten TMS-Ergebnis sind genauso erfolgreich im Medizinstudium wie die Studierenden mit einem 1,0er Abitur. Sie sind sowohl akademisch als auch sozial sehr gut integriert und bringen Eigenschaften mit, von denen die gesamte Studierendenkohorte profitiert", berichtet Prof. Dr. Martina Kadmon, Leiterin der TMS-Koordinationsstelle.

 

Zentrale TMS-Koordinationsstelle in Heidelberg

Mit der zentralen TMS-Koordinationsstelle hat die Medizinische Fakultät Heidelberg im Jahr 2007 eine Einrichtung geschaffen, die inzwischen mit Anmeldezahlen über 15.000 Personen in jedem Jahr an bis zu 50 Testorten einen deutschlandweit einzigartigen Organisationsaufwand für eine streng standardisierte Studierfähigkeitsprüfung leistet. "Wir haben in Heidelberg mit Unterstützung des Wissenschaftsministeriums bereits in der Planungsphase entschieden, eine Koordinierungsstelle für die Durchführung des Medizinertests einzurichten." erläutert Prof. Dr. Andreas Draguhn, Studiendekan der Medizinischen Fakultät. "Mittlerweile sind insgesamt 23 Fakultäten aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern dem TMS-Verbund beigetreten. Die Koordinierungsstelle ist dabei so organisiert, dass unter bestimmten Voraussetzungen und mit einem ausreichenden Vorlauf auch eine deutlich größere Teilnehmerzahl betreut werden könnte." Im Rahmen des geförderten Verbundprojektes wird die TMS-Koordinationsstelle der Medizinischen Fakultät Heidelberg einen wesentlichen Beitrag zum Projektziel eines wissenschaftlich fundierten, strukturierten und standardisierten Auswahlverfahrens an allen deutschen Medizinfakultäten leisten.