Heidelberg,
22
April
2024
|
15:40
Europe/Amsterdam

Jahresempfang des Universitätsklinikums Heidelberg: Zeit für mehr Medizin

Zusammenfassung

Der Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg begrüßte am 18. April rund 180 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin zu seinem Jahresempfang. Unter dem Motto „Zeit“ gaben die Führungsspitze und Expertinnen und Experten von Klinikum und Fakultät Einblicke in aktuelle Entwicklungen der Heidelberger Universitätsmedizin.

Zeit für eine positive Bestandsaufnahme und einen zuversichtlichen Ausblick in die Zukunft der Medizin – zum Jahresempfang des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) am 18. April 2024 begrüßte der Vorstand rund 180 Gäste aus Politik, Gesundheitswesen, Universität, Forschungseinrichtungen, Wirtschaft und Mitarbeitende in der Cafeteria der Medizinischen Klinik.

„Die Zeiten sind enorm herausfordernd“, begann der Vorstandsvorsitzende und Leitende Ärztliche Direktor, Professor Ingo Autenrieth, seinen Vortrag. „Die Ausgaben steigen durch hohe Inflationsraten und neue Tarifverträge bei gleichzeitiger struktureller Unterfinanzierung der Universitätsmedizin, die sich besonders in unzureichenden Investitionen in Bau und Sanierung, Medizintechnik und Digitalisierung bemerkbar macht. Und das alles bei steigenden Patientenzahlen und fehlendem Fachpersonal, was der demographischen Entwicklung geschuldet ist.“ Auch die große Belastung durch überbordende Bürokratie beklagte Autenrieth, bis zu 30 Prozent seiner Arbeitszeit verbringe das Personal mit mühsamen Dokumentationen. „Da braucht es Mut zur Veränderung!“ forderte er in Richtung Politik.

Gleichzeitig freute sich der Vorstandsvorsitzende darüber, dass sich das Klinikum so rasch von der Pandemie wieder erholt hat: „Nach nur einem Jahr hat der Patientenbetrieb bereits die Vor-Corona Zahlen wieder erreicht!“ Dass das Universitätsklinikum Heidelberg im internationalen Ranking zum wiederholten Male unter die ersten 20 besten Krankenhäuser weltweit, in Deutschland auf Platz 2, gelandet ist, zeige die hohe Anerkennung, die das Klinikum auch international erfahre.

Für die nahe Zukunft sieht Autenrieth große Reformprozesse, etwa den geplanten Verbund mit dem Universitätsklinikum Mannheim. „In dem Verbund liegt ein enormes Potential und die Möglichkeit, ein internationales Spitzencluster der Universitätsmedizin zu erschaffen.“

Zum Schluss seines Vortrags ging der Vorstandsvorsitzende auf die personelle Situation im Vorstand ein. Der Aufsichtsrat und Professor Autenrieth hatten in der vergangenen Woche gemeinsam beschlossen, den Vertrag mit Autenrieth nicht über den März 2025 hinaus zu verlängern. „Das ist einerseits schade, wirft aber weder das Uniklinikum noch mich aus der Bahn“, sagte Autenrieth. „Das Klinikum steht sehr gut da, aber man kann es bei großen Transformationsprozessen, wie sie uns nun bevorstehen, nicht immer jedem Recht machen.“ Mit einem Augenzwinkern verwies der Leitende Ärztliche Direktor auf Bayer Leverkusen: „So ein Trainerwechsel kann ja durchaus positive Auswirkungen haben, vielleicht gelingt es dem UKHD, auf den Spitzenplatz in Deutschland vorzurücken. Ich würde mich darüber sehr freuen.“

Ministerialdirigent Clemens Benz, Aufsichtsratsvorsitzender des UKHD, bedankte sich beim Klinikumsvorstand für dessen gute Arbeit und bekräftigte das Festhalten der Politik am geplanten Verbund mit Mannheim. „Wir werden den Verbund mit aller Kraft weiter vorantreiben.“ Derzeit liegt der Antrag beim Bundeskartellamt, mit dessen Entscheidung im Juli dieses Jahres gerechnet wird.

In weiteren Ansprachen beleuchteten die Kaufmännische Direktorin, Katrin Erk, die neue Pflegedirektorin Yvonne Dintelmann, sowie Professor Michael Boutros, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg (MFHD) aktuelle Entwicklungen. Rund 14.000 Mitarbeitende aus 130 Nationen bereichern Klinikum und Fakultät mit ihrer Expertise und ihrer Vielfalt. Mit Partnern in der Region, national und international gehen UKHD und MFHD neue Wege in der Patientenversorgung, bringen wissenschaftliche Ergebnisse in die Anwendung und stärken den Medizinischen Nachwuchs in der Lehre. Das Klinikum investiert in die Akademisierung der Pflege, den Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Wohnraum für Mitarbeitende, damit das UKHD als Arbeitgeber weiterhin attraktiv bleibt. Klinikum und Fakultät treiben die Digitalisierung voran, um Patientinnen und Patienten optimale Therapien anbieten zu können, z.B. in der Behandlung von Krebserkrankungen, und die enormen Datenmengen in der Forschung zu nutzen. Die Gründung der Health + Life Science Alliance Heidelberg Mannheim schafft immenses Potenzial für den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Rhein-Neckar-

Für all diese positiven Entwicklungen gelte ein ganz besonderer Dank allen Mitarbeitenden, Partnern und Förderern, erklärte der Vorstand.

Bei einer anschließenden Podiumsdiskussion stellten Expertinnen und Experten des Klinikums ausgewählte Projekte des Klinikums vor. Wie zarte Frühstarter, die „vor der Zeit“ zur Welt kommen, optimal versorgt werden, stellte Professor Christian Gille, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neonatologie, dar. Dabei sei neben der erforderlichen High-Tech-Medizin der enge Kontakt des Neugeborenen zu Mutter oder Vater wesentlicher Bestandteil des sanften Versorgungs- und Pflegekonzeptes „EFIB®“ (Entwicklungsförderndes familienzentriertes individuelles Betreuungskonzept). Das Heidelberger Team versorgt jährlich bis zu 130 sehr kleine Frühchen unter 1.500 Gramm Geburtsgewicht. 

Was zur Resilienz der jungen Generation beitragen kann angesichts Klimawandel, Kriegen und weiteren Krisen, erklärte Professorin Luise Poustka. Sie leitet seit Oktober 2023 die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und berät als Mitglied im Expertenrat für Gesundheit und Resilienz die Bundesregierung. „Es hilft nicht, jungen Menschen alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen oder sie zu klein zu reden“, riet die Kinderpsychiaterin den Eltern. „Wichtig ist es, gemeinsam mit dem Kind nach konstruktiven Lösungen zu suchen, wie es eine Krise meistern kann, und dadurch sein Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken.“ 

Dass das UKHD die Zeichen der Zeit in Bezug auf Klimawandel erkannt hat, stellte die Leiterin der Stabsstelle für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, Dr. Noemi Bender, dar. „Das veränderte Klima bedroht die Gesundheit. Gleichzeitig trägt das Gesundheitswesen mit seinem großen CO2-Abdruck mehr zur Klimaerwärmung bei als der gesamte Flugverkehr“, betonte Bender. „Das müssen wir ändern.“ So wird mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern des UKHD in den nächsten Jahren ein Teil des Energiebedarfs nachhaltig gedeckt und die Infrastruktur für Fahrräder und E-Autos ausgebaut.

Abschließend erklärte Professor Jürgen Debus, Stellvertretender Leitender Ärztlicher Direktor und Ärztlicher Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie, dass die Zeiten im Klinikum durchaus schon modern seien. „Wir nutzen die KI bei der Bildauswertung, etwa im MRT, oder bei der Bestrahlungsplanung. Sie kann die Erfahrungswerte tausender Einzelaufnahmen in Sekundenschnelle verarbeiten und ist daher dem Menschen mittlerweile ebenbürtig, was die Qualität angeht. Wir sparen so wertvolle Zeit, die wir den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen widmen können. Und das ist ja unsere eigentliche Aufgabe!“