30
Januar
2019
|
00:00
Europe/Amsterdam

Nutzt die Behandlung dem Patienten?

Warum Studien häufig keine Antwort geben

Zusammenfassung

Erstes "Heidelberger Symposium für mehr Sinn und Relevanz in der Medizin" findet am 7. und 8. Februar 2019 in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg statt / Organisatoren Professor Dr. Peter Nawroth, Dr. Gunter Frank und Uwe Knop stehen als Interviewpartner zur Verfügung / Journalisten und interessierte Öffentlichkeit sind herzlich eingeladen

Nutzt ein neues Medikament oder eine bestimmte Ernährungsweise dem Patienten? Führen gute Laborwerte zu besserer Gesundheit, mehr Lebensqualität oder einem längeren Leben? Werden Ergebnisse sogenannter Beobachtungsstudien korrekt interpretiert und gewinnbringend in die Versorgung eingebracht? Die Medizin muss in Forschung und Behandlung den Patienten in den Mittelpunkt rücken - so die Forderung der Organisatoren des ersten "Heidelberger Symposium für mehr Sinn und Relevanz in der Medizin". Referenten aus ganz Deutschland sprechen am Donnerstag, 7. Februar 2019, im Hörsaal der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 410, über Schein und Sein in der Studienauswertung und wie schließlich in den Medien "aus Fakten Fabeln werden." In Workshops am 8. Februar sollen schließlich konkrete Maßnahmen für mehr Sinn und Relevanz in der Darstellung wissenschaftlicher Daten, in den Leitlinien der Patientenversorgung, aber auch der Berichterstattung der Medien erarbeitet werden. Zu den Vorträgen am 7. Februar ist die interessierte Bevölkerung herzlich eingeladen. Dank der großzügigen Unterstützung der Heidelberger Dietrich Götze Stiftung für Kultur und Wissenschaft "athenaeum" ist der Eintritt frei.

Journalisten sind herzlich zu beiden Tagen der Veranstaltung eingeladen. Programm und Anmeldung

"Die aktuelle Medizin steckt in einer Sackgasse", bemängeln die Organisatoren Professor Dr. Dr. h.c. Peter Nawroth, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Endokrinologie, Stoffwechsel und Klinische Chemie Heidelberg, der Heidelberger Hausarzt Dr. Gunter Frank und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop. Denn bei der Suche nach der besten Medikation, der gesündesten Ernährung, der optimalen Gesundheitsvorsorge gerate oft genug der Patient aus dem Blick. "Von der Ernährungs- bis zur Medikamentenstudie - es geht darum, die richtig ermittelten Zahlen entsprechend dem Studien-Design korrekt zu interpretieren und eine Vermischung von Fakten mit Meinungen und Interessen zu verhindern", so Nawroth. Die Relevanz der Ergebnisse sei auf den ersten Blick schwer zu beurteilen. Dies führe zu irrelevanten Schein-Innovationen sowie fragwürdigen, zum Teil ökonomisch motivierten Übertherapien und Präventionsvorgaben, so die Organisatoren, die ihre Kritik am bestehenden medizinischen System bereits in mehreren Büchern zum Ausdruck gebracht haben. Sie sehen vor allem die Universitätsklinika in der Pflicht, Medizin im Sinne der Patienten zu verbessern.

Professor Nawroth wirbt seit Jahren für eine konsequent patientenzentrierte Medizin. Beispiele hat der Diabetes-Experte in seinem aktuell im Springer-Verlag erschienenen Buch "Gebt der Medizin ihren Sinn zurück!" gesammelt: So wurde beispielsweise auf Grundlage einer groß angelegten internationalen Studie mit mehreren 1.000 Patienten 2016 in Europa der Wirkstoff Empagliflozin zur Behandlung bei Diabetes zugelassen. Beim Durchschnitt der Teilnehmer senkte es den Blutzuckerspiegel, es soll daher vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen. Wer die Studie im Detail liest, muss allerdings feststellen, dass die Wirkung nur bei asiatisch-stämmigen Studienteilnehmern eintritt. Obwohl die Auswertung statistisch korrekt ist, hat ein europäischer Diabetiker ohne asiatischen Migrationshintergrund von diesem neuen Medikament daher: nichts. Hier sieht Nawroth vor allem die Wissenschaftler in der Pflicht: "Es sollte zukünftig klar und an prominenter Stelle dargestellt werden, welche Patienten von einem neuen Wirkstoff oder Verfahren wie genau profitieren und welche nicht."

Viele scheinbar studienbasierte Mythen ranken sich zudem um ein Thema, das uns alle angeht: die "gesunde Ernährung". Wie schnell für die Gesundheit irrelevante Studienergebnisse ihren Weg in die breite Öffentlichkeit finden, wird Dr. Gunter Frank anhand der "Schokostudie", einer bewussten Fake-Studie, an der er vor Jahren mitwirkte, aufzeigen. Dem "Generikum gesunde Ernährung" widmet sich auch Ernährungswissenschaftler Uwe Knop, der in seinen Büchern mit verschiedenen Ernährungs-Märchen abrechnet. Er sagt: "Es existieren weder Beweise für gesunde Ernährung noch machen Diäten schlank. Alle Regeln zur gesunden Ernährung sind nicht mehr als willkürliche Bevormundung." Seine Analyse zahlreicher Studien zum Thema ergab: "Kein Mensch weiß, was gesunde Ernährung ist." Warum es trotzdem regelmäßig aufs Neue behauptet wird, erklärt er in seinem Beitrag.

Programm und Anmeldung

Interviewanfragen

Betreff: "Sinn und Relevanz in der Medizin":

Literatur

Gebt der Medizin ihren Sinn zurück! Aufruf zu einer radikalen Umkehr im Gesundheitswesen. Peter Paul Nawroth. 2018 Springer-Verlag Berlin Heidelberg. DOI 10.1007/978-3-662-57634-2