Heidelberg,
12
Januar
2022
|
15:07
Europe/Amsterdam

Studienteilnehmer gesucht: Wie beeinflusst übermäßige Smartphone-Nutzung das Gehirn?

Zusammenfassung

Intensive Smartphone-Nutzerinnen und -nutzer zwischen 12 und 30 Jahren als Studienteilnehmer gesucht / Wie wirkt eine längere Smartphone-Abstinenz auf Personen, die ihr Smartphone sehr häufig nutzen? / Forschungsteam am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) untersucht mögliche Ursachen und Folgen einer Smartphone-Abhängigkeit

Wie verändert sich die Hirnfunktion durch exzessive Smartphone-Nutzung? Dieser Frage geht eine Forschergruppe am Zentrum für Psychosoziale Medizin am UKHD nach. Für ihre Studie sucht das Team nun Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer zwischen 18 und 30 Jahren, die ihr Smartphone nach eigener Einschätzung sehr häufig nutzen oder von ihrem direkten Umfeld auf ihre übermäßige Smartphone-Nutzung angesprochen wurden.

In der Studie wird die Hirnfunktion mittels Magnetresonanztomographie (MRT) jeweils vor und nach einer 72-stündigen Smartphone-Abstinenz untersucht. Der Zeitaufwand beträgt etwa fünf Stunden verteilt auf zwei Studientage. Individuell können in Rücksprache mit dem Studienteam auch Probandinnen und Probanden teilnehmen, die ein großes Interesse an einer Studienteilnahmen haben, aber keine Möglichkeit sehen, eine 72-stündige Smartphone-Abstinenz einzuhalten oder einen zweiten Studientermin wahrzunehmen. Alle Teilnehmenden erhalten eine Aufwandsentschädigung von € 50,00 bis max. € 116,00.

Interessierte können sich an das Studienteam wenden unter:

Sektion Kognitive Neuropsychiatrie
Klinik für Allgemeine Psychiatrie am UKHD

probanden.ag-wolf@med.uni-heidelberg.de
Telefon: 06221 56-36724

Weitere Informationen zur Studie

Nicht teilnehmen können:

  • Personen mit Seelischen Krankheiten oder neurologischen Erkrankungen mit Gehirnbeteiligung
  • Personen, die psychotrope Substanzen konsumieren (illegale Drogen, übermäßiger Alkoholkonsum)
  • Personen, die exzessiv Computer- oder Glücksspiele konsumieren
  • Personen, die nicht mit der MRT untersucht werden dürfen (Herzschrittmacher, metallische Fremdkörper, Cochleaimplantat o.Ä., ggf. Tätowierungen, Platzangst)
  •  Schwangere
  • Linkshändige Personen

Nur noch über das Handy ansprechbar – Wann wird das Smartphone zum Problem?

Hintergrund der Studie ist der vermutete Zusammenhang zwischen exzessiver Smartphone-Nutzung und verschiedenen negativen Auswirkungen für die Betroffenen wie beispielsweise schlechteren schulischen und akademischen Leistungen, stärkerer Ängstlichkeit und geringerer Lebenszufriedenheit.

Zudem können die neuen mobilen Kommunikationsformen wie Chats, Messenger-Dienste und Social-Apps zwischenmenschliche Beziehungen deutlich beeinflussen. „Durch die Schnelllebigkeit der Medien kann die Befürchtung entstehen, man würde etwas Wichtiges verpassen und dann nicht mehr zu der Gruppe zu gehören, sobald man das Handy weglegt“, erklärt Prof. Dr. Robert Christian Wolf, Leiter der Sektion Kognitive Neuropsychiatrie am UKHD. Die, von dieser sogenannten Fear of missing out (dt. Angst, etwas zu verpassen) betroffenen Personen, neigen dazu, andere Dinge im analogen Leben zu vernachlässigen. „Die Fear of missing out könnte dadurch ein wichtiger Mechanismus sein, der eine Abhängigkeit von dem Smartphone auslöst – vergleichbar mit Verhaltenssüchten wie der Spielsucht“, so Wolf.

In ihrer Studie wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, ob sich die Hirnfunktionen während einer Smartphone-Pause verändern und ob sich ein gewisser Suchtdruck einstellen kann. „Zudem wollen wir wissen, ob sich Effekte wie die Fear of missing out während der Smartphone-Abstinenz verstärken“, sagt Prof. Wolf. In vorangegangen Studien konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei exzessiven Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzern bereits Unterschiede in der Gehirnstruktur und -funktion im Vergleich zu Personen ohne exzessiver Smartphone-Nutzung feststellen. „Diese Erkenntnisse aus früheren Untersuchungen dienen jetzt als Referenzwert. Zusammengenommen könnten die Untersuchungen langfristig dazu beitragen, besser zu verstehen, wann das Smartphone zu einem Problem wird und welche Möglichkeiten bestehen, die Betroffenen zu unterstützen“, so Prof. Wolf.

Literatur

Schmitgen MM, Horvath J, Mundinger C, Wolf ND, Sambataro F, Hirjak D, Kubera KM, Koenig J, Wolf RC. Neural correlates of cue reactivity in individuals with smartphone addiction. Addict Behav. 2020 Sep;108:106422.

Horvath J, Mundinger C, Schmitgen MM, Wolf ND, Sambataro F, Hirjak D, Kubera KM, Koenig J, Christian Wolf R. Structural and functional correlates of smartphone addiction. Addict Behav. 2020 Jun;105:106334.

Wissenschaftlicher Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Robert Christian Wolf
Leiter, Sektion kognitive Neuropsychiatrie
Leitender Oberarzt, Klinik für Allgemeine Psychiatrie am Zentrum für Psychosoziale Medizin
Universitätsklinikum Heidelberg

Sekretariat:
Frau Astrid Kratzmüller
06221 56-4405
astrid.kratzmueller@med.uni-heidelberg.de