Heidelberg,
15
Juni
2018
|
00:00
Europe/Amsterdam

Von der Heilgymnastik zur modernen Physiotherapie

Zusammenfassung

Physiotherapieschule der Akademie für Gesundheitsberufe AfG Heidelberg feiert 75. Geburtstag / Journalisten herzlich zu Jubiläums-Symposium am 22. Juni eingeladen

Warum die Wahl auf Schlierbach fiel, ist nicht bekannt. Fakt ist, dass die staatliche Kölner Krankengymnastikschule, nachdem sie bei einem schweren Bombenangriff auf die Domstadt zerstört wurde, im Oktober '43 im sogenannten Landeskrüppelheim am Neckar untergebracht wurde. Ihr 75-jähriges Bestehen am Standort Schlierbach feiert die Physiotherapieschule der Akademie für Gesundheitsberufe AfG am Universitätsklinikum Heidelberg am 22. Juni mit einem Jubiläums-Symposium. Vorgestellt werden zu diesem Anlass nicht nur ein geschichtlicher Überblick, sondern auch die Ausbildung "in Bewegung" aus Sicht der Schülerinnen und Schüler, moderne, "evidenzbasierte" Therapiekonzepte sowie die mittlerweile stark veränderte Rolle des Patienten - heraus aus der Passivität hin zum aktiven und eigenverantwortlichen Partner im Therapieprozess.

Journalisten sind herzlich eingeladen, Die Referenten stehen gerne für Interviews zur Verfügung.

In den vergangenen 75 Jahren haben sich Lehre, Methoden und Berufsverständnis in der Krankengymnastik bzw. Physiotherapie - wie bei anderen medizinischen Berufen - stark gewandelt und weiterentwickelt. Während der Weltkriege war es noch Hauptaufgabe der Krankengymnastinnen, die Wehrtüchtigkeit wiederherzustellen. Die Verletzten in den Lazaretten mussten bewegungstherapeutisch versorgt werden und im Gebrauch von Prothesen, Rollstühlen und orthopädischen Hilfsmitteln geschult werden, damit sie wieder eine im Krieg nützliche Aufgabe übernehmen konnten. Die in der Regel weiblichen Krankengymnastinnen waren dabei Helferinnen der Orthopäden, die auf Anweisung des Arztes behandelten und dessen Korrespondenz erledigten.

"Dieses Selbstverständnis sicherte zwar früh die Akzeptanz und Bedeutung der Physiotherapie im Gesundheitswesen, blockierte aber auch lange die Entwicklung hin zu einem eigenständigen therapeutischen Beruf", sagt Barbara Suppé, seit 23 Jahren Leiterin der Physiotherapie-Schule der Universitätsklinik Heidelberg. "Trotz einschneidender Weiterentwicklungen der Behandlungsmethoden und Konzepte, trotz einheitlicher Berufsbezeichnungen nach der Wende und dem Beginn der Akademisierung der Ausbildung Ende der 1990´er Jahre sind wir immer noch auf dem Weg!" wie sie in ihrem Festvortrag "Von der Heilgymnastik zur Physiotherapie" ausführen wird. Heute können angehende Physiotherapeutinnen und -therapeuten ihr Fach vielerorts mit Bachelor-Abschluss studieren. Den Schülerinnen und Schülern am Uniklinikum Heidelberg steht mit der Teilnahme am Modellstudiengang "Interprofessionelle Gesundheitsversorgung" der Universität Heidelberg eine Ausbildung mit zwei Abschlüssen, dem Berufsabschluss als Physiotherapeut sowie dem akademischen Grad "Bachelor of Science", offen.

Ganz am Anfang - vor allem in Deutschland - steht allerdings noch die Entwicklung eines eigenständigen Forschungsprofils. "In Deutschland gibt es so gut wie keine unabhängige und gleichberechtigte physiotherapeutische Forschung. Da muss und wird sich in den nächsten Jahren noch sehr viel ändern", ist Suppé überzeugt. In anderen Ländern ist man da schon weiter: In ihrem Vortrag "Unglaublich, wie gut wir sind - Evidenz in der Physiotherapie" wird Professor Dr. Hannu Luomajoki vom Institut für Physiotherapie an der Züricher Hochschule für Angewandte Wissenschaften über aktuelle Forschungsergebnisse zu physiotherapeutischen Behandlungskonzepten berichten.

Die Veranstaltung beginnt um 10 Uhr in der Sporthalle der Orthopädischen Universitätsklinik, Schlierbacher Landstr. 200a, 69118 Heidelberg.