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Computergestützte Dysgnathiechirurgie zur Bisskorrektur und Profilharmonisierung

Was ist Dysgnathie Chirurgie eigentlich?

„Dys-" (griechisch für „fehl") und „gnathos" (griechisch für „Kiefer") bezeichnet Fehlbisse und Wachstumsstörungen der Kiefer, die eine Behandlung notwendig machen. Wenn der Fehlbiss ausgeprägt ist, hilft oft nur eine Operation zur Verlagerung der Kiefer. Eine abnormale Entwicklung der Gesichtsschädel- und Kieferknochen führt dazu, dass die „normale" Lagebeziehung der Kieferknochen zueinander und damit der Zähne nicht stimmt. Eine „normale" Schlüssel-Schloss-Verzahnung kann dann durch eine rein kieferorthopädische Behandlung (Zahnspange) nicht erreicht werden. Nach Abschluss des Wachstums können daher verschiedene operative Verfahren eingesetzt werden, um das veränderte Verhältnis der Kieferknochen zueinander auszugleichen und eine „normale Verzahnung" zu ermöglichen.

Alle operativen Bewegungen von Ober- und Unterkiefer oder dem Kinn beeinflussen neben der Verzahnung auch das Aussehen. Daher wird bei der Planung stets auch eine Harmonisierung der Gesichtsästhetik angestrebt. Zusammenfassend soll die Dysgnathiechirurgie eine funktionell ideale Bisslage bei ästhetisch idealen Gesichtsproportionen schaffen.


Fehlbisse und deren Einteilung

Fehlbisse und Wachstumsstörungen der Kiefer sind komplexe dentofaziale Anomalien, die durch unterschiedliche Faktoren wie genetische Veranlagung, Umwelt, und Funktion beeinflusst werden. Fehlbisse, auch als Malokklusionen bekannt, werden in drei Klassen eingeteilt: Klasse I beschreibt eine normale Kieferbeziehung mit unregelmäßiger Zahnstellung, Klasse II, auch als Rückbiss bezeichnet, liegt vor, wenn der Unterkiefer gegenüber dem Oberkiefer zurückliegt, während bei Klasse III, dem Vorbiss, der Unterkiefer gegenüber dem Oberkiefer vorragt.

Transversale Dysgnathien beziehen sich auf Querabweichungen der Kiefer. Dazu zählen die Kreuzbisse, bei denen die obere und untere Zahnreihe nicht korrekt aufeinander beißen, sowie Engstände oder zu breite Zahnbögen. Wachstumsstörungen der Kiefer umfassen verschiedene Anomalien wie die Mikrogenie (Unterentwicklung des Unterkiefers) und Makrogenie (Überentwicklung des Unterkiefers), die zu funktionellen und ästhetischen Problemen führen können.

Die Diagnose und Behandlung dieser Anomalien erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kieferorthopäden, Kieferchirurgen und anderen Fachärzten, um die korrekte Funktion und Ästhetik wiederherzustellen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Wie geht es weiter?

In der Regel werden Sie von Ihrem Zahnarzt darauf hingewiesen, dass bei Ihnen oder Ihrem Kind die Zähne schief stehen oder die Kiefer ungleich groß sind. Falls sich aus kieferorthopädischer Sicht die Diagnose eines skelettalen Fehlbisses ergibt, wird zusätzlich ein Arzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (MKG) hinzugezogen, um die Therapiemöglichkeiten individuell zu diskutieren und einen Behandlungsplan zu erstellen.

Der zeitliche Ablauf dieser Therapie gliedert sich typischerweise in folgende Abschnitte:

  1. Beratung durch Kieferorthopäden und MKG Chirurgen mit eingehender Untersuchung.
  2. Antragstellung auf Kostenübernahme einer interdisziplinären Fehlbissbehandlung nach Wachstumsabschluss durch den Kieferorthopäden.
  3. Ggf. zunächst erforderliche Entfernung von störenden Weisheitszähnen oder prothetischen Konstruktionen. Weitergehende dreidimensionale Bildgebung zur Operationsplanung.
  4. Kieferorthopädische Vorbehandlung mit festsitzender Zahnspange zur Ausformung und Harmonisierung der Zahnbögen. Hierbei kann eine vorübergehende Verstärkung der Fehlbisssituation auftreten, die der OP-Vorbereitung dient. Dauer: 6 bis 18 Monate.
  5. Planung und Durchführung der Umstellungsoperation in Vollnarkose unter stationären Bedingungen. Der Krankenhausaufenthalt beträgt ca. 5 Tage mit einer anschließenden Arbeitsunfähigkeit von ca. 3 Wochen. In dieser Phase sollte weiche Kost gegessen und intensiver Sport vermieden werden. Reisen sind wegen der engmaschigen Nachkontrollen zu vermeiden. Idealerweise werden diese Eingriffe am Anfang der (Schul-)Ferien geplant.
  6. Kieferorthopädische Nachbehandlung ca. 3 bis 4 Wochen nach der Operation, um die Feineinstellung der Zähne zu gewährleisten. Dauer: ca. 3 bis 6 Monate. Entfernung der eingebrachten Metallplatten ca. 9 bis 12 Monate nach der Operation. Dies erfolgt unter Vollnarkose im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthalts von ca. 2 Tagen. Die Berufstätigkeit kann, in der Regel, nach 7 bis 14 Tagen wieder aufgenommen werden.

Der gesamte Behandlungsablauf erfordert Ihrerseits einen hohen persönlichen Einsatz und optimale Motivation, Mitarbeit und Durchhaltevermögen. Beispielsweise sollte während der operativen Eingriffe konsequent nicht geraucht werden, da dies die Infektionsgefahr im Bereich der operierten Kiefer drastisch erhöht und den Therapieerfolg gefährdet. Der Gesamtbehandlungszeitraum kann je nach individueller Planung 2 bis 3 Jahre betragen und sollte in die eigene Lebensplanung (Ausbildung, Beruf, Familie) einbezogen werden. Bei guter Planung und Umsetzung dieses aufwändigen Therapiekonzepts lassen sich erhebliche Veränderungen und Verbesserungen erreichen, die in der Regel mit positiven ästhetischen und funktionellen Ergebnissen einhergehen.

Für Rückfragen und individuelle Details stehen wir Ihnen im Rahmen unserer wöchentlichen Dysgnathiesprechstunde zur Verfügung.

Falls bereits vorhanden, bitten wir Sie, aktuelle Röntgenbilder und Gipsmodelle der Kiefer zum Beratungstermin mitzubringen.

Wie werden die Operationen durchgeführt?

Dysgnathiechirurgische Eingriffe werden heute mit deutlich weiterentwickelten Therapieformen durchgeführt. Das liegt zum einen in einer deutlich besseren Planung und in einer schonenderen Umsetzung der Operationen. Die Korrektur wird sorgfältig geplant und kann am Computer simuliert werden. Wir erstellen 3D Scans vom Gesicht, den knöchernen Strukturen und den Zähnen. Auf Basis dieser 3D Scans wird in der Simulationssoftware ein Abbild von Ihnen erstellt und die Operation in genau der Form simuliert, wie sie bei Ihnen durchgeführt wird.

Es werden nur nicht sichtbare Schnitte im Zahnfleisch vorgenommen, und die Kieferanteile werden schonend mit Ultraschallgeräten durchtrennt. Von außen werden keine Schnitte im Gesicht vorgenommen. Dadurch können Nerven und umgebende Gewebe besser geschont werden als noch vor einigen Jahren. Nach der Operation führen Gummizüge den Oberkiefer auf den Unterkiefer, eine Verdrahtung ist nicht mehr notwendig.