Heidelberg,
26
Oktober
2023
|
14:46
Europe/Amsterdam

Ausgezeichnete interdisziplinäre Versorgung von Menschen mit familiärem Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Heidelberg

Zusammenfassung

Die Deutsche Krebsgesellschaft bestätigt dem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) hohe Behandlungsqualität rund um Früherkennung, genetische Beratung und Therapie. Damit ist das UKHD das erste zertifizierte Zentrum dieser Art in Baden-Württemberg.

Sind in der Vergangenheit mehrere Familienmitglieder an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt, stellen sich viele Frauen die Frage, ob und wann sie selbst betroffen sein werden. Doch was kann man tun, wenn es noch nichts zu behandeln gibt? Früherkennung wahrnehmen und warten, bis ein Tumor auftritt? Oder besser präventiv operieren lassen? Als Anlaufstelle mit umfassendem und interdisziplinärem Beratungs- und Behandlungsangebot hat die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) nun dem Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) höchste Qualitätsstandards bescheinigt. Damit ist das Zentrum die erste DKG-zertifizierte Einrichtung dieser Art in Baden-Württemberg. Voraussetzung für die Zertifizierung sind unter anderem die intensive Zusammenarbeit in den Bereichen Gynäkologie, Humangenetik, Onkologie, Radiologie, Pathologie und Psychoonkologie, gemeinsame Fallbesprechungen, stetige Qualitätskontrollen, eine hohe Expertise gemessen an der Zahl der Patientinnen sowie Fort- und Weiterbildungsangebote.

Die Veranlagung jeder fünften bis zehnten Brustkrebserkrankung ist erblich bedingt und beruht auf einer Veränderung der Erbinformation, die das Erkrankungsrisiko der Betroffenen deutlich erhöht. Auch beim Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), der anfangs unbemerkt wächst und daher meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, können genetische Faktoren eine Rolle spielen. Anders als beim Brustkrebs gibt es für das Ovarialkarzinom bislang noch keine effiziente Früherkennung. Frauen mit familiärer Vorbelastung leben in ständiger Sorge, dass bei ihnen das Tumorwachstum bereits unbemerkt eingesetzt haben könnte. In beiden Fällen benötigen Frauen, ebenso wie betroffene Männer mit erhöhtem Brustkrebsrisiko, qualifizierte Beratung, wie sie mit der erhöhten Erkrankungswahrscheinlichkeit umgehen können und welche Vorsorge- und Therapieangebote sich eignen.

„Gibt es Hinweise auf eine erbliche Veranlagung, weil in der Familie gehäuft oder besonders jung Brust- oder Eierstockkrebs aufgetreten ist, können sich Ratsuchende in unserer interdisziplinären Sprechstunde vorstellen“, sagt Dr. Nicola Dikow, Leiterin des Zentrums für familiären Brust- und Eierstockkrebs und Oberärztin am Institut für Humangenetik des UKHD. „Dort besprechen wir mit ihnen die Möglichkeit einer genetischen Analyse, Maßnahmen der Früherkennung und präventive Maßnahmen wie die Entfernung der Brust- oder Eierstöcke. Ebenso gilt es im Hinblick auf die Familienplanung den geeigneten Zeitpunkt dafür zu finden.“ Gleichzeitig gibt es noch großen Forschungsbedarf, denn nicht alle Patientinnen weisen die potentiell krankheitsverursachende Genveränderung auf. Das Zentrum beteiligt sich daher an multizentrischen Studien, um auch diese Patientinnen und Patienten optimal versorgen zu können.

Das Heidelberger Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs steht unter der gemeinsamen Leitung der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie des Instituts für Humangenetik am UKHD. „Die Zertifizierung durch die Deutsche Krebsgesellschaft unterstreicht das große Engagement aller Mitarbeitenden und die wichtige interdisziplinäre Zusammenarbeit – auch mit Partnern außerhalb des Campus,“ betont Professor Dr. Christian Schaaf, Ärztlicher Direktor des Instituts für Humangenetik. „Mit dem Aufbau des Zentrums haben wir eine Versorgungslücke in Baden-Württemberg und den angrenzenden Regionen geschlossen. Darüber hinaus bietet das Zertifikat eine gute Orientierungshilfe für Betroffene, die auf der Suche nach qualifizierter Beratung und Versorgung sind.“

Um Patientinnen und Patienten flächendeckend und wohnortnah auf höchstem Niveau versorgen zu können, ist das Zentrum mit umliegenden Kliniken und zertifizierten Brust- bzw. Gynäkologischen Krebszentren vernetzt, was zukünftig noch weiter ausgebaut werden soll. „Nachdem wir die Betroffenen bei uns beraten, diagnostiziert und gegebenenfalls operiert haben, können sie sich im überweisenden Zentrum von den ihnen vertrauten Ärztinnen und Ärzten weiter betreuen lassen. Wir unterstützen die Kolleginnen und Kollegen in ergänzender Beratungsfunktion“, erläutert Privatdozent (PD) Dr. Oliver Zivanovic, Ärztlicher Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des UKHD. Sein Ziel ist es, an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg ein hochspezialisiertes Zentrum zur Behandlung von Patientinnen mit Ovarialkarzinom aufzubauen: „Das neue und jetzt zertifizierte Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg.“

Kontakt

Dr. med. Nicola Dikow
Genetische Poliklinik am Institut für Humangenetik
Universitätsklinikum Heidelberg und Medizinische Fakultät Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 440
69120 Heidelberg
E-Mail: Nicola.Dikow@med.uni-heidelberg.de

Sprechstunde im Zentrum für familiären Brust- und Eierstockkrebs
Montag bis Freitag von 8:30 bis 12:30 Uhr
Telefon: 06221 56-5087
E-Mail: sprechstunde.genetik@med.uni-heidelberg.de