Heidelberg,
25
Januar
2024
|
13:21
Europe/Amsterdam

Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin: Ausbildung nun auch am UKHD möglich

Interview mit Professor Dr. Marcus Schiltenwolf, Leiter der Konservativen Orthopädie und Weiterbildungsleiter für die Facharztausbildung PRM an der Klinik für Orthopädie

Fachärzte für Physikalische und Rehabilitative Medizin (PRM) helfen ihren Patientinnen und Patienten, wieder auf die Beine zu kommen. Ihre Aufgabe ist es, Menschen mit akuten oder chronischen Schmerzen oder Funktionseinschränkungen im Bewegungsapparat dabei zu unterstützen, ihre Leistungsfähigkeit und Lebensqualität so weit wie möglich wiederherzustellen – beispielsweise nach einer Operation oder einem Schlaganfall. Die Orthopädische Klinik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD) hat nun von der Bezirksärztekammer Nordbaden die Berechtigung erhalten PRM-Fachärzte auszubilden.

1. Wie kam es zu der Anerkennung der neuen Facharztausbildung am UKHD?

 Nach dem Studium entscheiden sich viele junge Ärztinnen und Ärzte für Fachrichtungen der Akut-Medizin wie Neurologie, Orthopädie, Unfallchirurgie, Innere Medizin, Urologie, Psychiatrie u.v.a.. Ergänzend zur hochspezialisierten Organ-Medizin und für eine langfristige Sicherung der Behandlungserfolge sind nicht-operative und fachübergreifend interdisziplinäre Diagnose- und Behandlungsstrategien für Patientinnen und Patienten von entscheidender Bedeutung. Zur Sicherung der Versorgung im Bereich der rehabilitativen Medizin ist eine fundierte, qualitativ hochwertige Weiterbildung junger Ärztinnen und Ärzte erforderlich. Aufgrund des breiten Behandlungsspektrums am Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie wurde die Weiterbildungsbefugnis nach der neuen Weiterbildungsordnung gemeinsam von Dr. Hensel (Klinik für Paraplegiologie) und mir beantragt und von der Ärztekammer erteilt.

 

2. Welche Patienten werden von einem Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin betreut ?

Generell können von einem Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin alle Patientinnen und Patienten betreut werden, die medizinische Leistungen benötigen, um eine Behinderung und / oder Pflegebedürftigkeit abzuwenden, zu reduzieren oder auszugleichen. Dies umfasst Erkrankungen aus allen medizinischen Fachbereichen.
An unserem Zentrum für Orthopädie, Unfallchirurgie und Paraplegiologie werden Patienten mit akuten und/ oder chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparates sowie Patienten mit einer akuten oder chronischen Querschnittlähmung betreut. Dabei haben die Patienten sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe. Einige Patienten werden unmittelbar nach Eintritt einer akuten Erkrankung betreut und andere haben bereits einen jahrelangen medizinischen Behandlungsweg hinter sich.

 

3. Welche Inhalte können interessierte Ärztinnen und Ärzte erwarten?

Ziele bei der Rehabilitation sind die bestmögliche körperliche, seelische und soziale Selbstständigkeit der Patienten und Patientinnen. Beispielsweise zielt die Behandlungsstrategie für Patienten und Patientinnen mit chronischen Schmerzen auf die so genannte Selbstwirksamkeit. Für Menschen mit Querschnittlähmung verfolgt die Therapie in Abhängigkeit des Schädigungsbildes die Wiederherstellung von senso-motorischen Funktionen, oder wenn dies nicht möglich ist, die den kompensatorischen Ersatz fehlender Funktionen. Diese Strategien werden von interdisziplinären Teams getragen. Aufgrund der Interdisziplinarität ist es für interessierte Ärzte sehr wichtig, Spaß an einer Arbeit im Team zu haben.

 

4. Wie sieht eine Behandlung durch einen Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin aus? 

Die ärztliche Betreuung der Patienten umfasst u.a. die fachgebietsübergreifende Diagnostik der Patienten und Patientinnen, die Leitung des interdisziplinären Teams, die Erstellung des Therapieplanes, die Steuerung des Verlaufs, die Festlegung und Veranlassung diagnostischer Maßnahmen. In regelmäßigen interdisziplinären Teambesprechungen und/oder Visiten wird der Therapieplan angepasst.