Heidelberg,
15
März
2023
|
13:59
Europe/Amsterdam

Hebammenschule am Universitätsklinikum Heidelberg schließt ihre Pforten – bleibt aber als Koordinierungsstelle bestehen

Zusammenfassung

Die 1766 gegründete Hebammenschule des Universitätsklinikums Heidelberg schließt / Rückblick auf eine lange und prägende Geschichte / Schule übernimmt Funktion als Koordinierungsstelle für Praxisteil des Studiengangs Hebammenwissenschaften

Nach 257 Jahren schließt am 25. März 2023 die traditionsreiche Hebammenschule der Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg (AfG) des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD). Die Hebammenschule Heidelberg ist eine der ältesten Ausbildungsstätten für Hebammen in Deutschland. Im Zuge der Akademisierung dieses Berufs fungiert sie zukünftig als Koordinierungsstelle für die Praxisphase des Studiengangs Hebammenwissenschaften in Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen (HWG LU). 

Tradition weicht neuen Strukturen

„Die Hebammenschule war ein Segen für das Universitätsklinikum Heidelberg. Nicht nur konnten die Hebammenschülerinnen während ihrer Ausbildung vom großen Spektrum der Universitätsmedizin profitieren. Wir als Haus hatten so auch die Möglichkeit die gut ausgebildeten Hebammen zu übernehmen“, betont Edgar Reisch, Pflegedirektor des UKHD und Geschäftsführer der AfG. „Doch wenn sich eine Türe schließt, so öffnet sich auch wieder eine neue. Wir freuen uns, die bereits bestehende Kooperation mit der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen weiter auszubauen.“ Die Hebammenschule Heidelberg wird zur Koordinierungsstelle des praxisintegrierenden primärqualifizierenden Bachelorstudiengangs Hebammenwissenschaft (B.Sc.). Dabei findet der theoretische Unterricht des dualen Studiums an der HWG LU und der berufspraktische Teil am UKHD statt.

„Der Hebammenberuf geht schon lange über die reine Geburtshilfe hinaus. Zunehmende Komplexität und Innovationen im Gesundheitswesen erfordern immer mehr wissenschaftlich fundiertes Fachwissen und Arbeiten, was durch die Akademisierung stärker gefördert wird“, beschreibt Frank Stawinski, Leiter der AfG, und verweist damit auf die Reform des Hebammengesetzes von November 2019. „Die Umstellung von der Ausbildung zum Studiengang hat sehr gut funktioniert. Im Januar 2022 kamen die ersten Studierenden zur Praxisphase und nun begrüßen wir bereits den zweiten Jahrgang in Heidelberg. Insgesamt sind zurzeit 28 Hebammenstudentinnen für den berufspraktischen Teil ihres Studiums bei uns.“

Prägende Geschichte

1766 veranlassten der damalige Kurfürst Carl Theodor und Kurfürstin Elisabeth Auguste die Gründung der sogenannten Gebäranstalt mit Schule zur ‚Ausbildung von Hebammen und zur Verhütung des Kindsmordes‘ in Mannheim. 1805 riet Franz Anton Mai, damaliger Vorsteher der Anstalt und Rektor der Heidelberger Universität, die Einrichtung nach Heidelberg zu verlegen und an die Hochschule anzuschließen. Ab 1825 mussten per Regierungsverordnung des Landes Baden von nun an auch alle ärztlichen Geburtshelfer einen praktischen Lehrkurs in Heidelberg absolvieren.

Über die Geschichte einer der ältesten Hebammenschulen Deutschlands: „Die Gebäranstalt und später Frauenklinik mit Hebammenschule in Heidelberg hat nicht nur die Region, sondern die Geburtshilfe im Allgemeinen maßgeblich geprägt“ , sagt Anne Fritz, Hebamme und Leiterin der Hebammenschule Heidelberg, und verweist beispielhaft auf den Arzt und Geburtshelfer Franz Carl Nägele, ab 1807 Professor für Geburtshilfe an der Universität Heidelberg. Dieser plädierte unter anderem dafür, eine unkomplizierte Entbindung stets der Hebamme zu überlassen und nur in Notfällen operativ einzugreifen. Dafür entwickelte er die sogenannte Naegel’sche Zange, die heute noch im Einsatz ist. Er führte Phantomübungen ein, an denen Hebammenschülerinnen und Medizinstudierende als tägliches Übungsprogramm teilnehmen mussten, publizierte Lehrbücher, prägte Begriffe der Geburtsmechanik und führte die Errechnung des Geburtstermins aus der Menstruationsanamnese ein.

Nachdem die Hebammenschule 122 Jahre lang räumlich in der Universitäts-Frauenklinik, damals noch im Stadtteil Bergheim, angesiedelt war, zog sie 2006 für den theoretischen Unterricht in die Akademie für Gesundheitsberufe. Als praktische Ausbildungsstätte stand den Hebammenschülerinnen seit 2013 mit der neuen Frauenklinik im Neuenheimer Feld eine der modernsten Geburtskliniken in Deutschland zur Verfügung.