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Geschichte der Radiologie

„Ach, wenn es doch ein Mittel gäbe, den Menschen durchsichtig zu machen wie eine Qualle!“ Bereits drei Jahre vor der Entdeckung der Röntgenstrahlen legte der Dichter Ludwig Hopf alias Philander in einem medizinischen Märchen diese Worte einem jungen Landarzt in den Mund, als dieser nach einer Möglichkeit suchte, in den menschlichen Körper schauen zu können, ohne ihn aufschneiden zu müssen. Die Fee Elektra, nach der das Märchen benannt wurde, erschien dem jungen Arzt und überreichte ihm „zum Heile der Menschheit“ eine Büchse, deren magischer Lichtstrahl Körper durchsichtig machen sollte. Fasziniert von der neuen Möglichkeit, erforschte und analysierte der Landarzt den Agens, stellte ihn künstlich her und übergab ihn als Geschenk der gesamten Menschheit.

„Eine neue glorreiche Zeit für uns Mediziner ist nun angebrochen“

Historische Aufnahme - Portrait von Wilhelm Conrad Röntgen

Tatsächlich begann diese Zeit am 8. November 1895, als der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen bei seinen Forschungen zu elektrischen Entladungen in verdünnten Gasen eine den Physikern bis dato unbekannte Sorte sehr durchdringungsfähiger unsichtbarer Strahlung entdeckte. Als Geburtsstunde der Radiologie gilt die Aufnahme der linken Hand seiner Frau Bertha, die der Physiker am 22. Dezember des gleichen Jahres machte. In einer Sondersitzung der physikalisch-medizinischen Gesellschaft stellte er am 23. Januar 1896 seine Entdeckung vor, die von nun an seinen Namen tragen würde - die „Röntgenstrahlung“.

Röntgen selbst sprach von X-Strahlung, was soviel bedeutet wie „unbekannte Strahlen“, ein Begriff, der sich im anglo-amerikanischen Sprachraum als X-Rays durchsetzen sollte. Die Medizin wurde durch das neue diagnostische Mittel revolutioniert. Erstmals war es möglich, den menschlichen Körper zu durchleuchten, sowie die Anatomie und die Funktion lebender Organe zu erforschen. Ein Sturm der Begeisterung brach los und euphorisch wurde das neue Zeitalter der Medizin gefeiert.

Nur wenige Jahre nach der Entdeckung der Röntgenstrahlen, fand das Verfahren auch in Heidelberg Einzug in die klinische Praxis. „Niemand, dem die Klärung diagnostischer Probleme auf dem Gebiet der Inneren Medizin am Herzen liegt, wird jetzt noch die Röntgenuntersuchung entbehren wollen oder können“, äußerte sich 1909 der Internist Ludolf Krehl, der von 1907 bis 1931 Direktor der Medizinischen Klinik war, die heute nach ihm benannt ist.

Zunächst gelang es den Ärzten in Durchleuchtungsuntersuchungen Knochenbrüche, Fremdkörper und Veränderungen des Skeletts zu diagnostizieren. Die Aufklärung zahlreicher anderer Erkrankungen blieb ihnen dagegen noch verborgen. Heute bedient sich die moderne Radiologie hochspezieller Verfahren. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Positronenemissionstomographie und Sonographie ermöglichen neben der Projektionsradiographie  (dem „konventionellen Röntgen“) neue Dimensionen der Diagnostik bis hin zur molekularen Bildgebung.

Bemerkenswert ist, dass Wilhelm Conrad Röntgen seine bahnbrechende Entdeckung nicht zum Patent angemeldet hat. Ihm war es wichtiger, dass die neuen Strahlen überall schnell zum Wohle der Menschen eingesetzt werden konnten, statt sie zu seinem Vorteil zu vermarkten.