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Geschichte des Instituts für Immunologie in Heidelberg

Am 25. September 1906 erfolgte die feierliche Einweihung des auf eine Initiative des Chirurgen Vincenz Czerny zurückgehenden „Instituts für experimentelle Krebsforschung“ in Heidelberg. Dieses Ereignis markierte zugleich auch die Geburtsstunde der Immunologie und Serumforschung an der Ruprecht-Karls-Universität. Beide Disziplinen gelangten in der Neckarstadt bald zu einer Blüte, die weltweit Beachtung fand. Verknüpft waren die Anfänge der Heidelberger Immunologie mit klingenden Namen: Emil von Dungern, Ludwig Hirschfeld, Hans Sachs und Ernst Witebsky.

Der Biologisch-Chemischen Abteilung stand seit 1906 Emil von Dungern vor. Von Dungern, zuvor am Robert-Koch-Institut für Infektionskrankheiten in Berlin tätig, gelang in Heidelberg zusammen mit Ludwig Hirschfeld der Nachweis der Erblichkeit des 1900 von Landsteiner in Wien entdeckten menschlichen Blutgruppensystems. Auf Hirschfeld und von Dungern geht die Namensgebung der Blutgruppen A, B, AB und 0 zurück, die sich 1927 durchsetzte und auch heute noch eine zentrale Rolle in der Transfusionsmedizin spielt. Von Dungerns wichtigster Mitarbeiter war in den Jahren 1908 bis 1911 Ludwig Hirszfeld. In Breslau existiert heute das „Ludwig-Hirszfeld-Institut“ der Polnischen Akademie der Wissenschaften.

Immunitäts- und Serumforschung

Seit 1920 stand Hans Sachs, Schüler und Wissenschaftlicher Mitarbeiter Paul Ehrlichs, dem Institut für Immunitäts- und Serumforschung des Krebsforschungsinstituts vor. Beide Gebiete wurden bis in die 30er Jahre in Deutschland wesentlich durch ihn beeinflusst. Zusammen mit Ernst Witebsky, der seit 1925 in Heidelberg tätig war, arbeitete Sachs an Untersuchungen über die Bedeutung der Lipoide für die Krebsimmunität. Ernst Witebsky begründete durch seine Arbeiten das Forschungsgebiet der Immunologischen Organspezifität. Sachs festigte in dieser Zeit seinen immensen Ruf als international führender Immunologe. Als Jude allerdings geriet er ins Visier der Nationalsozialisten. Endgültig wurde Sachs 1936 aus seiner Universitätsposition entlassen. Auch Witebsky fiel dem Rassenwahn der NS Machthaber zum Opfer. Er emigrierte 1933 über die Schweiz in die USA. Jünger als Sachs konnte Witebsky seine glänzende Karriere als Serologe dort fortsetzen. In Buffalo/USA existiert das „Ernest Witebsky Institute“. In wenigen Jahren hatten die Nationalsozialisten mit der Immunologie eines der damals schon vielleicht wichtigsten und zukunftsweisenden medizinischen Forschungsgebiete der Ruprecht-Karls-Universität zerschlagen.

Von der Immunhämatologie zur Transplantationsimmunologie

Erst Jahrzehnte später konnte die Universität in Heidelberg an die früheren Forschungserfolge anknüpfen. Dies geschah mit der Berufung von Klaus Rother. Nach seinem Medizinstudium in Mainz, Berlin und Freiburg wechselte er 1957 an die Universität von Cleveland/USA und begann hier seine Forschungen über das Komplementsystem. Wegen fehlender wissenschaftlicher Arbeitsmöglichkeiten in der Immunologie in Deutschland emigrierte Rother 1961 in die USA und wurde Professor für Pathologie an der New York University. 1968 übernahm Klaus Rother eine Forschungseinheit am Max-Planck-Institut für Immunologie in Freiburg und wurde 1971 zum Direktor des Instituts für Immunologie der Universität Heidelberg berufen, eine Funktion, die er bis zu seiner Emeritierung 1994 wahrnahm. Klaus Rother hat das Verdienst, die große Heidelberger Tradition in der Immunhämatologie mit der modernen Immunologie zu verbinden. Ihm ist es auch zu verdanken, durch die strukturelle und thematische Verknüpfung von Teilaspekten wie Immunchemie, Immunbiologie und Pathologie, Zelluläre Immunologie, Bluttransfusionswesen und Transplantationsimmunologie ein bedeutendes translational orientiertes Institut für Immunologie zu etablieren. Die konsequente Orientierung auf die Erforschung des menschlichen Immunsystems, die Klaus Rother einleitete, ist auch heute eines der bedeutendsten Alleinstellungsmerkmale dieser Institution.

1994 wurde Stefan Meuer auf das Ordinariat „Allgemeine Immunologie“ und zum Direktor des Instituts für Immunologie berufen. Stefan Meuer hat Humanmedizin an der Universität Mainz studiert. Er verfügt über die Facharztanerkennungen „Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie“ und „Innere Medizin“ und führt die Zusatzbezeichnung „Bluttransfusionswesen“. 1986 erhielt er den Ruf auf die Professur für „Angewandte Immunologie“ am Deutschen Krebsforschungszentrum und leitete bis 1995 die gleichnamige Abteilung. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Immunbiologie humaner immunkompetenter Zellen. Von 1997 – 2015 war er Sprecher zweier DFG-geförderter Sonderforschungsbereiche (SFB 405 und SFB 938).

Gründung des Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Zelltherapie Heidelberg

2005 erfolgte die Ausgründung der Blutbank des Instituts in die IKTZ gGmbH („Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Zelltherapie Heidelberg“) als Gemeinschaftsunternehmen des DRK-Blutspende Dienst Baden-Württemberg – Hessen und des Universitätsklinikums Heidelberg, in dem Meuer die Funktionen des Geschäftsführers und ärztlichen Leiters wahrnahm. 2011 erwarb die IKTZ gGmbH eine GMP-Anlage für die Blutstammzellprozessierung, die die hämatologischen Einheiten des Universitätsklinikums Heidelberg und des Universitätsklinikums Mannheim versorgt. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Professor Opelz aus seinem Amt des Leiters der Abteilung „Transplantationsimmunologie“ des Instituts für Immunologie wurde diese Abteilung 2015 mit der Abteilung „Allgemeine Immunologie“ fusioniert.

Seitdem vertritt das Institut für Immunologie zusammen mit der IKTZ gGmbH vollumfänglich alle Bereiche der modernen Transfusionsmedizin, nämlich Blutspende, Blutbank, Immungenetik, GMP-Kompetenz und immunologische Spezialdiagnostik. Es beherbergt auch wesentliche Aktivitäten der „Heidelberger Blutstammzellregisters (HSR)“. Mehr als 150 ausgebildete Fachkräfte versorgen neben >25 Abteilungen des Universitätsklinikums Heidelberg und dessen klinischen Töchtern sämtliche Krankenhäuser und Praxen im Heidelberger Umfeld. Es verfügt über die Weiterbildungsermächtigungen zum „Facharzt für Transfusionsmedizin“ (LÄK) sowie zum „Fachimmunologen“ (DGfI).

Das Institut verfügt über exzellent ausgestattete Forschungslaboratorien sowie zwei moderne zentrale Einrichtungen auf den Gebieten „Durchflusszytometrie“ und „Molekulares Imaging“. Im wissenschaftlichen Bereich arbeiten weitere ca. 70 Mitarbeiter/innen in mehreren Arbeitsgruppen (Zelluläre Immunologie, Molekulare Immundiagnostik, Immunchemie, CTS-Studie), der Sektion „Molekulare Immunologie“ und der Tandemgruppe „Translationale Immunologie“ der Max-Planck-Gesellschaft. Seit 2015 existiert hier die Forschergruppe „Sepsis“ der Abteilung für Anästhesiologie des Universitätsklinikums Heidelberg.