Neurofibromatosezentrum

Willkommen

Liebe Patientinnen, Patienten und Besucher,

herzlich willkommen am Neurofibromatosezentrum des Universitätsklinikums Heidelberg. In diesem Zentrum sind alle Fachrichtungen vertreten, die mit ihrer Expertise Patientinnen und Patienten mit Neurofibromatose Typ 1 (NF1) sowie NF2-assoziierter Schwannomatose (früher Neurofibromatose Typ 2).  behandeln und/oder diagnostizieren können. In den einzelnen Fächern und Subspezialitäten herrscht eine sehr hohe fachliche Expertise, sodass wir Patientinnen und Patienten jeden Alters behandeln, jegliche Diagnostik durchführen und durch die breite Bandbreite der Therapien jeweils die individuell passende zur Verfügung stellen können. So können alle Patientinnen und Patienten zum passenden Zeitpunkt ihrer Erkrankung nach sehr individueller Diagnostik mit der individuell passenden Therapie behandelt werden.

Aufgrund der Komplexität der Erkrankung werden all diese Fälle auch in unseren verschiedenen Tumorkonferenzen interdisziplinär besprochen. Hierfür stehen das neuroonkologische Tumorboard, das pädiatrische neuroonkologische Tumorboard, das Schädelbasisboard und das Sarkombord zur Verfügung.

Für dezidierte Schmerzsyndrome stehen insbesondere auch das Tumor-Schmerz-Board sowie die schmerztherapeutischen Sektionen der Klinik für Anästhesie und der Neurochirurgischen Klinik zur Verfügung.

Mit unserem Engagement für modernste Behandlungsmethoden, jahrzehntelanger Erfahrung und einer auf den Einzelnen abgestimmten Versorgung steht Ihnen unser Team in jeder Phase unterstützend zur Seite.

Egal, ob Sie sich einer Tumoroperation benötigen oder innovative Therapien in Anspruch nehmen möchten – wir setzen alles daran, Ihren Aufenthalt so wirkungsvoll und angenehm wie möglich zu gestalten. Unsere Spezialistinnen und Spezialisten arbeiten eng mit Expertinnen und Experten anderer Fachrichtungen zusammen, um Ihnen eine umfassende und individuell abgestimmte Versorgung zu bieten, die sich an Ihren persönlichen Bedürfnissen und Therapiezielen orientiert. 

Mit freundlichen Grüßen,


Univ.-Prof. Dr. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Direktor der Klinik für RadioOnkologie und Strahlentherapie 

Univ.-Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Jürgen Hoffmann, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Univ.-Prof. Dr. Sandro Krieg, Direktor der Klinik für Neurochirurgie

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wick, Direktor der Klinik für Neurologie

Univ.-Prof. Dr. Christian Schaaf, Direktor des Insituts für Humangenetik

Univ.-Prof. Dr. Patrick Schuler, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde

Prof. Dr. Olaf Witt & Prof. Dr. Kristian Pajtler, Klinik für pädiatrische Onkologie

 

 


Beteiligte Fachdisziplinen

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

Die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ist auf die operative Behandlung von Veränderungen im Bereich von Mund, Kiefer und Gesicht spezialisiert, die im Rahmen einer Neurofibromatose auftreten können. Dazu gehören Tumorentfernungen, komplexe Rekonstruktionen sowie ästhetisch-funktionelle Wiederherstellungen. Mit chirurgischer Expertise und neuester Technologie stellen wir eine sichere, präzise, minimalinvasive und patientenorientierte Versorgung sicher.

Neurochirurgie

Die Neurochirurgie beschäftigt sich mit der operativen Behandlung von Neurofibromatose-assoziierten Tumore des zentralen und peripheren Nervensystems, wie z.B. beidseitige Vestibularisschwannome, Neurofibrome oder Opticusgliome. Für das Autreten solcher Tumore im Kindesalter haben wir eine eigene Sektion für pädiatrische Neurochirurgie, welche sich auf diese Eingriffe spezialisiert hat. Technische Innovationen wie Navigation, intraoperative Bildgebung und minimalinvasive Verfahren sind zentrale Bestandteile der modernen Neurochirurgie.

Insitut für Humangenetik

Wir klären Diagnose, genetische Ursache und Vererbungsfragen bei Neurofibromatose - beraten Betroffen und Familien verständlich und kümmern uns um weiterführende genetische Tests.

Klinik für Neurologie

Wir untersuchen und behandeln neurologische Beschwerden bei Neurofibromatose, wie z.B. Schmerzen, Sensibilitätsstörungen oder Funktionsausfälle und koordinieren weiterführende Diagnostik wie MRT oder neurophysiologische Untersuchungen.

Radioonkologie und Strahlentherapie

Wir beurteilen, ob und wann bei einer Neurobromatose eine Strahlentherapie sinnvoll ist, und bieten - falls indiziert - moderne, zielgerichtete und mögliche gewebeschonende Bestrahlungsverfahren an. Ziel ist es, Tumorgewebe präzise zu zerstören oder zu kontrollieren, während gesundes Gewebe bestmöglich geschont wird. Dabei kommen hochmoderne Verfahren wie die Protonentherapie und bildgestützte Bestrahlungstechniken zum Einsatz. Als eines von wenigen Zentren in Deutschland ist ebenfalls die Bestrahlung mit Schwerionen am HIT (Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum) möglich.

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde umfasst die Diagnostik und Therapie von Neurofibromatose-assoziierte Veränderungen im Kopf-Hals-Bereich - zum Beispiel am Hörnerven.  Die HNO bietet neben chirurgischen Eingriffen auch moderne Methoden zur Hörversorgung an.

Klinik für pädiatrische Onkologie

Wir begleiten Kinder und Jugendliche mit Neurofibromatose-bedingten Tumorerkrankungen. Von der Diagnstoik über moderne medikamentöse Therapie (z.B. MEK-Inhibitoren) bis zur langfristigen Nachsorge - in enger Abstimmung mit allen beteiligten Fachdisziplinen.

Über das Neurofibromatosezentrum

Umfassende Expertise

Unser Zentrum ist auf die Behandlung des gesamten Spektrums der Neurofibromatosen spezialisiert. Das Team wird von international anerkannten Experten geleitet, die über umfassende Erfahrung sowohl in der Versorgung routinemäßiger als auch besonders anspruchsvoller Fälle verfügen.

Interdisziplinärer Ansatz

Das Zentrum arbeitet eng mit Spezialisten anderer Fachrichtungen des Universitätsklinikums zusammen, um eine umfassende Versorgung zu gewährleisten, die alle Aspekte der Erkrankung unserer Patientinnen und Patienten berücksichtigt. Dieser integrierte Ansatz ermöglicht es uns, insbesondere für komplexe Krankheitsbilder, optimale und individuell abgestimmte Behandlungspläne zu erstellen.

Modernste Technologie

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist mit den neuesten chirurgischen Technologien ausgestattet, darunter 3D-Bildgebung und computerunterstützte Chirurgie. Diese ermöglichen uns hochpräzise und minimalinvasive Eingriffe. Der Einsatz dieser Technologien trägt zu besseren Behandlungsergebnissen, kürzeren Erholungszeiten und einer optimierten ästhetischen Ergebnisqualität bei. Zusätzlich sind modernste Bestrahlungstechniken wie z.B. die Schwerionenbestrahlung über das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) möglich.

Forschung und Innovation

Als Teil des Universitätsklinikums Heidelberg, einer der führenden medizinischen Forschungseinrichtungen Europas, ist das Zentrum aktiv in klinische Forschung und Studien eingebunden. Dadurch profitieren unsere Patientinnen und Patienten von den neuesten Fortschritten in der Tumorbehandlung. Gleichzeitig leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung medizinischen Wissens und moderner Behandlungsmethoden.


Welche Erkrankungen werden vom Neurofibromatosezentrum behandelt?

Dank der engen Zusammenarbeit der Fachabteilungen für Neurochirurgie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Humangenetik, Pädiatrie, Neurologie sowie Radioonkologie und Strahlentherapie können wir eine umfassende, spezialisierte Diagnostik und Therapie aus einer Hand anbieten. Je nach Erkrankung entwickeln wir gemeinsam eine individuell abgestimmte Behandlung – von chirurgischen Eingriffen über Strahlen- oder Chemotherapie bis hin zu kombinierten, innovativen Therapiekonzepten.

 

Die Neurofibromatose Typ 1 (NF1) ist eine genetisch bedingte Erkrankung, die durch eine Veränderung (Mutation) auf Chromosom 17 entsteht. Sie gehört zu den häufigsten erblichen Tumorerkrankungen und betrifft etwa einen von 3.000 Menschen.

Etwa 50 % der Fälle werden vererbt, während die andere Hälfte durch eine Neumutation entsteht, also zufällig bei einem Kind auftritt, ohne dass ein Elternteil betroffen ist.

Erste Anzeichen

Die Erkrankung wird häufig schon im Kindesalter erkannt. Typisch sind mehrere hellbraune Hautflecken, sogenannte Café-au-lait-Flecken, die meist in den ersten Lebensjahren sichtbar werden.

Diagnose

Die Diagnose wird in erster Linie klinisch, also durch eine ärztliche Untersuchung gestellt. In vielen Fällen erfolgt zusätzlich eine genetische Untersuchung (über eine Blutprobe, eventuell auch über Tumorgewebe).

Eine klinische Diagnose gilt als gesichert, wenn mindestens zwei der folgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Sechs oder mehr Café-au-lait-Flecken – größer als 5 mm vor der Pubertät oder größer als 15 mm nach der Pubertät
  • Sommersprossenartige Pigmentierungen in den Achselhöhlen oder in der Leistengegend („Freckling“)
  • Zwei oder mehr Neurofibrome (gutartige Nerventumoren der Haut oder Unterhaut) oder mindestens ein plexiformes Neurofibrom (PNF)
  • Zwei oder mehr Irisknötchen (Lisch-Knötchen) oder zwei oder mehr choroidale Anomalien (Veränderungen an der Aderhaut des Auges)
  • Typische Knochenveränderungen, z. B. eine Keilbeindysplasie oder eine Pseudoarthrose (falsches Gelenk) eines langen Röhrenknochens
  • Ein Tumor am Sehnerv (Optikusgliom)
  • Eine nachgewiesene NF1-Genmutation mit einer Allelfrequenz von 50 % im Blut
  • Ein Verwandter ersten Grades (Elternteil, Geschwister oder Kind) mit bestätigter NF1-Diagnose nach den oben genannten Kriterien

Wichtige Hinweise

  • Sind nur Café-au-lait-Flecken vorhanden, ist eine NF1 möglich, aber es kann sich auch um eine andere Erkrankung handeln, z. B. das Legius-Syndrom.
  • Eine Keilbeindysplasie gilt nicht als eigenständiges Diagnosekriterium, wenn gleichzeitig ein plexiformes Neurofibrom der Augenhöhle auf derselben Seite besteht.
  • Bei einem Kind eines Elternteils mit NF1 reicht bereits ein Kriterium aus der obigen Liste aus, um die Diagnose zu stellen.

 

Die NF2-bedingte Schwannomatose (früher Neurofibromatose Typ 2, NF2) ist eine seltene genetische Erkrankung, die durch eine Veränderung (Mutation) im NF2-Gen auf Chromosom 22 entsteht.

Etwa eine von 40.000 Personen ist betroffen.
In rund 50 % der Fälle wird die Erkrankung vererbt, in den übrigen Fällen entsteht sie spontan (Neumutation), ohne dass ein Elternteil betroffen ist.

Erste Symptome

Die Erkrankung macht sich häufig im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter bemerkbar.
Manchmal treten jedoch bereits im Kindesalter unspezifische Beschwerden auf, die zunächst nicht mit NF2 in Verbindung gebracht werden. Solche Frühsymptome können z. B. Gleichgewichtsstörungen, Hörprobleme oder Sehstörungen sein.

Krankheitsbild

NF2 ist ein sogenanntes Tumordispositionssyndrom. Das bedeutet, dass Betroffene eine genetische Veranlagung haben, bestimmte gutartige Tumoren des zentralen und peripheren Nervensystems zu entwickeln. Dazu gehören:

  • Schwannome (v. a. an Hör- und Gleichgewichtsnerven)
  • Meningeome (Hirnhaut-Tumoren)
  • Ependymome (Rückenmarks-Tumoren)

Darüber hinaus können auch Veränderungen an Augen, Knochen und Haut auftreten, z. B.:

  • Augen: Früher Grauer Star (juvenile Katarakt), retinale Hamartome
  • Knochen: Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung), Trichterbrust
  • Haut: Kutane Schwannome (Knoten in oder unter der Haut)

 

Typische Symptome

Charakteristisch für NF2 ist das Auftreten von beidseitigen Vestibularisschwannomen (auch bekannt als Akustikusneurinome).
Diese Tumoren betreffen den Hör- und Gleichgewichtsnerv und können verursachen:

  • Hörminderung oder Hörsturz
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Gleichgewichtsstörungen oder Schwindel
  • in seltenen Fällen eine Gesichtslähmung (Fazialisparese)

 

Diagnose

Die Diagnose einer NF2-bedingten Schwannomatose erfolgt nach den aktuellen Kriterien (Plotkin et al., Genet Med. 2022).
Sie gilt als gesichert, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:

  1. Beidseitige Vestibularisschwannome
    (Tumoren an beiden Hör- und Gleichgewichtsnerven)
  2. Nachweis einer krankheitsverursachenden NF2-Genveränderung
    in mindestens zwei unterschiedlichen NF2-assoziierten Tumoren
    (z. B. Schwannome, Meningeome oder Ependymome)
  3. Gesicherte Mosaikform der Erkrankung:
    Eine pathogene NF2-Genmutation mit einer Allelfrequenz unter 50 %
    in nicht betroffenen Geweben (z. B. Blut oder gesunder Haut)

 

Hinweis zu Mosaiken

Bei einer sogenannten Mosaikform liegt die Genveränderung nicht in allen Körperzellen vor.
Das kann dazu führen, dass die Erkrankung milder verläuft oder später erkannt wird.
Trotzdem können auch Kinder von Betroffenen das Risiko einer NF2-Veranlagung haben, weshalb eine genetische Beratung sinnvoll ist.

Patientenanmeldung im Neurofibromatosezentrum

Service für internationale Patientinnen und Patienten

Am Universitätsklinikum Heidelberg wissen wir, dass eine medizinische Behandlung im Ausland eine große Herausforderung sein kann. Unser International Office unterstützt internationale Patientinnen und Patienten in jeder Phase ihres Aufenthalts und bietet folgende Leistungen an:

  • Individuelle Behandlungspläne: Unsere Chirurgen entwickeln einen auf Ihre spezifische Erkrankung und Ihre Bedürfnisse abgestimmten Therapieplan.
  • Mehrsprachige Unterstützung: Wir bieten Sprachassistenz und Dolmetscherdienste an, um eine klare und reibungslose Kommunikation während des gesamten Behandlungsprozesses sicherzustellen.
  • Logistische Unterstützung: Das International Office hilft Ihnen und Ihrer Familie bei der Organisation von Reise, Unterkunft und weiteren unterstützenden Dienstleistungen.

Kontakt

Wenn Sie eine Behandlung am Schädelbasiszentrum des Universitätsklinikums Heidelberg in Erwägung ziehen, steht Ihnen unser Team gerne zur Verfügung. Bitte wenden Sie sich an das International Office, um weitere Informationen zu erhalten oder einen Beratungstermin mit einem unserer Spezialisten zu vereinbaren.

international.office(at)med.uni-heidelberg.de

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