Heidelberg,
15
Dezember
2023
|
15:17
Europe/Amsterdam

„Der Ball ist eben überall rund“: Wie Goli Aarabi-Jaha mit Sport Grenzen überwindet

Zusammenfassung

Goli Aarabi-Jaha aus dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) engagiert sich in ihrer Freizeit mit Sportangeboten für die Flüchtlingshilfe, bietet u.a. Basketballtraining für Kinder und Jugendliche an. Dabei beobachtet sie nicht nur jede Woche aufs Neue, wie der gemeinsame Sport Menschen aus der ganzen Welt verbindet, sondern erlebt mitunter auch sehr bewegende Momente. 

Goli Aarabi-Jaha arbeitet als Teamassistentin Qualitätsmanagement am Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) des Universitätsklinikums Heidelberg. Daneben ist die sportbegeisterte Heidelbergerin als Basketballtrainerin aktiv und leitet außerdem ein Sportangebot in der Flüchtlingshilfe am Ankunftszentrum Patrick Henry Village (PHV).

Bevor „Frau Sozial“, wie die 34-jährige von ihren Schützlingen liebevoll genannt wird, das Basket- und Fußballangebot im PHV auf die Beine stellte, engagierte sie sich bereits als Kinder-Basketballtrainerin beim TSV Wieblingen. Bis zum letzten Jahr spielte sie darüber hinaus auch aktiv in der Damenmannschaft des Vereins. Ballsportbegeistert war sie schon immer. Zum Basketball kam sie allerdings erst vor einigen Jahren über ihren Sohn, der inzwischen neun Jahre alt ist. Da es damals im TSV kein Angebot für kleine Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren gab, stellte Aarabi-Jaha kurzerhand eines auf die Beine. Pädagogische Kenntnisse brachte sie mit, da sie nach einem Lehramtsstudium unter anderem als Tagesmutter für das Jugendamt Mannheim und in einem Kindergarten arbeitete.

Aarabi-Jaha ist in Ludwigshafen aufgewachsen, ihre Eltern sind 1982 aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Während des Studiums lebte sie in Mannheim, lernte 2007 ihren Mann kennen, der zehn Jahre zuvor aus dem Kosovo geflüchtet war. Zusammen erfüllte sich das Paar im Jahr 2019 den gemeinsamen großen Traum, in Heidelberg zu wohnen. „Wenn Du in Ludwigshafen groß wirst, dann ist Heidelberg der Ort, wo Du unbedingt mal leben möchtest“, erklärt Aarabi-Jaha lachend. Nach dem Umzug bewarb sie sich am KKS, wo sie seit 2022 als Teamassistentin Qualitätsmanagement arbeitet.

 

Ein Vorbild für Geflüchtete

Bereits während ihrer Zeit in Mannheim war Aarabi-Jaha ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv. Sie kennt die Probleme, mit denen Geflüchtete oft konfrontiert sind. Durch ihr familiäres Umfeld kam sie früh mit den unterschiedlichsten Migrations- und Integrationsthemen in Berührung.  „Ich weiß, wie es sich anfühlt, fremd zu sein – anders zu sein. Das hilft mir, einen Zugang zu den Geflüchteten zu finden. Ich spreche Farsi (Persisch) und Englisch, habe Grundkenntnisse in Albanisch und Arabisch, so dass ich mich mit Menschen vieler Nationen verständigen kann und sie mir Vertrauen schenken“, erklärt sie. „Viele begreifen mich sogar als eine Art Vorbild, weil ich aussehe wie sie, ihre Sprache spreche, und in Deutschland ein aus ihrer Sicht privilegiertes Leben führe.“

Als 2022 die ukrainische Flüchtlingswelle anrollte, startete sie eine Spendenaktion: Sie rief in ihrem Sportverein dazu auf, Turnbeutel mit Schuhen im PHV für ukrainische Schulkinder abzugeben. Wenig später entwickelte sie ein Basketballangebot für die Bewohner des PHV. Einmal wöchentlich bietet sie seither ehrenamtlich zusammen mit Helferinnen und Helfern ein Sportprogramm für Geflüchtete aus aller Welt an. Mit Basketball für Kinder und Jugendliche fing es an, inzwischen gehört auch Fußball für Herren dazu. „Wir wollten auch etwas für erwachsene Männer anbieten, die – was die Beschäftigungsangebote angeht – eine unterrepräsentierte Gruppe darstellen“, so Aarabi-Jaha. „Und weil wir in den umliegenden Vereinen niemanden fanden, der die Gruppe betreuen wollte, und ich mich mit Fußball ganz gut auskenne, habe ich das eben auch noch übernommen.“

 

„Endlich spielt mal jemand mit mir!“

Zu ihren Schützlingen gehören Geflüchtete fast aller Nationen und jeden Alters. Aarabi-Jaha erzählt von einer ganz besonderen rührenden Bekanntschaft: „Vor einiger Zeit kam auch ein vierjähriges iranisches Mädchen mit seinem Papa zu unserem Sportangebot. Das Kind hielt jedes Mal ein Kuscheltier fest umschlungen im Arm. Ich beschäftigte mich ein bisschen mit dem Mädchen. Irgendwann kam zu mir und sagte: ‘Endlich spielt mal wieder jemand mit mir!‘ Und dann schenkte es mir sein Kuscheltier – eine Geste, die mich heute noch sehr berührt.“

Aarabi-Jaha erlebt am PHV immer wieder emotionale Momente, Momente hinter denen oft tragische Schicksale stehen. Und immer wieder stellt sie fest, dass der gemeinsame Sport Menschen aus der ganzen Welt verbindet, Brücken baut und Mauern einreißt. „Der Ball ist eben überall rund“, sagt sie.

 

Dranbleiben – für die Zukunft unserer Kinder

Ans Aufhören denkt Aarabi-Jaha noch lange nicht. „Momente wie die mit dem vierjährigen Kind motivieren mich zum Dranbleiben. Ich würde mir wünschen, dass mehr Leute sich für diese sinnstiftende Arbeit begeistern können und Berührungsängste hinter sich lassen. Auch diese Kinder sind die Zukunft unseres Landes. In der Flüchtlingshilfe haben wir die Möglichkeit, ein wenig dazu beizutragen, dass sie sich gut entwickeln.“

Aus der Reihe “Portrait des Monats”

Knapp 15.000 Menschen aus über 125 Nationen arbeiten in der Heidelberger Universitätsmedizin, dem größten Arbeitgeber der Region und eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland und Europa. Einmal im Monat portraitiert das Redaktions-Team der myUKHD-App, der Mitarbeitenden-App am Universitätsklinikum Heidelberg, Kolleginnen und Kollegen, die neben ihrer Tätigkeit in der Universitätsmedizin einem außergewöhnlichen Hobby oder einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen. 

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