Heidelberg,
14
März
2024
|
13:00
Europe/Amsterdam

Drei Fragen an Prof. Dr. Alexander Dalpke, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Mikrobiologie und Hygiene und neues Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Zusammenfassung

Am 12. und 13. März treffen sich die Expertinnen und Experten der neu zusammengesetzten STIKO zur ersten gemeinsamen Sitzung. Neu mit dabei ist dann auch Prof. Dr. Alexander Dalpke, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Mikrobiologie und Hygiene und Stellvertretender Sprecher des Zentrums für Infektiologie am UKHD. Wir haben uns mit ihm im Vorfeld der kommenden STIKO-Sitzung unterhalten.

Herr Professor Dalpke, herzlichen Glückwunsch zur Aufnahme in die STIKO, die ständige Impfkommission. Freuen Sie sich auf diese Aufgabe? Was erwartet Sie?

Ich habe mich sehr über die Anfrage des Bundesministeriums für Gesundheit zur Mitarbeit in der STIKO gefreut und bin jetzt sehr gespannt auf die Arbeit, die im März beginnt. Die STIKO ist ein Gremium aus unabhängigen und ehrenamtlich tätigen Expertinnen und Experten, das sich umfassend mit den vielfältigen Aspekten zu Schutzimpfungen und Infektionskrankheiten beschäftigt und – dafür ist die STIKO der breiten Öffentlichkeit bekannt – die Impfempfehlungen für Deutschland ausspricht. Betont werden sollte dabei die Unabhängigkeit des Expertengremiums und dessen Besetzung mit Personen aus sehr unterschiedlichen Arbeitsfeldern, sodass Impfempfehlungen ausgesprochen werden, die verschiedene Blickwinkel berücksichtigen. Wichtig ist mir auch der Anspruch der STIKO, dass die Empfehlungen evidenzbasiert sind, sich also aus nachvollziehbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen ableiten. Das ist meines Erachtens einer der wichtigsten Aspekte, der für eine breite Akzeptanz notwendig ist und entspricht ganz meinem Vorgehen als Wissenschaftler.

Prof. Dr. Alexander Dalpke, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Mikrobiologie und Hygiene und neues Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Ich habe mich sehr über die Anfrage des Bundesministeriums für Gesundheit zur Mitarbeit in der STIKO gefreut und bin jetzt sehr gespannt auf die Arbeit, die im März beginnt.

Prof. Dr. Alexander Dalpke, Ärztlicher Direktor der Medizinischen Mikrobiologie und Hygiene und neues Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO)

Welche Expertise bringen Sie persönlich mit in dieses wichtige Gremium?

Ich selbst bin zum einen Mikrobiologie, beschäftige mich also mit den Erregern von Infektionskrankheiten, und bin außerdem Immunologe und interessiere mich deshalb für Fragen der Auseinandersetzung von mikrobiellen Erregern mit dem Menschen als Wirt. Meine wissenschaftlichen Arbeiten ordnen sich der Infektionsimmunologie zu und diese befasst sich unter anderem auch mit der Entwicklung und Anwendung von Impfstoffen. Speziell arbeite ich an der Erkennung mikrobieller Bestandteile durch das angeborene Immunsystem, in den letzten Jahre vor allem zur Immunogenität von RNA. Daraus entsteht dann eine Expertise speziell für RNA-Impfstoffe und für die neu entwickelten Adjuvantien/Impfverstärker.

Der Austausch der meisten Mitglieder der STIKO bei der letzten Wahl hat auch zu Unruhe geführt, weil dadurch angeblich die große Erfahrung aus der Corona-Pandemie verloren gegangen sei. Was antworten Sie den Kritikern?

Es stimmt, dass ein großer Teil der Mitglieder der STIKO neu berufen wurde – aber eben auch nicht alle. Außerdem verfügt die STIKO über eine mit mehreren Wissenschaftlern besetzte Geschäftsstelle, die nicht nur organisatorische, sondern vorrangig auch wissenschaftliche Aufgaben hat und wissenschaftlich fundierte Entscheidungsvorlagen vorbereitet. Insofern ist sehr wohl eine Kontinuität bezüglich der Arbeitsweise gegeben und die neu zusammengesetzte STIKO kann auf diese aufbauen. Grundsätzlich sehe ich einen regelmäßigen Wechsel von Mitgliedern in Kommissionen als erstrebenswert im Sinne einer transparenten und demokratischen Abbildung von Fachexpertise an.

 

Die Ständige Impfkommission (STIKO)

Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein unabhängiges, ehrenamtliches Expertengremium, das Impfempfehlungen für die Bevölkerung in Deutschland entwickelt. Dabei orientiert sie sich an den Kriterien der evidenzbasierten Medizin und berücksichtigt sowohl den individuellen Nutzen für geimpfte Personen als auch den Nutzen für die gesamte Bevölkerung.

Ihre Arbeit wird von der STIKO-Geschäftsstelle im Fachgebiet Impfprävention des Robert Koch-Instituts koordiniert und beispielsweise durch systematische Analysen der Fachliteratur unterstützt. Ziel ist es, die Impfempfehlungen an neue Impfstoffentwicklungen und Erkenntnisse aus der Forschung optimal anzupassen. Die STIKO gibt neben den Empfehlungen zu Standardimpfungen auch Empfehlungen zu Indikationsimpfungen bei besonderen epidemiologischen Situationen oder Gefährdungen für bestimmte Personengruppen. Diese umfassen auch Impfungen aufgrund von beruflichen bzw. arbeitsbedingten Risiken sowie Reiseimpfungen.

Für die Zulassung eines Impfstoffs ist dessen Wirksamkeit (im Vergleich zu Placebo oder einem bereits verwendeten Impfstoff) und Unbedenklichkeit/Sicherheit (u. a. Häufigkeit von Impfreaktionen und Nebenwirkungen) relevant. Darauf aufbauend analysiert die STIKO das Nutzen-Risiko-Verhältnis für die zu impfende Gruppe, unter Einbeziehung der Epidemiologie auf Bevölkerungsebene und der Effekte verschiedener Impfstrategien für Deutschland. Außerdem entwickelt die STIKO Kriterien zur Abgrenzung einer üblichen Impfreaktion von einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung.

Die STIKO steht direkt und über ihre Geschäftsstelle in regelmäßigem Austausch mit Forschungseinrichtungen und mit Impfkommissionen anderer Länder.

Aus der Reihe “3 Fragen an…”

Etwa 15.000 Menschen aus 125 Nationen arbeiten in über 140 Berufen an der Heidelberger Universitätsmedizin. Als Ärztinnen, Pfleger, Forschende, IT-Spezialistinnen oder Köche sind sie täglich im Dienste medizinischer Forschung und Lehre und bestmöglicher Patientenversorgung im Einsatz. In der Rubrik “3  Fragen an…” stellt das Redaktions-Team der “My UKHD” App, der Mitarbeiter-App am Universitätsklinikum Heidelberg, einige von ihnen anhand eines kurzen Interviews vor.