Heidelberg,
09
Oktober
2023
|
12:56
Europe/Amsterdam

Drei Fragen an Dr. Merle Brunnée, Weltmeisterin im Langdistanz-Duathlon

Zusammenfassung

Die Ärztin aus der Neuroradiologie gewann Anfang September 2023 beim 34. Powerman in Zofingen in der Schweiz WM-Gold. Was sie zu ihrem Erfolg sagt und wie ihr der Spagat zwischen Beruf und Sport gelingt? Wir haben uns mit der 29-Jährigen unterhalten.

Ihr Triumph im Langdistanz-Duathlon bei den Weltmeisterschaften in der Schweiz ist jetzt einen knappen Monat her. Wie blicken Sie auf diesen erfolgreichen Tag zurück?

Den Leistungssport betreibe ich nun schon seit einigen Jahren, da gehört auch ein voller Wettkampfkalender dazu. Die Duathlon-Weltmeisterschaft war in dieser Saison natürlich mein Höhepunkt und Hauptziel, auf das ich mich intensiv vorbereitet habe und auf das vor allem in den Wochen unmittelbar vor der WM das Training spezifisch ausgelegt war. Am Wettkampftag selbst hat dann alles gestimmt: mein Trainingszustand war in Höchstform, die Vorfreude und Motivation groß, ich konnte meine beste Leistung abrufen und mich dann in diesem langen, herausfordernden Wettkampf in einem wirklich spannenden Duell gegen die letztendlich Zweitplatzierte durchsetzen. Ich freue mich sehr über diesen Erfolg und bin stolz auf meine Leistung, zumal ich im Vorfeld meine Leistung im internationalen Duathlon-Feld kaum einschätzen konnte. Dass die Konkurrenz stark sein würde, war abzusehen. Deshalb ist der Sieg für mich ein absoluter sportlicher Höhepunkt. Direkt nach dem Wettkampf wurde der Weltmeistertitel mit einer feierlichen Zeremonie zelebriert, bei der ich eine bunte Mischung der Gefühle hatte: Freude, Stolz, Erleichterung, aber auch große körperliche Erschöpfung – ein Moment, der für mich unvergesslich ist und den ich genossen habe. Am gleichen Abend nach dem Wettkampf sind mein Freund und ich noch zurück nach Heidelberg gereist, da wir beide am nächsten Morgen wieder regulär in der Klinik gearbeitet haben. Dieser so schnelle „Welten-Wechsel“ aus meiner Rolle als Leistungssportlerin zurück in meine Rolle als Ärztin war sehr abrupt, sodass sich der Sieg am nächsten Tag fast schon unwirklich anfühlte. Umso schöner war es, als ich von meinen Kollegen und Freunden, welche die WM und die Ergebnisse mitverfolgt hatten, am nächsten Tag herzlich beglückwünscht wurde.

 

Beim Langdistanz-Duathlon legt man 40 Kilometer auf der Laufstrecke und 150 Kilometer auf dem Rad zurück. Wie kommt man überhaupt auf die Idee, einen solchen Sport auszuüben?

Ehrlicherweise war das nie meine eigene Idee, Duathlon als Leistungssport zu betreiben. Das war eher ein längerer Prozess, der sich über einige Jahre in diese Richtung entwickelt hat, bei dem auch diverse Leute in meinem sportlichen Umkreis, denen ich in den letzten Jahren begegnet bin, ihren Einfluss hatten. Wenn ich auf die Anfänge zurückblicke, begannen die ersten sportlichen Schritte zu Beginn meines Medizinstudiums in Heidelberg, wo ich das Laufen als meine Leidenschaft (und auch meine Stärke) entdeckt habe. Ich habe hier schnell große Fortschritte gemacht, das Laufen intensiviert, habe einen Verein und eine Trainingsgruppe gefunden und mit der Zeit dann auch noch das Radfahren als Ergänzung dazu genommen. Es hat sich schnell gezeigt, dass mir diese Disziplin nicht nur großen Spaß macht, sondern auch dass mir das Radfahren gut liegt. So kam es, dass befreundete Sportler mich ermutigt haben, mehr Zeit und Aufwand in den Sport zu investieren und wiesen mich auf Langdistanz-Duathlon hin: „Das ist genau Dein Ding!“ Denn insbesondere die längeren Lauf-Distanzen wie Halbmarathon und Marathon sind das, was mir gefällt. So bin ich das erste Mal im Jahr 2021 beim Duathlon über die Langdistanz gestartet. Nach einem 10 km Lauf werden 150 km auf dem Rad zurückgelegt und dann noch einmal knapp 30 km gelaufen. Ich bin sehr dankbar, dass ich in meiner sportlichen Laufbahn in den letzten Jahren von diversen Leuten unterstützt, motiviert und gefördert wurde, denn nur der Einfluss dieser Leute hat meine sportliche Entwicklung letztendlich möglich gemacht.

Dr. Merle Brunnée, Weltmeisterin im Langdistanz-Duathlon und Ärztin in der Neuroradiologie

Am gleichen Abend nach dem Wettkampf sind mein Freund und ich noch zurück nach Heidelberg gereist, da wir beide am nächsten Morgen wieder regulär in der Klinik gearbeitet haben. Dieser so schnelle Welten-Wechsel aus meiner Rolle als Leistungssportlerin zurück in meine Rolle als Ärztin war sehr abrupt, sodass sich der Sieg am nächsten Tag fast schon unwirklich anfühlte.

Dr. Merle Brunnée, Weltmeisterin im Langdistanz-Duathlon und Ärztin in der Neuroradiologie

Wie gelingt Ihnen der Spagat zwischen Ihrer beruflichen Tätigkeit als Ärztin und Ihrem Sport?

Ich bin aktuell im dritten Jahr der Weiterbildung zur (Neuro-) Radiologin am Universitätsklinikum Heidelberg. Die Neuroradiologie ist ein spannendes Feld, das sowohl Diagnostik (vor allem MRT und CT des zentralen und peripheren Nervensystems) als auch Interventionen (unter anderem interventionelle Schlaganfalltherapie) umfasst. Neben meinem Vollzeitjob als Assistenzärztin ist es nicht immer leicht, den Sport zeitlich nebenher unterzubekommen. Im Durchschnitt trainiere ich ca. 15 Stunden pro Woche, was aber in manchen Wochen aufgrund der Nacht- oder Wochenenddienste nicht immer möglich ist. Da mir der Sport aber wirklich Spaß macht, besonders wenn ich zusammen mit Freunden trainieren kann und Wettkämpfe erfolgreich meistere, ist meine tägliche Motivation, den Sport trotzdem neben dem Arbeitsalltag einzubauen. Das bedeutet aber auch, dass ich nicht nur einen genau getakteten Arbeits-Freizeit-Plan jeden Tags aufs Neue mit viel Disziplin verfolge, sondern dass ich Abstriche an anderer Stelle machen muss. Die Arbeit im Schichtdienst bietet da aber sogar manchmal Vorteile, da ich dann – z. B. wenn die Tage wieder kürzer werden – auch mal vormittags unter der Woche längere Trainingseinheiten bei Tageslicht machen kann. Da ich oft zwei Trainingseinheiten pro Tag habe, probiere ich es, wenn möglich, diese auch mal vor und nach meinem Dienst zu erledigen statt direkt nacheinander. Dass die Neuroradiologie meine sportlichen Ambitionen schätzt und es mir ermöglicht, ein paar der wichtigsten Wettkampf-Wochenenden als dienstfrei zu blocken, ist ein großer Vorteil, für den ich der Abteilung dankbar bin. Ich hoffe, dass ich den Sport also noch einige Zeit lang weiterverfolgen kann parallel zu meinem Job Als Ärztin am UKHD.

Aus der Reihe “3 Fragen an…”

Etwa 15.000 Menschen aus 125 Nationen arbeiten in über 140 Berufen an der Heidelberger Universitätsmedizin. Als Ärztinnen, Pfleger, Forschende, IT-Spezialistinnen oder Köche sind sie täglich im Dienste medizinischer Forschung und Lehre und bestmöglicher Patientenversorgung im Einsatz. In der Rubrik “3  Fragen an…” stellt das Redaktions-Team der “My UKHD” App, der Mitarbeiter-App am Universitätsklinikum Heidelberg, einige von ihnen anhand eines kurzen Interviews vor. 

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