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Das Innovationssystem der COVID-19 Impfstoffe ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Unter anderem stellen die Finanzierung und die Anreize zur Beteiligung an der Impfstoffentwicklung für COVID-19 eine Abkehr von „traditioneller“ Innovationsfinanzierung und -politik dar. Dies beinhaltet unter anderem den im Juni 2022 in der Welthandelsorganisation verabschiedeten „Covid-19 waiver“. Dieser waiver vereinfacht es, den bestehenden Patenschutz auf COVID-19 Impfstoffe zu umgehen und soll so zu einer gerechteren Impfstoffentwicklung und -verteilung führen.

Durch eine Untersuchung des COVID-19 Innovationssystems soll das Projekt InnoCOV zu einer nachhaltigen und gerechten Innovationspolitik beitragen und interdisziplinäre, evidenzbasierte Empfehlungen entwickeln. Um dies zu erreichen beinhaltet das Projekt (1) ein systematisches Mapping  des COVID-19 Impfstoff-Innovationssystems und eine logistische Regressionsanalyse der Auswirkungen neuer Finanzierungsmechanismen, (2) bis zu drei Fallstudien zur Anwendung des COVID-19 waivers sowie eine Untersuchung der Auswirkungen des waivers auf die Impfstoffinnovation und den Impfstoffzugang, (3) eine normative Analyse der Innovationspolitik und eine sozio-rechtliche Untersuchung der Verhandlungen über den COVID-19 waiver in der WTO. Während des gesamten Projekts werden Experten unter anderem aus den Bereichen Recht, öffentliche Gesundheit und Gesundheitspolitik ermittelt und in ein interdisziplinäres Netzwerk für medizinische Innovationspolitik eingeladen. Die Ergebnisse des InnoCOV Projektes werden auf einem Workshop den Mitgliedern des Netzwerks vorgestellt, diskutiert und in einer gemeinsamen Erklärung zusammengefasst.

InnoCOV wird von der German Alliance for Global Health Research (GLOHRA) als Global Health Postdoc Fellowship gefördert.

Kontakt: Rosa Jahn (Projektleitung)

Das Ziel von PROTECT-ING ist die Entwicklung und Pilotierung einer datenschutzkonformen technologischen Infrastruktur zur evidenzinformierten Identifizierung und digitalen Dokumentation besonderer Schutzbedarfe von geflüchteten Menschen in Aufnahmeeinrichtungen.

Die Identifizierung besonderer Schutzbedarfen von geflüchteten Menschen wird in der „EU-Aufnahmerichtlinie“ (Richtlinie 2013/33/EU) geregelt und ist zentral für die Gewährung adäquater gesundheitlicher Versorgung und Unterbringung, sowie für das Asylverfahren. Gegenwärtig erfolgt in den Erstaufnahmeeinrichtungen der Länder die Identifizierung besonderer Schutzbedarfe nicht in einer strukturierten und einheitlichen Form. Hierdurch können Schutzbedarfe unerkannt bleiben, sodass den Rechten der Betroffenen nicht immer in adäquater Weise entsprochen werden kann.

Die Technologieentwicklung erfolgt auf Grundlage einer umfassenden Anforderungsanalyse mit relevanten Akteuren und basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zu geeigneten Verfahren und Instrumenten. Das geplante Modul ist sowohl in die Software RefCare© integrierbar, als auch als stand alone-Lösung funktional. Das Softwaremodul wird nach seiner technologischen Entwicklung in fünf Aufnahmeeinrichtungen in mindestens drei Bundesländern pilotiert und begleitend evaluiert. Ein bundesweiter Einsatz wird im Rahmen der Projektlaufzeit vorbereitet.

PROTECT-ING wird aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) der Europäischen Union gefördert und in Kooperation mit der Universität Bielefeld durchgeführt.

Kontakt: Kayvan Bozorgmehr (Projektleitung) | Andreas W. Gold (Projektkoordination)

Aufnahmeeinrichtungen für geflüchtete Menschen verfügen häufig über basal ausgestattete medizinische Sprechstunden oder Ambulanzstrukturen. Gängige Praxisverwaltungssysteme zur medizinischen Dokumentation können jedoch die teils spezifischen Anforderungen dieser besonderen Versorgungssettings nicht immer adäquat und praktikabel berücksichtigen. Diese Situation führt zu Beeinträchtigungen der Versorgungsqualität durch die erschwerte Kommunikation zwischen medizinischen Leistungserbringern und bedeutet, dass Routinedaten der einrichtungsinternen Ambulanzen für eine routinemäßige Berichterstattung nicht zur Verfügung stehen.

Im Rahmen des Projekts PriCare wurde daher die Software Refugee Care Manager (RefCare) entwickelt. Hierdurch wird eine einfache und systematische Dokumentation der Behandlung von Asylsuchenden ermöglicht, die auch den datenschutzkonformen Austausch von Patientendaten zwischen medizinischen Versorgern beinhaltet. Zudem können die erhobenen Versorgungsdaten nach einem eigens entwickelten Indikatorensatz regelmäßig anonymisiert ausgewertet und im Sinne eines Monitorings wichtiger Parameter (Surveillance) erstmals überregional zusammengeführt und veröffentlicht werden.

PriCare wurde von 2016-2020 aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit gefördert. Über ein nicht-kommerzielles Lizenzmodell nutzen derzeit über 30 Einrichtungen in drei Bundesländern RefCare im Routinebetrieb. Der Forschungsverbund PriCarenet ermöglicht die Forschung im Verbund der Leistungserbringer.

Kontakt: Kayvan Bozorgmehr (Projektleitung) | Andreas W. Gold (Projektkoordination)

Das primäre Ziel unserer Aktivitäten im Zusammenhang mit Grenzpolitik, Versicherheitlichung und Gesundheit von Migranten besteht darin, Public Health Ansätze in den Bereich der Grenzpolitik einzubringen und Beiträge zu den politischen Maßnahmen in diesem Bereich zu erbringen. Auf diese Weise soll unsere Forschung Erkenntnisse für politische Maßnahmen liefern, die der Gesundheit und dem Wohlbefinden von Migranten beim Grenzübertritt zugutekommen.

Die Aktivitäten sind in die Border Security, Detention and Health Group des Lancet Migration European Hub eingebettet und umfassen die folgenden drei Forschungsstränge:

  1. Eine Reihe von systematischen Übersichten, um die vorhandenen Erkenntnisse über die Versicherheitlichung, Externalisierung und Privatisierung von Grenzkontrollen und deren mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit von geflüchteten Menschen und Asylbewerbern zusammenzustellen und zu synthetisieren.
  2. Fallstudien ausgewählter Länder in Europa und anderen Regionen entlang einer Kartierung privater Akteure/Agenturen, um die Unternehmensakteure bei der Grenzsicherung zu untersuchen und zu beschreiben.

Qualitative Analyse und Interviews mit verschiedenen Akteuren, um die Machtverhältnisse bei der Formulierung politischer Maßnahmen sowie der Art der Interaktionen und Interdependenzen zwischen allen Beteiligten zu untersuchen.

Kontakt: Prof. Dr. med. Kayvan Bozorgmehr, M.Sc. (Projektleitung) | Zahia Wasko, M.Sc. (Projektkoordination)

Das Ziel von NEXUS ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen gesundheitlicher Ungleichheit und Kontextfaktoren des Wohnorts, wie z.B. Unterkunft, Nachbarschaft, sowie regionaler Deprivation innerhalb der marginalisierten Gruppe der Geflüchteten. Weiteres Ziel ist die Analyse der Rolle des Gesundheitssystems bei der (Re-)Produktion oder Reduktion von Ungleichheiten in der Gesundheit und Versorgung bei Geflüchteten mit einem Fokus auf Systemresilienz und -responsiveness. NEXUS ist ein Teilprojekt der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsgruppe „Fluchtmigration nach Deutschland: ein ‚Vergrößerungsglas‘ für umfassendere Herausforderungen im Bereich Public Health“ (PH-LENS).

Kontakt: Kayvan Bozorgmehr (Projektleitung) | Maren Hintermeier (Projektkoordination)

Ziel des Projektes RESPOND ist es die notwendige wissenschaftliche Evidenz zu erbringen um Versorgungsstrukturen für Asylsuchende nachhaltig effektiver, effizienter und bedarfsgerechter zu gestalten. In Studienphase 1 werden durch Erhebung und Analyse qualitativer, quantitativer und Routine-Daten modifizierbare Barrieren der Versorgung identifiziert. Auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in einem Tailoring-Prozess Lösungsansätze und Interventionen zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen gefunden. In Studienphase 2 werden bestehende Lösungsansätze in ausgewählten Regionen und Settings evaluiert, um good practice-Ansätze zu identifizieren und sie in der Folge in anderen Regionen implementieren zu können. RESPOND grenzt sich dabei von anderen Studien zur Gesundheit von Asylsuchenden ab, da es nicht primär um die Erfassung einzelner Krankheitsbilder, sondern die Organisation regionaler Versorgungsstrukturen und des Gesundheitssystems als Ganzes geht. Hierfür wird auf lokaler Ebene zwischen verschiedenen relevanten Versorgungssettings unterschieden um ein differenziertes Bild der Strukturen und des zukünftigen Handelsbedarfs zu erhalten.

Twitter: https://twitter.com/respond_study

Koordination: Andreas W. Gold, MPH

IMPRODISE ist ein internationales Projekt in dem notwendige professionelle Teilkompetenzen für eine diversity-sensible Gesundheitsversorgung aller Patienten identifiziert werden. Ziel ist es herauszufinden, welche Fähigkeiten Diversity-Sensibilität beinhaltet, v.a. im Kontext der Versorgung von Menschen mit Migrationshintergrund sowie Patienten die Minderheiten angehören. Anschließend soll ein Curriculum entwickelt werden sowie Lehrmaterialien entworfen und getestet werden, mit deren Hilfe Gesundheitspersonal auf die Herausforderungen ihrer Arbeit in superdiversen Migrationsgesellschaften vorbereitet werden kann.

Koordination: Sandra Ziegler, M.A.

Die Umsetzung von Maßnahmen zur Kontrolle der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus und zur effektiven Eindämmung der Covid-19 Pandemie ist auch im Kontext von Fluchtmigration essentiell. Mit dem Projekt COVMIG führt die AG Soziale Determinanten, Equity und Migration an der Universitätsklinik Heidelberg im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine Telefonbefragung von Behörden und Aufnahmeeinrichtungen durch, um den Umgang mit der Covid-19 Pandemie bei Geflüchteten zu erfassen.

Ziel des Vorhabens ist eine Situationsanalyse vorhandener Angebote und Maßnahmen auf Ebene der Aufnahmeeinrichtungen und Sammelunterkünfte in ausgewählten Bundesländern und Landkreisen. Des Weiteren sollen prioritäre Bedarfe in der Flüchtlingshilfe im Umgang mit der Pandemie identifiziert werden. Hieraus sollen setting-spezifische Maßnahmen abgeleitet werden, die der Eindämmung und Kontrolle der Ausbreitung des COVID‐19 Erregers dienen.

COVMIG ist als „Rapid Assessment“ mittels semi-strukturierten Telefoninterviews konzipiert, Ergebnisse des Vorhabens werden der BZgA in Form eines Berichts zeitnah übermittelt und über anschließende wissenschaftliche Fachpublikationen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Kontakt: Prof. Dr. med. Kayvan Bozorgmehr, M.Sc.