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Der Begriff hinter der Bezeichnung – Qualitative Studie zur hausärztlichen Konzeptualisierung akuter Atemwegsinfektionen

Hintergrund: Zu den häufigsten Beratungsanlässen in den CONTENT-Daten gehört der Husten. Die bei weitem häufigste Diagnose beim Beratungsanlass Husten ist ICPC-2/ R78 „akute Bronchitis/ Bronchiolitis“. In etwa 50% der Fälle wird bei dieser Diagnose ein Antibiotikum verordnet. Klassifikatorisch steht die Bronchitis zwischen dem grippalen Infekt und der Pneumonie. Grippale Infekte werden als Virusinfekte definiert. Antibiotika sind grundsätzlich nicht indiziert. Bei der Diagnose „Pneumonie“ sind Antibiotika grundsätzlich indiziert, obwohl in Studien einen hoher Anteil viraler Genese war und bei vielen Pneumonien gar kein auslösendes Agens nachweisbar war. Die wissenschaftliche Konzeptualisierung der akuten Bronchitis geht von einem Virusinfekt aus, für den Antibiotika in der Regel nicht indiziert sind. Dennoch sieht die Leitlinie „Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) für chronisch Kranke und immunsupprimierte Patienten eine Indikation für Antibiotika. Es scheint sich ein klinisches Kontinuum von Erkrankungsbildern zu ergeben, das durch Konvention und Klassifikation künstlich in die drei schwer abgrenzbaren Krankheitskonzepte grippaler Infekt, akute Bronchitis und Pneumonie unterteilt wird.

Fragestellungen der Studie:
- Wie konzeptualisieren Hausärzte die Diagnosen „akute Infektion der oberen Atemwege (grippaler Infekt)“, „akute Bronchitis“ und „Pneumonie“?
- Wie werden die drei Krankheitsbilder klinisch voneinander abgegrenzt?
- Wie erklären sich die Hausärzte die Häufigkeit von 30% Antibiotikaverordnungen bei grippalen Infekten?
- Wie erklären sich die Hausärzte, dass knapp die Hälfte der Patienten mit Bronchitis ein Antibiotikum erhält, die andere Hälfte dagegen nicht?
- Welche Rolle spielt die Sorge vor einer übersehenen Pneumonie oder anderer Komplikationen bei der Verordnung von Antibiotika?

Methodik: Aus dem Arztregister Rheinland-Pfalz soll eine zufällige Stichprobe von zunächst 50 Ärzten gezogen werden. Diese sollen konsekutiv um Teilnahme an Einzelinterviews gebeten und interviewt werden, bis Informationssättigung erreicht wird. Das Studiendesign sieht als Erhebungsmethode das leitfadengestützte Experteninterview vor. Die Interviews werden auf Tonträger aufgezeichnet und anonymisiert transkribiert. Die Auswertung der Interviews folgt der Methodik der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring.
Verwertung der Ergebnisse: Die Ergebnisse sollen international publiziert werden und als Grundlage einer Promotion dienen.

 

Kooperationspartner: 
Klaus Pfitzner (MVZ-Westhofen), Stefan Nöst (Universität Heidelberg), Sabine Beck (Charité Berlin)

Kontakt
Kühlein
, Thomas, PD Dr. med.

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