Kliniken &… Kliniken Radiologische… RadioOnkologie und… Forschung CYBERCHALLENGE

DIE CYBERCHALLENGE STUDIE

Welche Therapie eignet sich am besten für Patienten mit mehreren Hirnmetastasen?

Zusammenfassung

Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen leiden oft auch unter Hirnmetastasen, die sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung deutlich einschränken können. Die strahlentherapeutischen Therapieoptionen reichen von der seit Jahrzehnten etablierten klassischen Ganzhirnbestrahlung (sogenannte „WBRT“) über eine weiterentwickelte Ganzhirnbestrahlung mit Schonung empfindlicher Areale wie dem Hippocampus und ggf. erhöhter Strahlendosis auf größere Hirnmetastasen (sogenannte „HS-WBRT ggf. mit Boost“) bis zur hochpräzisen stereotaktischen Radiochirurgie (sogenannte „SRS/FSRT“). Weiterhin stehen die operative Entfernung, verschiedene Chemo- und Immun- sowie zielgerichtete medikamentöse Therapien bis hin zur palliativen Supportivtherapie zur Wahl.

Die bisherige strahlentherapeutische Standardtherapie bei mindestens 4 Hirnmetastasen ist die klassische Ganzhirnbestrahlung („WBRT“). Hierbei werden auch einzelne Tumorzellen, die im Hirn verteilt sein können bestrahlt, die auf radiologischen Bildern wie dem MRT (noch) nicht zu sehen sind. Nachteilig ist jedoch die Nebenwirkungsrate für gesundes Hirngewebe, insbesondere die hohen Raten an Müdigkeit und Konzentrations- sowie Gedächtnisschwäche. Die Ganzhirnbestrahlung mit Schonung empfindlicher Areale (Hippocampus) und ggf. erhöhter Strahlendosis auf größere Hirnmetastasen („HS-WBRT ggf. mit Boost“) stellt eine Weiterentwicklung der Standardtherapie dar, die deutlich weniger Nebenwirkungen verursacht aber trotzdem auch (mit Ausnahme des Hippocampus) nicht sichtbare Tumorzellen erfasst. Bei Bedarf sind auch höhere Strahlendosen auf besonders große Hirnmetastasen möglich.

Die stereotaktische Radiotherapie / Radiochirurgie ist bei einzelnen (1-3) Hirnmetastasen bereits die strahlentherapeutische Standardtherapie. Wir verwenden hierzu ein Cyberknife, dies ist eine besonders präzise Gerätetechnik hierfür. Bei dieser modernen und hochpräzisen Methode wird das Tumorgewebe mit einer punktgenauen und hochdosierten Bestrahlung behandelt, während das umliegende Hirngewebe nahezu vollständig geschont wird. Daraus ergeben sich einige Vorteile: Zum einen schont dies die geistige Leistungsfähigkeit, zum anderen verkürzt sich der Behandlungszeitraum auf einen oder wenige Tage - die einzelne Sitzung kann jedoch lange dauern.

Patienten, Tumoren und Gesamtsituationen sind individuell unterschiedlich und wir wissen zum aktuellen Zeitpunkt nicht, welche dieser strahlentherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten am besten welchen individuellen Patienten hilft. Dies möchten wir herausfinden. In der CyberChallenge-Studie soll daher untersucht werden, welche Patienten mit 4-15 Hirnmetastasen mehr von der stereotaktische Radiochirurgie („SRS/FSRT“) oder der Hippocampus-sparenden Ganzhirnbestrahlung ggf. mit Boost („HS-WBRT ggf. mit Boost“) profitieren. Alle teilnehmenden Patienten erhalten also eine anspruchsvolle radioonkologische Therapie nach modernsten Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik. Mit all diesen Therapien haben wir bislang gute Erfahrungen gesammelt und die Durchführung orientiert sich bei uns an klaren und standardisierten Handlungsempfehlungen, die auch Spezialfälle berücksichtigen. Beispielsweise erfolgt am Falle einer Hirnmetastase im Bereich des Hippocampus eine Anpassung der Therapie um auch diese Hirnmetastase in voller Dosis zu bestrahlen. Welche der modernen Therapien unsere Studienpatienten erhalten, entscheidet aber das Los, dies ist Teil der Studie.

Da unseres Erachtens in einer Erkrankungssituation mit vielen Hirnmetastasen für Patienten neben der Lebenszeit die Lebensqualität eine zentrale Rolle spielt, ist das Hauptziel der Studie der Vergleich zwischen den Studiengruppen der Lebensqualitäts-angepasste Lebenszeit, für welche zur Quantifizierung statistische Rechenmethoden existieren. Daher bitten wir unsere CyberChallenge-Studienpatienten möglichst regelmäßig (im Durchschnitt alle 3 Monate) insbesondere an unseren Lebensqualitätsumfragen teilzunehmen. Nebenziele umfassen u.a. den Vergleich von Nebenwirkungen, Gedächtnisleistung und bestimmten Blutwerten.

Die CyberChallenge-Studie ist eine prospektive, randomisierte, zweiarmige Phase II Studie, die ca. 200 Patienten einschließen soll. Die Studie läuft seit 2021 und nimmt weiterhin Patienten auf.

Einschlusskriterien

  • Histologisch gesicherte bösartige Erkrankung (solide Tumore)
  • 4-15 verdächtige intrakranielle Läsionen mit Bestrahlungsindikation, unter Berücksichtigung aller verfügbaren MRT-Serien
  • Alter ≥ 18 Jahre
  • Bei Frauen im gebärfähigen Alter (und Männern) adäquate Empfängnisverhütung.
  • Fähigkeit des Probanden, die Art und die individuellen Konsequenzen der klinischen Studie zu verstehen
  • Schriftliche Einwilligung nach Aufklärung (muss vor der Teilnahme an der Studie vorliegen)

Ausschlusskriterien

  • Ablehnung der Studie durch den Patienten
  • Unfähigkeit, eine dem Protokoll entsprechende Bestrahlung zu tolerieren
  • Kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC) oder Lymphom als primäre bösartige Erkrankung
  • >15 oder <4 verdächtige intrakranielle Läsionen, unter Berücksichtigung aller verfügbaren MRT-Serien
  • Tumorbefall der Hirnhäute
  • Vorherige Strahlentherapie am Gehirn
  • Patienten, die sich noch nicht von akuten hochgradigen Nebenwirkungen früherer Therapien erholt haben
  • Schwangere oder stillende Frauen
  • Gleichzeitige Teilnahme an einer anderen klinischen Studie, die das Studienergebnis beeinflussen könnte
  • MRT-Kontraindikation (d. h. Herzschrittmacher, implantierter Defibrillator, bestimmte Herzklappen, Herzklappenersatz, bestimmte Metallimplantate

Therapien in der Studie (das Los entscheidet)

  • Weiterentwickelte Ganzhirnbestrahlung mit Schonung empfindlicher Areale (Hippocampus) und ggf. erhöhter Strahlendosis auf größere Hirnmetastasen („HS-WBRT, ggf. mit Boost“)
  • Hochpräzise stereotaktische Radiochirurgie („SRS/FSRT“) am Cyberknif

Die weiteren Therapien wie beispielsweise erforderliche Chemotherapien oder ähnliches bleiben von der Studie unberührt und können problemlos durchgeführt werden. Die Terminplanung der verschiedenen Therapien stimmen wir individuell ab.

Studienleitung

Dr. Tanja Eichkorn & Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus

Kontakt

Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie - sprechen Sie uns bei Interesse einfach an!