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Psychosoziale Aspekte der Digitalen Medizin

Aktuelles aus der Arbeitsgruppe

Projektvorstellung des VERIKOM-Projekts auf der 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung 2023

Am 30.06.2023 fand in Lindau die vom Land Baden-Württemberg organisierte Abschlussveranstaltung der 72. Lindauer Nobelpreisträgertagung statt. Unser Forschungsteam des VERIKOM-Projekts wurde dazu eingeladen, im Rahmen der Forschungsausstellung zum Thema Digital Health/KI in der Medizin das Projekt und die ersten Erkenntnisse vorzustellen. Die Forschungsausstellung fand auf einer Bootsfahrt von Lindau zur Insel Mainau statt. Wir freuen uns über die vielen anregenden Diskussionen und bedanken uns ganz herzlich für die Einladung!

VERIKOM

Verantwortliche Künstliche Intelligenz (KI) in der Arzt-Patient-Kommunikation

Im geplanten Projekt untersuchen wir, wie Ärzt*innen und Patient*innen auf unterschiedliche digitalisierte und KI-vermittelte Kommunikationsformate in realistischen eHealth-Szenarien reagieren, um herauszufiltern, welche Formate in der Arzt-Patient-Interaktion tatsächlich verantwortungsvoll und zum Wohle der Patienten eingesetzt werden können.

Für die Pilotisierung des Experiments ist eine Onlinebefragung an einer repräsentativen Stichprobe der deutschen Bevölkerung geplant, um Hinweise auf die Akzeptanz und die Nutzungsbereitschaft digitaler Arztgespräche bis hin zum Einsatz künstlicher Intelligenz in der ärztlichen Kommunikation zu erhalten.

Daraufhin werden Interaktionssequenzen zur Arzt-Patient-Kommunikation konzipiert, welche unterschiedlich starke Anteile von KI beinhalten (Nutzen eines Wizard of Oz-Designs) und diese mit der realen sozialen Kommunikation in einer Arzt-Patient Interaktion verglichen. Die Interaktionssequenzen beschreiben unterschiedliche Diagnosesituationen und Behandlungsplanungen unter Standardbedingungen, aber auch unter erschwerenden Umständen (u. a. schwerwiegende Diagnose, Angstreaktion oder Äußerung von Suizidgedanken der Patient*innen). Die Reaktion der Behandelnden und der Patient*innen wird auf mehreren Ebenen (Selbstbericht, standardisierte Erhebung über psychobiologische Maße und Video-Codierung) dokumentiert und die unterschiedlichen Sequenzen werden verglichen.

Aus den Erkenntnissen planen wir, Empfehlungen für den Einsatz von KI-basierten Techniken im Gesundheitsbereich abzuleiten, welche psychische Aspekte der Patient*innen in besonders sensiblen Situationen berücksichtigen.

 

Partner:

Steffen Walter und Daniela Geisel, Universitätsklinikum Ulm

Laufzeit: 2020–2024
Förderung: Baden-Württemberg Stiftung
Leitung: Beate Ditzen, Johannes Ehrenthal, Julia Mahal
Kontakt: Carlotta Julia Mayer 

GenKI

Genetische Beratung zwischen KI und persönlicher Entscheidung

Entsprechend dem Gesetz zu genetischen Untersuchungen bei Menschen in Deutschland wird begleitend zu jeder gendiagnostischen Untersuchung eine genetische Beratung durch Ärzt*innen angeboten. Die Komplexität dieser Beratung nimmt durch die Einführung von Algorithmen und künstlicher Intelligenz (KI) in der Diagnostik deutlich zu. Es stellt das ärztliche Fachpersonal vor die Herausforderung, zum einen das Untersuchungsergebnis sowie seine Bedeutung und Konsequenzen und zum anderen verwendete Algorithmen und KI-Methoden sowie humangenetische Grundlagen im Gespräch umfassend zu behandeln.

Aus diesem Grund hat das Projekt zum Ziel, edukative Videos zu erstellen, die den Patient*innen vor ihrem gendiagnostischen Arzt-Patient-Gespräch gezeigt werden. So soll in den Beratungsgesprächen mehr Raum für individuelle Themen und Risikokommunikation geschaffen werden.  

Zunächst werden Fokusgruppen mit betroffenen Patient*innengruppen und in der genetischen Beratung tätigen Ärzt*innen durchgeführt, um den konkreten inhaltlichen Bedarf sowie strukturelle Aspekte der Lernvideos mithilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse zu untersuchen. Auf Grundlage dieser Ergebnisse werden die Videos erstellt, die dann in einem experimentellen Design innerhalb von echten gendiagnostischen Beratungen evaluiert und quantitativ analysiert werden.

Wir sehen in der Konzeption der Filmsequenzen und der Evaluierung der Videos im realen Beratungsgespräch einen unmittelbaren Nutzen für die Versorgung, denn durch die digitale Vorinformation der Patient*innen bleibt im persönlichen Gespräch mehr Zeit für individuelle und emotional belastende Themen sowie interaktive Risikokommunikation. Nach Abschluss des Projekts sollen die Videos anderen Kliniken und humangenetischen Praxen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

 

Partner:

Christian Schaaf und Sebastian Sailer, Institut für Humangenetik am Universitätsklinikum Heidelberg

Hannah Wallaschek und Johanna Tecklenburg, Institut für Humangenetik an der Medizinischen Hochschule Hannover

Laufzeit: 2020–2023
Förderung: Bundesministerium für Gesundheit
Leitung: Beate Ditzen, Christian Schaaf
Kontakt: Julia Mahal
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