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Anita A. (1940–1944)

Ein Opfer des NS-Krankenmordes aus der Heidelberger Klinik

Anita wurde 1941 in eine Einrichtung für behinderte Kinder, den „Schwarzacher Hof“ der Mosbacher Johannisanstalten eingewiesen. Sie habe sich nicht altersentsprechend entwickelt, könne nicht alleine sitzen, stehen oder gehen und sei geistig zurückgeblieben.

Insgesamt 52 Kinder und Jugendliche (allein 19 aus dem „Schwarzacher Hof“) wurden 1943/44 in die Heidelberger Klinik aufgenommen, so auch Anita. Ärzte bezogen die Kinder in ein Forschungsprogramm ein, um angeborene und früh erworbene geistige Behinderungen besser unterscheiden zu können. Dies erschien ihnen wichtig für die nationalsozialistische Erb- und Gesundheitspolitik.

Anita wurde 1944 einen Monat lang in der Heidelberger Klinik untersucht. Ärzte rieten ihrer früheren Pflegemutter, das Kind nicht wieder zu sich zu nehmen. Kurz danach wurde Anita in der Anstalt Eichberg/Hessen ermordet.

Seit 1998 erinnert das Mahnmal des Künstlers Rolf Schneider (1948–2006) an diese Kinder.

Carl Schneider (1891–1946)

Ein Exponent nationalsozialistischer Psychiatrie

1933 wurde der damalige Direktor der Klinik, Karl Wilmanns, aus politischen Gründen entlassen. Sein Nachfolger Carl Schneider wurde unter anderem wegen seiner Einstellung im Sinne des nationalsozialistischen Regimes zum Ordinarius berufen. Er befürwortete die Zwangssterilisation, die bald auch in Heidelberg umgesetzt wurde. In seiner Zeit konzentrierte sich die Klinik auf die damals moderne Arbeitstherapie.

Carl Schneider war auf verschiedenen Ebenen in die NS-Krankenmorde einbezogen. So entschied er als Gutachter über Leben und Tod von Anstaltspatienten. In Heidelberg führte er in Zusammenarbeit mit der Berliner Zentrale der „Euthanasie“ („T4“) ein Forschungsprojekt an Kindern mit Lernschwierigkeiten durch. 21 von ihnen wurden in der Anstalt Eichberg/Eltville ermordet, um ihre Gehirne in Heidelberg untersuchen zu können.

Die Psychiatrische Universitätsklinik Heidelberg

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden an vielen Orten im Deutschen Reich psychiatrische Universitätskliniken eingerichtet, so auch in Heidelberg 1878. Das damals errichtete Gebäude in der Voßstraße 4 wird seither für psychiatrische Patientenversorgung sowie für Forschung und Lehre genutzt.

Später kamen weitere Gebäude mit neuen Funktionen hinzu, zuletzt das 2001 eröffnete Museum Sammlung Prinzhorn. Eine Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde in den 1950/60er-Jahren eingerichtet. Zuvor wurden Kinder bei stationärer Aufnahme auf den Erwachsenenstationen versorgt.

Unter den Direktoren finden sich einige, die internationale Bedeutung erlangten, so wie Emil Kraepelin (1891–1903) mit seiner bis heute nachwirkenden Krankheitslehre. Von 1933 bis 1945 leitete der in die nationalsozialistischen Krankenmorde verstrickte Carl Schneider die Klinik.

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