Projekte der AG Statistische Modellierung
DigiSep
Umfassende Untersuchung des Einsatzes digitaler Diagnostikmethoden in der Versorgung septischer Patientinnen und Patienten geplant
Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die jährlich mehr als 75.000 Todesfälle in Deutschland verursacht. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist es, den Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren – dies wird mit dem Anlegen einer Blutkultur, dem aktuellen Goldstandard, häufig nicht erreicht. Abhilfe könnten neue, digitale Methoden zur Erregerbestimmung schaffen, die Genomik und Bioinformatik kombinieren. Wird die Diagnostik durch sie präziser und zuverlässiger? Verbessert sich die Therapie und lässt sich sogar die Sterblichkeit senken? Diese Fragen untersucht das neue Forschungsprojekt „DigiSep“, das Anfang September 2021 gestartet ist und zum Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2021 in den Fokus gerückt werden soll. Durchgeführt wird das Projekt von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und dem Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit den Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und der Techniker Krankenkasse. Das Diagnostikunternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seinen digitalen Präzisionstest DISQVER bei, der eine CE-Kennzeichnung für In-vitro-Diagnostika (IVD) besitzt. DigiSep wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses für drei Jahre mit insgesamt ca. 3,1 Millionen Euro gefördert.
INTEGRATE-ATMP
INTEGRATE ist ein Akronym und steht für Integrierte Versorgung Neuer Therapien durch Telemedizin, Empowerment, Gentherapeutika, Register, Arzneimittelsicherheit, strukturierte Therapiepfade und Erstattung.
Homogene und harmonisierte Versorgungsstrukturen sind wichtig für den Einsatz von Advanced Therapy Medicinal Products (ATMPs). Das Projekt wird harmonisierte und qualitätssichernde Instrumente entwickeln, um die bestmögliche Behandlungsqualität für Patienten, die mit ATMPs behandelt werden, sicherzustellen und diese an den teilnehmenden Zentren testen. Der Erfolg dieser Instrumente wird unter anderem durch die Erhebung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie der Zufriedenheit der Patienten und der Behandler bewertet.
Das Projekt adressiert erwachsene Patientinnen und Patienten, die an einer Erkrankung des lymphatischen Systems leiden und mit chimären Antigen-Rezeptor (CAR)-T-Zellen behandelt werden. Zudem begleitet das Projekt Kinder, die an einer spinalen Muskelatrophie (SMA), einer metachromatischen Leukodystrophie (MLD) oder an einem schweren kombinierten Immundefekt aufgrund eines Adenosindesaminase-Mangels (ADA-SCID) erkrankt sind und mit ATMPs behandelt werden.
Projektwebsite: https://www.integrate-atmp.de/
DigIn2Perio — Digital integrierte Versorgung von Typ-2-Diabetes und Parodontitis
DigIn2Perio entwickelt und prüft eine datengestützte, sektorenübergreifende neue Versorgungsform (NVF), die validierte Screening-Tools (FINDRISK / DGParo-Selbsttest) und digitale Überweisungswege nutzt, um unerkannte Diabetes- und Parodontitisfälle früher zu identifizieren und sektorenübergreifende Behandlungswege zu initiieren. Ziel ist es, durch hausärztlich-initiierte Parodontitis-Überweisungen bzw. zahnärztlich-initiierte Diabetes-Abklärungen die Versorgungsqualität zu verbessern und HbA1c-Werte bzw. Diagnoseraten nach 12 Monaten messbar zu beeinflussen. Parallel erfolgen eine Prozessevaluation und eine gesundheitsökonomische Analyse, um Implementierbarkeit und Effizienz der NVF zu prüfen. Die Studie wird vom Universitätsklinikum Heidelberg koordiniert und verknüpft Screening, ePA-Dokumentation und, wo möglich, Telematikinfrastruktur-Funktionen.
Projekt-Homepage: https://digin2perio.com/
PRiVENT
PRiVENT steht für Prävention invasiver Ventilation durch Früherkennung und frühzeitige Intervention bei Risikopatienten. Im Rahmen einer multizentrischen InterventionsStudie soll PRiVENT die Weaningkompetenz in den beteiligten Krankenhäusern erhöhen und die Zahl langzeitbeatmeter Patienten reduzieren.
Zunächst soll auf Grundlage klinischer Daten, GKV-Routinedaten und der Einschätzungen durch das behandelnde Personal ein Weaning-Prognosemodell etabliert werden, das als Screening-Instrument zur Risikobewertung eingesetzt wird. Auf Basis des Risikoscreenings sollen frühzeitig fallspezifische und interprofessionelle Interventionsmaßnahmen ergriffen und getestet werden, um auch bei Hochrisikogruppen eine außerklinische Langzeitbeatmung zu verhindern.
Im Erfolgsfall trägt PRiVENT dazu bei, vielen Menschen eine invasive Langzeitbeatmung zu ersparen. Das Projekt ist auf vier Jahre angelegt und wird vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit über sieben Millionen Euro gefördert.
Projektwebseite: https://wieder-selbst-atmen.de
RELIEF
RELIEF steht für Ressourcenoritentieres Case-Management zur Implementierung von Empfehlungen für Patienten mit chronischen nicht-tumorbedingten Schmerzen und häufigem Analgetikagebrauch in Hausarztpraxen. Das übergeordnete Ziel des Projekts RELIEF ist es, Hausärzte die Umsetzung von Handlungsempfehlungen aus vier Kernbereichen (Assessment und Monitoring, Unterstützung und Information der Patienten, Förderung der Selbstfürsorge, Rationale Pharmakotherapie) des Schmerzmanagements zu erleichtern. In der Hausarztpraxis ist etwa jeder fünfte Patient von chronischen Schmerzen betroffen (definiert als dauerhafte oder wiederkehrende Schmerzen, die länger als drei Monate andauern). In den Hausarztpraxen ist jeder fünfte Patient davon betroffen. Bei der Entstehung von Schmerzen spielen sowohl biologische, als auch psychische und soziale Faktoren eine Rolle. Leitlinien empfehlen, dass Patienten mit chronischen Schmerzen eine ganzheitliche Therapie erhalten sollen, die alle diese Faktoren berücksichtigt und betonen die Wichtigkeit von nicht-medikamentösen Behandlungsstrategien. Nur ein Bruchteil der betroffenen Patienten hat Zugang zu einer spezialisierten Schmerzversorgung.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.relief-amed.de/