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Projekte der AG Statistische Modellierung

Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die jährlich mehr als 75.000 Todesfälle in Deutschland verursacht. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist es, den Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren – dies wird mit dem Anlegen einer Blutkultur, dem aktuellen Goldstandard, häufig nicht erreicht. Abhilfe könnten neue, digitale Methoden zur Erregerbestimmung schaffen, die Genomik und Bioinformatik kombinieren. Wird die Diagnostik durch sie präziser und zuverlässiger? Verbessert sich die Therapie und lässt sich sogar die Sterblichkeit senken? Diese Fragen untersucht das neue Forschungsprojekt „DigiSep“, das Anfang September 2021 gestartet ist und zum Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2021 in den Fokus gerückt werden soll. Durchgeführt wird das Projekt von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen als Konsortialführer in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Gesundheitsökonomie & Gesundheitsmanagement der Universität Bielefeld, dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien (KKS) und dem Institut für Medizinische Biometrie (IMBI) am Universitätsklinikum Heidelberg sowie mit den Krankenkassen AOK Rheinland/Hamburg, BARMER und der Techniker Krankenkasse. Das Diagnostikunternehmen Noscendo steuert als technischer Partner seinen digitalen Präzisionstest DISQVER bei, der eine CE-Kennzeichnung für In-vitro-Diagnostika (IVD) besitzt. DigiSep wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses für drei Jahre mit insgesamt ca. 3,1 Millionen Euro gefördert.

Die im Rahmen des Aktionsplans Versorgungsforschung geförderte BMBF-Nachwuchsgruppe PROVIDE hat zum Ziel, die psychosoziale Versorgung von Patienten und Patientinnen mit depressiven und/oder Angststörungen in der Hausarztpraxis zu verbessern. Angesichts der steigenden Zahl an Menschen mit psychischen Störungen, die keine adäquate Behandlung bekommen, sind innovative Versorgungsformen vonnöten (Sachverständigenrat Gesundheit, 2015; Badura et al., Fehlzeiten-Report 2017). Unter dem Begriff integrated behavioural health (Crowley et al., Annals of Internal Medicine, 2015) hat sich die Behandlung von psychischen Störungen durch Psychotherapeuten in der Hausarztpraxis als eine effektive Form der Breitenversorgung erwiesen. Allerdings ist dieses Versorgungsmodell in kleinen und ländlichen Praxen ressourcenbedingt oft schwer zu verwirklichen (Fortney et al., International Review of Psychiatry, 2015). In PROVIDE sollen daher psychotherapeutische Videokonsultationen in der Hausarztpraxis eingeführt werden. Diese Konsultationen beinhalten v. a. Diagnostik, Behandlungsplanung und Krisenintervention oder Kurzzeitpsychotherapie (Archer et al., Cochrane Database of Systematic Reviews, 2012).

Projektwebsite: www.provide-project.de

Im Rahmen von VESPEERA soll die Zusammenarbeit zwischen Hausarztpraxen und Krankenhäusern gestärkt und damit ein Beitrag zur Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten geleistet werden. VESPEERA zielt darauf ab, Kommunikationsbrüchen zwischen Hausarztpraxen und Krankenhäusern entgegenzuwirken. Übergeordnetes Ziel der Studie ist die Entwicklung und Implementierung von Informationspfaden zwischen Hausarztpraxen und Krankenhäusern. Ein zentraler Baustein ist dabei die Software „CareCockpit“. Mit ihr erfasst die Hausärzteschaft und dessen Versorgungsassistent/-in in der Hausarztpraxis (VERAH) alle notwendigen Informationen über den Patienten / die Patientin, die Erkrankung und die aktuelle Versorgungssituation vor und nach einem stationären Aufenthalt. Bei einer drohenden Rehospitalisierung wird der Patient / die Patientin in ein engmaschiges Monitoring überführt, welches in der Regel telefonisch von dem/der Versorgungsassistent/-in in der Hausarztpraxis durchgeführt wird. Weitere Informationen finden Sie unter www.vespeera.org

Weltweit befinden sich derzeit ungefähr 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Diese Bewegungen führen auch nach Deutschland, wo Asylsuchende zunächst in Aufnahmeeinrichtungen untergebracht und medizinisch versorgt werden. Um hier eine adäquate Versorgung sicherzustellen sind zuverlässige und zeitnahe Daten zur Gesundheit der Geflüchteten notwendig, die allerdings in der Regel nicht vorliegen. Dies liegt unter anderem an mangelnden Standards und fehlender Harmonisierung der medizinischen Dokumentation, die oft unsystematisch oder nur papierbasiert erfolgt. Ein Austausch der Behandlungsdaten zur Weiterversorgung oder zeitnahe Auswertungen sind daher kaum möglich.

Das vom Bundesministerium für Gesundheit geförderte Projekt PriCare (www.pri.care), unter der Leitung der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Uniklinikums Heidelberg, hat es sich zum Ziel gesetzt, die medizinische Dokumentation in Aufnahmeeinrichtungen mittels einer neu entwickelten, maßgeschneiderten Software (Refugee Care Manager, RefCare©) zu vereinheitlichen und ein regelmäßiges, datenschutzkonformes Monitoring der Gesundheit und medizinischen Versorgung anhand konsentierter Indikatoren zu ermöglichen. Die Software RefCare© wurde in einem nutzerorientierten, iterativen Prozess entwickelt, im Oktober 2017 in drei Aufnahmeeinrichtungen erfolgreich getestet, und seither auf 28 Einrichtungen in drei Bundesländern ausgeweitet.

ARena steht für „Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden“ und ist ein Projekt, welches im Kontext der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie (DART 2020) der Bundesregierung konzipiert wurde. Das Projekt wird mit Mitteln des Innovationsfonds gefördert. Ziel von ARena ist, die Wirksamkeit von Antibiotika langfristig zu erhalten und Resistenzen zu unterbinden.

Um das zu erreichen, sollen im Rahmen von ARena verschiedene Maßnahmen in der Routineversorgung erprobt werden, die zu einem rationalen Einsatz von Antibiotika führen.

In 14 Arztnetzen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen wollen Ärztinnen und Ärzte im Rahmen von ARENA noch genauer hinschauen, ob eine Antibiotikagabe wirklich nötig ist. Um das dafür nötige Wissen zu verbessern, bilden sich die Ärztinnen und Ärzte kontinuierlich fort. Zudem treffen sie sich regelmäßig mit Kolleginnen und Kollegen in Qualitätszirkeln, informieren sich und diskutieren, in welchen Fällen Antibiotika sinnvoll sind und wann darauf verzichtet werden kann.

Darüber hinaus werden im Rahmen des Projektes auch die medizinischen Fachangestellten kontinuierlich fortgebildet. Zudem wird über Öffentlichkeitsarbeit und Information der Patienten und Patientinnen versucht, das Thema einem großen Publikum näherzubringen.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.arena-info.de/

Publikation:

Kamradt, M., Kaufmann-Kolle, P., Andres, E. et al. Sustainable reduction of antibiotic-induced antimicrobial resistance (ARena) in German ambulatory care: study protocol of a cluster randomised trial. Implementation Sci 13, 23 (2018). doi 10.1186/s13012-018-0722-0

Strategien zur Verbesserung der Versorgung älterer, multimorbider Patienten und Patientinnen konzentrieren sich oft auf die Implementierung evidenzbasierten Wissens durch Standardisierungen und strukturierte Assessments. In Deutschland führt die Hausärzteschaft beispielsweise Disease Management Programme (DMPs) durch, um die Versorgung chronisch Kranker zu verbessern. Die Wichtigkeit solcher Maßnahmen ist unbestritten, jedoch besteht das Risiko, andere Dimensionen der Versorgung, wie die „spirituellen“ Bedürfnisse der Patienten und Patientinnen, soziale Teilhabe und Selbstwirksamkeit zu vernachlässigen. Studien zeigen, dass diese Aspekte vor allem bei älteren Betroffenen Auswirkung auf das Wohlbefinden und die Therapietreue/die Einstellung zur Medikation haben. In der clusterrandomisierten Studie HoPE-S3 ( www.hopes3.de/), welche im Rahmen der BMBF-Förderinitiative „Gesund – ein Leben lang“ gefördert wird, wird unter der Leitung von Dr. Cornelia Straßner (Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universität Heidelberg) exploriert, wie sich eine Ergänzung etablierter DMPs um Interventionen zur Adressierung dieser Dimensionen (darunter Schulung von Hausärzten und Hausärztinnen in spiritueller Anamnese, Schulung von med. Fachangestellten in motivierender Gesprächsführung, Einrichtung einer Datenbank mit regionalen Angeboten zur Erleichterung sozialer Aktivitäten, „Infozepte“ für nicht-pharmakologische von Patienten und Patientinnen selbst durchführbare Maßnahmen) zur Stärkung der Selbstwirksamkeit bei älteren Menschen mit Polypharmazie auf relevante Zielkriterien auswirkt. Das IMBI ist im Rahmen der Studie für die biometrische Planung und die statistische Analyse verantwortlich.

Publikation:

Straßner C, Frick E, Stotz-Ingenlath G, Buhlinger-Göpfarth N, Szecsenyi J, Krisam J, Schalhorn F, Valentini J, Stolz R, Joos S (2019). Holistic care program for elderly patients to integrate spiritual needs, social activity, and self-care into disease management in primary care (HoPES3): study protocol for a cluster-randomized trial. Trials 20/1:364

ZIKAlliance ist ein multidisziplinäres Projekt, welches auf breiter Basis das Zikavirus (ZIKV)untersucht. Ein Fokus liegt dabei auf der Untersuchung des Einflusses einer ZIKV Infektion während der Schwangerschaft auf den Schwangerschaftsverlauf, den Gesundheitszustand des Neugeborenen sowie die Kindesentwicklung. Des Weiteren wird das Vorkommen und die Ausbreitungs- und Infektionsmechanismen des Virus erforscht. Das global vernetzte ZIKAlliance Konsortium setzt sich aus mehr als 50 Partnerinstituten auf vier Kontinenten zusammen, darunter eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen in Lateinamerika und der Karibik, da dort die meisten Infektionen zu verzeichnen sind. Koordiniert wird das Projekt von INSERM in Marseille in Person von Xavier de Lamballerie. Insgesamt besteht das gesamte Forschungsprojekt aus zwölf Work Packages (WP), wobei WP1 (Clinical Science, Epidemiology & Modeling) bei der Tropenmedizin am Uniklinikum Heidelberg angesiedelt ist und von Thomas Jaenisch geleitet wird. Für WP1 werden schwangere Frauen in eine prospektive Beobachtungsstudie rekrutiert und während der Schwangerschaft kontinuierlich beobachtet. Nach der Geburt wird eine detaillierte Untersuchung des Neugeborenen durchgeführt, um festzustellen, ob gesundheitliche Probleme oder Fehlbildungen (u.a. Mikrozephalie) vorliegen. Die Entwicklung der Kinder wird im Rahmen einer Kinderkohorte weiterverfolgt. Das IMBI ist WP1 an der statistischen Analyse, der in der Studie erhobenen Daten beteiligt. Dabei soll das primäre Forschungsziel „Vergleich der Häufigkeit von kongenitalen Fehlbildungen und negativen Schwangerschaftsausgängen bei Frauen, die sich während der Schwangerschaft mit ZIKV infiziert haben, im Vergleich zu nicht infizierten Frauen“ untersucht werden. (2017 – laufend)

ZIKAlliance erhält eine Finanzierung im Rahmen des European Union’s Horizon 2020 Research and Innovation Programme unter Grant Agreement No. 734548.

Homepage: https://zikalliance.tghn.org/