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Projekt „SMS-Brücke“: Nachstationäre Betreuung von Bulimiepatientinnen über den Short Message Service (SMS)

Ansprechpartner: PD Dr. rer.soc. Dipl.-Psych. Stephanie Bauer (stephanie.bauer(at)med.uni-heidelberg.de)

Projektleitung: S. Bauer, H. Kordy in Zusammenarbeit mit E. Okon, R. Meermann (Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont)

Bereits 2001 wurde von der FOST eine SMS-basierte Minimalintervention zur Unterstützung von Bulimiepatientinnen beim Übergang von der stationären Behandlung in den Alltag entwickelt, welche nach der erfolgreichen Erprobung in einer Pilotstudie nun in Kooperation mit der Psychosomatischen Fachklinik Bad Pyrmont in einer vom BMBF geförderten randomisierten Studie auf ihre Effektivität und Effizienz untersucht wird (Projekttitel: „Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit einer integrativen, stationär-ambulanten Behandlung von Patientinnen mit Bulimia nervosa unter Nutzung des Short Message Service“).

Da ein Großteil der Patientinnen die stationäre Behandlung nicht frei von Essstörungssymptomen beendet und auch für erfolgreich behandelte Patientinnen insbesondere in den ersten Monaten nach der Entlassung ein erhebliches Rückfallrisiko besteht, bedarf die Mehrzahl der Patientinnen aus therapeutischer Perspektive poststationärer Betreuung, wobei bislang völlig ungeklärt ist, wie intensiv eine derartige Betreuung zur Erhaltung des in der Klinik Erreichten sein muss.

Im Zentrum des Programms steht die wöchentliche SMS-Interaktion der Teilnehmerinnen mit der FOST: Die Patientinnen werden einerseits aufgefordert, in standardisierter Form eine wöchentliche Kurzbeschreibung ihrer Essstörungssymptomatik zu senden und andererseits eingeladen, freie Textnachrichten zu schicken. Unter Berücksichtigung aller eingegangenen Nachrichten bekommt jede Patientin eine wöchentliche Rückmeldung per SMS, die insbesondere die Veränderungen verglichen zur voran gegangenen Woche fokussiert. Die Nachrichten wurden dabei aufbauend auf zwei Prinzipien formuliert: Auf der einen Seite signalisieren sie positive Unterstützung, auf der anderen sollen sie verhaltensmodifikatorisch wirksam sein und im Falle negativer Entwicklungen Verhaltensalternativen nahe legen. Die Ergebnisse der Pilotstudie belegen die Praktikabilität der Intervention und deuten auf eine gute Akzeptanz durch die Teilnehmerinnen hin: Die Qualität des Programms wurde von 83% der Teilnehmerinnen als „gut“ oder „sehr gut“ bewertet. 88% der Teilnehmerinnen würden das Programm weiter empfehlen und 79% würden selbst wieder teilnehmen.

Gegenstand der derzeit laufenden kontrollierten Studie ist die Frage, inwiefern die Intervention zu einer Steigerung der Rate partieller Remission führt. Weitere Hypothesen beziehen sich auf Fragen der Kosteneffektivität und des Kostennutzwertes der Intervention und mögliche Faktoren für eine differentielle Wirksamkeit. Ferner werden Auswirkungen auf den poststationären psycho-bio-sozialen Gesundungsverlauf der Teilnehmerinnen untersucht. Im Falle der Bestätigung der Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des Interventionsprogramms, könnte die Implementierung des Programms in die Routineversorgung aufgrund seiner Konzeption (computerbasiert und semi-automatisiert) und des minimalen zeitlichen und finanziellen Betreuungsaufwands relativ kurzfristig erfolgen. Das Projekt verspricht damit einen Beitrag zur Optimierung der psychotherapeutischen Versorgungsangebote durch die Integration stationärer und ambulanter Angebote für Patientinnen mit Bulimia nervosa zu leisten.

Literatur

Bauer, S., Okon, E., Meermann, R. & Kordy, H. (2013). SMS-Nachsorge: Sektorenübergreifende Versorgung für Patientinnen mit Bulimia nervosa. Verhaltenstherapie, 23, 204-209.

Bauer, S., Okon, E., Meermann, R. & Kordy, H. (2012). Technology-enhanced maintenance of treatment outcome in eating disorders: Efficacy of an intervention delivered via text messaging. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 80, 700-706.

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