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Mitarbeiter-Entwicklungskonzept der Intensivstationen

Chirurgischen Klinik und der Klinik für Anästhesiologie am Uniklinikum Heidelberg

Unsere Grundintension:

Eine gute intensivpflegerische Versorgung von Intensivpatienten ist eine stetige Herausforderung. Um dies zu gewährleisten, hat das Leitungsteam und die PraxisanleiterInnen der Chirurgischen Klinik und der Klinik für Anästhesie am UK-HD ein Mitarbeiter-Entwicklungs-Konzept entwickelt. Ziel ist, die Handlungs-kompetenz zu fördern, vom Berufsanfänger bis hin zum Pflegeexperten.

Einen wesentlichen Beitrag haben Nicole Kraus und Andreas Bender mit der schriftlichen Visualisierung des Konzeptes im Rahmen ihrer Qualifikation zur PraxisanleiterIn geleistet.

Pflegewissenschaftliche und Pädagogische Hintergründe:

Das tragende Element unseres Mitarbeiter-Entwicklungs-Konzeptes ist die Arbeit der Pflegewissenschaftlerin Patricia Benner. In der Arbeit von Patricia Benner wird der Kompetenzerwerb in der Pflege beschrieben. Die Handlungskompetenz verändert und entwickelt sich im Laufe des beruflichen Arbeitens und kann in fünf Stufen unterteilt werden. In unserem Konzept sind erstmals die fünf Stufen eines beruflichen Werdegangs für unseren abgegrenzten Bereich (Intensivstationen der Chirurgischen und Anästhesiologischen Uni-Klinik) schriftlich fixiert worden. Die Vorteile sind größere Transparenz für jeden Einzelnen und potentieller Impulsgeber für bestimmte Anleite-Situationen.

Kompetenz wird als »Handlungsvermögen einer Person« bezeichnet und orientiert sich entsprechend am Subjekt – der einzelnen Person- und ist ganzheitlich ausgerichtet . Kompetenz umfasst nicht nur inhaltliches bzw. fachliches Wissen und Können, sondern auch überfachliche (oder gar außerfachliche) Fähigkeiten. Sie ist unter den Begriffen Methodenkompetenz („know how to know“), Sozialkompetenz und Personalkompetenz weitreichend bekannt (Beispiele siehe in Abb. 1). Der Erwerb der Kompetenz wird nicht nur in institutionalisierten Lernprozessen (Schulen, Akademien, Fort- und Weiterbildung) „vermittelt“ sondern sie entwickelt und erweitert sich, im Rahmen des lebenslangen Erfahrungs-Lernen. Am Arbeitsplatz findet (nach einer zeitlich begrenzten Einarbeitungsphase) ein in überwiegenden Teilen selbstgesteuertes Lernen statt. Kompetenz grenzt sich deutlich von „Qualifikation“ ab. Qualifikationen sind „lediglich“ die Fähigkeiten zur Bewältigung konkreter Anforderungssituationen.

Muster erkennen und rational handeln

Jede Stufe der Pflegekompetenz ist durch Merkmale definiert. Während am Anfang Regeln und Checklisten stehen, ist das Expertentum u. A. beschrieben durch das Erkennen von Mustern und der überlegten Rationalität. Eine Kurzbeschreibung ist im Anhang abgebildet. Mit diesem Wissen können entsprechende Impulse und Unterstützungsmöglichkeiten angeboten werden. Die Kompetenzstufen sind Neulinge oder Anfänger, Fortgeschrittene(r) Anfänger(-in), Kompetent Pflegende, Erfahrene, Experte.

Während der/die Lernende diese 5 Stufen durchläuft, verändern sich zusätzlich 3 Aspekte. Es findet eine Bewertung weg vom Befolgen abstrakter Prinzipien der Anfängerebene hin zur Anwendung konkreter und vergangener Erfahrung statt (1). Es verändert sich die Wahrnehmung einer Situation durch den Lernenden. Er sieht die Situation immer weniger als Sammlung einzelner relevanter Teile, sondern mehr als Ganzes mit bestimmten, herausragenden Aspekten (2). Außerdem findet die Entwicklung vom außenstehenden Beobachter zu einem Teilnehmer und aktiv Handelnden, der sich mit der Situation beschäftigt statt (3).

Zusätzliche Strukturierung des Konzeptes:

Parallel zu den fünf Stufen der Pflegekompetenz haben wir eine zusätzliche Spalte für die Kernziele während der »Einarbeitung« eingefügt.

Des Weiteren ist die Grundstruktur der schriftlichen Ausführung angelehnt an die Lernfelder der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung. Lernbereiche und Lernsituationen in der Praxis ergeben sich hieraus. Diese Systematik wurde aufgegriffen und entsprechend modifiziert. So ist im Rahmenlehrplan der Gesundheits- und Krankenpflegeschule am UK-HD bspw. der Lernbereich 1 mit »Pflegerische Kernaufgaben« und der Lernbereich 2 als Ausbildungs- und Berufssituation von Pflegenden« definiert. Als Unterpunkt findet sich »Organisieren, planen und dokumentieren« bzw. Kommunikations- und Kooperationsmöglichkeiten zur Förderung und Gestaltung sozialer Beziehungen (LB 2). Nachfolgend sind diese angesprochenen Beispiele aus dem Einarbeitungskatalog abgebildet.

Stufen der Pflegekompetenz nach Patricia Benner

Stufe 1: AnfängerIn (Novice)

Noch keine Erfahrung und noch kein Verständnis für das Fachgebiet. Das Wissen stammt aus Büchern und anderen Quellen. Es werden Regeln, Checklisten u. a. benötigt, um sich in der Praxis zurechtzufinden. Die Handlungen sind unflexibel. Es werden Normen und Normwerte gelernt ("objektive Daten"), ohne sich ein genaues Bild machen zu können, wie solche Werte in realen Situationen zu interpretieren sind.

Stufe 2: Fortgeschrittene(r) AnfängerIn (Advanced Beginner)

Auf dieser Stufe haben die Lernenden schon gewisse Erfahrungen gemacht. Einzelne Aspekte von Situationen werden wiedererkannt. Sie lernen, indem man sie auf typische Aspekte von Situationen aufmerksam macht. Sie haben noch Mühe, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und entsprechend auch im Setzen von Prioritäten.

Stufe 3: Kompetente(r) Pflegende(r) (Competent)

Pflegende auf dieser Stufe haben in der Regel zwei bis drei Jahre Erfahrung in der Pflege von gleichartigen oder ähnlichen Pflegesituationen. Sie haben gelernt, mit Langzeitplänen zu arbeiten, welche wichtig für die Pflege dieser Patientengruppe sind. Sie können Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden, allerdings fehlt ihnen die Flexibilität und rasches Erfassen, wenn vom Plan abgewichen werden muß und sich die Situation plötzlich verändert.

Stufe 4: Erfahrene(r) Pflegende(r) (Proficient)

Auf dieser Stufe geschieht ein qualitativer Sprung. Situationen werden in ihrer Ganzheit und Komplexität erkannt. Handlungen sind von Maximen begleitet. Maximen sind Tipps oder Beschreibungen von Wahrgenommenem, die geübtes Handeln leiten und nur von KollegInnen mit ähnlicher Erfahrung verstanden werden. Handeln vorwiegend nach eigener Wahrnehmung löst in dieser Stufe das Handeln nach Plänen ab. Situationen werden in Bezug auf längerfristige Ziele wahrgenommen. Pflegende auf dieser Stufe lernen anhand von Fallstudien und eigenen herausragenden Pflegeerlebnissen.

Stufe 5: PflegeexpertIn (Expert)

Auf dieser Stufe geschieht nochmals ein qualitativer Sprung. Pflegende haben hier in der Regel mindestens fünf Jahre Erfahrung in der Pflege von Patienten in ähnlichen Situationen. Das Handeln ist nicht mehr abgestützt auf Regeln, Pläne oder Maximen, sondern stark intuitiv geleitet. Intuition wird von Benner als Fähigkeit beschrieben, ein meisterhaftes menschliches Urteil zu fällen, was sie von Entscheidungen oder Rechnungen unterscheidet, die ein Computer machen würde. Nach Dreyfus und Dreyfus finden sich im intuitiven Urteil sechs Elemente: 1. Das Erkennen von Mustern, 2. Ähnlichkeiten erkennen, 3. Verstehen durch den Gebrauch des gesunden Menschenverstandes, 4. Fähigkeiten des Know-how, 5. Sinn für das Wichtige und Herausragende, 6. Überlegte Rationalität.

Quelle: Benner Patricia ( 1994 ) Stufen zur Pflegekompetenz. From Novice to Expert

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