INNOVATIONS­RAUM PFLEGE - WO DIE PFLEGE DEN TAKT VORGIBT

Heimspiel für Podcast-Moderator Robin Krüger: In der fünften Episode des Pflege UKHD Podcast geht es um den Innovationsraum Pflege. Hier ist Robin Krüger selbst Stationsleitung. Er unterhält sich mit seiner Kollegin Nina Klotz-Strifler, die bereits bei der Stationsgründung im Herbst 2020 mit dabei war.

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Innovationsraum Pflege - wo die Pflege den Takt vorgibt

Pflegekräfte leiten den Innovationsraum und haben hier die Möglichkeit, neue Ideen für Prozesse und Strukturen auf der Station zu erproben. Wie das in der Praxis aussieht? Das füllen Robin und Nina im Interview mit Leben. So konnten die Pflegenden beispielsweise eine eigene Farbgestaltung umsetzen, Whiteboards unterstützen Patienten bei der Selbstständigkeit und neue interdisziplinäre Besprechungen verbessern Austausch und Informationsfluss der verschiedenen Berufsgruppen.

Wie könnten moderne Arbeitszeitmodelle im Drei-Schicht-System aussehen? Wie erleben Patienten den besonderen Geist der Station? Und wie fängt das Team Kollegen bei auftretenden Problemen auf? Außerdem sprechen die beiden über die Akademisierung und Zukunft der Pflege sowie über einen persönlichen Ausgleich zur Arbeit auf der Station.

 

Robin Krüger:
„Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge unseres UKHD Pflege Podcast. Mein Name ist Robin Krüger, ich bin die Leitung von der Neuro 6 in der Kopfklinik und habe heute eine ganz besondere Gesprächspartnerin bei mir. Nina Klotz-Strifler ist Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Neuro 6, dem Innovationsraum Pflege in der Kopfklinik, und da freue ich mich sehr. Hallo Nina.“

Nina Klotz-Strifler:
„Hallo Robin.“

Robin Krüger:
„Ganz kurz zur Geschichte. Nina wir beide haben tatsächlich da zusammen mitgewirkt und zwar hatten wir nämlich am 9. November (2019), meine ich, den Innovationsraum hier in der Kopfklinik eröffnen können. Wir hatten den großen Luxus und das große Glück, dass wir hier die Station quasi von Null auf aufbauen konnten. Wir hatten nur die leeren Zimmer, in denen nichts da war und nichts drin war und haben alles gemeinsam als großes Pflegeteam aufbauen können. In Zusammenarbeit mit den Ärzten und den Therapeuten haben wir wirklich eine tolle Station geschaffen und wir wollen natürlich auch ein bisschen etwas anders machen als andere. Bei uns, da kannst du gleich noch ein bisschen mehr von erzählen, können natürlich die Pflegekräfte Ihre eigenen persönlichen Projekte auch verwirklichen und umsetzen. Ich schaue dann als Leitung immer, dass die Leute dafür auch ihre freie Zeit bekommen und ich denke, dass wir da eigentlich ganz gut was geschaffen haben. Aber Nina, möchtest du uns nicht erst einmal erzählen, welche Patienten wir bei uns auf der Station versorgen?“

Nina Klotz-Strifler:
„Wir sind ja eine Neurologie. Wir haben Patienten primär mit neurodegenerativen Erkrankungen und da haben wir zwei verschiedene Schwerpunkte. Das eine sind die Patienten mit Parkinson, eine sogenannte Parkinson-Komplexbehandlung, die wir hier machen. Und da kommen Patienten zu uns, die eine Verschlechterung der Parkinson-Symptomatik haben und die bei uns medikamentös neu eingestellt werden oder deren medikamentöse Therapie optimiert wird. Oder die einen DBS implantiert bekommen oder neu eingestellt werden. Ein DBS ist ein Deep Brain Stimulator, also eine Tiefenhirnstimulation, Die diese Parkinson-Symptomatik verbessern soll. Bei dieser Komplex-Behandlung geht es aber um viel mehr als nur diese Einstellung, sondern es geht um dieses große therapeutische Team, was wir zur Verfügung stellen, um den Patienten eine bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen. Das sind dann Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Logopäden, die jeden Tag Therapie-Stunden bei den Patienten haben. Im weiteren Kreis sorgen sich auch der Sozialdienst und die Neuro-Psychologen um die Patienten, um eine bestmögliche Betreuung gewährleisten zu können. Das ist so unser einer Schwerpunkt und der andere ist die Spinraza-Studie Das sind Patienten mit SMA, das ist Spinale Muskelatrophie und sie bekommen dieses Medikament Spinraza über eine Lokalpunktion injiziert oder appliziert. Dann schaut man, ob die Symptomatik, diese Erkrankung, zurückgeht oder ob der Progress einfach gleichbleibend ist. Und man wird in den nächsten Jahren sehen, ob dieses Medikament dieses Ziel erreicht. Ich finde diese Studie super interessant. An diesen zwei Schwerpunkten, finde ich, alleine sieht man schon wie unterschiedlich das Patientenklientel hier auf unserer Station ist. Das ist super cool.“

Robin Krüger:
„Die einen sind ganz, ganz junge Patienten, die wir haben, die mit der SMA. Was man natürlich auch noch sagen muss, diese zwei Krankheitsbilder sind sicherlich unsere Haupt-Krankheitsbilder, die wir versorgen. Aber wir haben immer wieder auch Patienten mit AS, mit Creutzfeldt-Jakob-Krankheit...“

Nina Klotz-Strifler:
„...CIDP, Stiff-Person-Syndrom. Also, es sind wirklich super, super seltene Erkrankungen, die wir betreuen. Das ist sehr interessant und vielfältig.“

Robin Krüger:
„Generell ist das zu verallgemeinern unter dem Bild der neurodegenerativen Erkrankungen. Es ist sehr anspruchsvoll tatsächlich, aber es macht wirklich viel Spaß, diese Patienten zu versorgen.“

Nina Klotz-Strifler:
„Das ist zum Beispiel auch ein Punkt, den ich super interessant auf unserer Station finde: Dadurch, dass wir so viele unterschiedliche Krankheitsbilder haben, ist es ein Muss, dass man sich die ganze Zeit weiterbildet und sich informiert. Das macht das Arbeiten auch so abwechslungsreich.“

Robin Krüger:
„Wie war das denn im November 2020, wo wir unsere Station aufgemacht haben? Wir hatten ja Gott sei Dank das Glück gehabt, dass wir eine Woche tatsächlich auch gemeinsam als Team Building zusammen Zeit hatten und die Station so gestalten durften, wie wir das alles wollten. Wie hast du diese Zeit empfunden am Anfang?“

Nina Klotz-Strifler:
„Also, ich fand das sehr interessant, dass man eine Station bekommt, die im Prinzip so komplett leer ist. Wir durften von Beginn an wirklich alles selbst stellen und einrichten, gestalten, wie wir das für gut befunden haben. Das heißt, wir hatten keine Richtlinie, sondern wir konnten einfach mal ein bisschen rumprobieren, ausprobieren. Wir haben wirklich viele coole Sachen, die schon bei den Basics anfangen, gestaltet. Zum Beispiel haben wir am Anfang nur vier Zimmer gehabt. Und dann haben wir ein Farbkonzept gestaltet, das sind blau, gelb, rot und grün. Die verschiedenen Farben können zum Beispiel bei Patienten unterschiedliche Wirkungen haben. Oder was wir zum Beispiel auch bei der räumlichen Struktur verändert haben ist, dass in jedem Patientenzimmer ein Whiteboard ist. Das ist in dem Sinne cool, weil man das sowohl als Informationsboard nutzen kann für Patienten, wo man drauf schreibt, wie der Tagesablauf ist, was heute alles noch ansteht. Aber es kann zum Beispiel auch als Orientierungshilfe dienen: bei Patienten mit einem kognitiven Defizit. Und zum Beispiel bei der Parkinson-Komplexbehandlung schreiben wir die Medikamenten-Zeiten auf, sodass sie das selbstständig üben können, um da wieder eine Selbstständigkeit zu fördern dann auch zuhause.“

Robin Krüger:
„Und das passt eigentlich ganz gut zu unserem großen Ziel, das wir bei der Eröffnung hatten. Nämlich unsere Arbeitsprozesse stärker am Patienten auszurichten und natürlich auch patientenzentriert zu arbeiten. Du hast vorher deine Ausbildung auch hier im Uniklinikum gemacht. Dabei hast du natürlich viele verschiedene Stationen kennengelernt. Wie siehst du denn die Unterschiede zum Beispiel bei unserer Station zu den anderen Stationen, von denen du vorher kamst?“

Nina Klotz-Strifler:
„Da gibt es natürlich viele Unterschiede. Wenn es zum Beispiel um dieses Hierarchiegefälle geht. Also es ist öfter so, dass einfach bestimmte Hierarchien herrschen auf Station. Und dass auch andere Berufsgruppen gar nicht interagieren. Zum Beispiel war mir vorher gar nicht bewusst, was die Ergotherapie oder die Logopädie während der Arbeit machen. Das war eher ein “das haben wir jetzt gemacht”. Nur so als Info, aber das war kein wirkliches Hand in Hand arbeiten. Und ich finde, da ist ein ganz gutes Beispiel unsere morgendliche Teambesprechung: um 09:30 Uhr jeden Morgen haben wir eine Besprechung, wo alle Professionen zusammen sind und wir jeden Patienten besprechen. Das heißt, da ist die Ergotherapie, die Logopädie, die Physiotherapie, die Sozialarbeiter, manchmal auch die Seelsorge, die Neuro-Psychologen, alle sind mit dabei und besprechen jeden Patienten einzeln. So kann man eine übergreifende Transparenz schaffen und einen guten Informationsfluss gewährleisten, um den Patienten zu betreuen. Das ist ein großer Punkt.“

Robin Krüger:
„Das war ja auch unsere Idee am Anfang gewesen, dass wir nicht mehr wollen, dass jede Berufsgruppe so ein bisschen für sich arbeitet. Ich hab das immer so kennengelernt: Die Physiotherapie bespricht sich mit dem Arzt, dann bespricht sich die Pflege nochmal mit dem Arzt, dann bespricht sich nochmal die Ergotherapie mit dem Arzt und der Sozialdienst. Wir haben uns gedacht, dass man das sicherlich auch effizienter gestalten kann. Und wir haben da bei uns dann die Möglichkeit gehabt, dass man diese Strukturen so schaffen konnte. Das macht viel Spaß und bringt Zeitgewinn, glaube ich, dass wir einfach die Patienten da in einer großen interdisziplinären Besprechung haben können. Hast du bei uns auf Station eine Patientengeschichte, die du vielleicht erzählen möchtest, die dich vielleicht auch berührt hat? Vielleicht im positiven oder auch negativen Sinne? Wo du heute noch dran denken musst?“

Nina Klotz-Strifler:
„Ja, doch. Sogar mehrere Geschichten, aber eine fällt mir jetzt so spontan ein. Ich bin ja frisch examiniert seit letztem Jahr im Oktober. Ich weiß noch, da hatte ich eine meiner ersten Nächte als examinierte Pflegekraft. Und dann wurde nachts ein Palliativpatient zu mir hoch verlegt und ich habe davor noch nie so den Bezug zu Palliativpatienten gehabt. Natürlich, man lernt dazu etwas in der Ausbildung, wir hatten auch ein Sterbeseminar. Aber theoretisch ist immer so die eine Sache, aber dann die Praxis ist doch etwas anders. Ich wurde zum Glück von anderen Stationen sehr gut betreut und konnte diesen Palliativpatienten gut versorgen und auch die Angehörigen betreuen. Aber es war schon sehr anstrengend und auch sehr emotional einen Patienten sterben zu sehen. Ich habe mit dem Team besprochen, dass mir das ein bisschen zu schaffen gemacht hat. Und ich bin nicht die Einzige, die so ein Problem hat, sondern solche Probleme sind schon verbreitet und nicht jeder hat halt eine spezielle Fortbildung dahingehend, nicht jeder hat direkt diese Expertise, die hier angewendet werden kann. Wir sind einfach ein Akutkrankenhaus und es passiert, dass Menschen sterben. Da fand ich es toll, dass es ein Team gab auf unserer Station, die eine Abschiedsbox gestaltet haben, also das ist wie so eine Palliativ-Box, sodass jeder die Möglichkeit hat, auch ohne Expertise Patienten bestmöglich zu betreuen. Ja, das hat mich schon emotional berührt und ich finde es umso besser, dass auf unserer Station Probleme angenommen werden und dann eine Idee entwickelt wird, dass eben solche Probleme nicht mehr passieren. In dieser Palliativ-Box befinden sich sowohl Abschiedskarten als auch zum Beispiel von der christlichen und von der islamischen Seelsorge sind Bücher drin. Und es wird noch ein Bogen erstellt, dass man sieht OK, der Patient hat gerade die und die Lebensqualität und was kann ich machen, um diese jetzt noch zu steigern? Das ist wie so ein kleiner Lösungshorizont, nach dem man sich richten kann, wenn man vielleicht gerade nicht mehr weiterweiß.“

Robin Krüger:
„Das wirklich Schöne daran ist, dass die Motivation bei allen so hoch ist, solche Projekte zu machen, dass die Kollegen dafür dann z.B. auch Termine machen mit Hospizen, mit denen sie sprechen können. Z.B. mit unserem Palliativ-Team Saphir, wo wir auch schon Podcast drüber gesprochen hatten. Es ist natürlich toll und schön zu sehen, wie hoch die Motivation ist, Probleme anzugehen. Ein anderes Thema auf unserer Station, was wir schon etwas länger angehen wollen, ist ja das Arbeitszeitmodell. Unsere Arbeitszeitmodell, was wir in der Uniklinik haben, dass der Frühdienst zum Beispiel um 06:30 Uhr beginnt, ist natürlich ein relativ veraltetes Modell und das bedarf sicherlich mal einer Erneuerung. Da sind wir unfassbar viel am Überlegen und merken natürlich auch, wie schwer es ist, gerade in einem 3-Schicht-Modell. Es ist fast unmöglich es allen Recht zu machen. Das gestaltet sich noch sehr schwierig. Aber kannst du vielleicht mal was erzählen, was wir da versuchen? Und einfach aus unseren Fehlern sicherlich auch lernen?“

Nina Klotz-Strifler:
„Ja, genau also, es gestaltet sich wirklich unglaublich schwierig, weil man muss natürlich nicht nur diese 24 Stunden zusammen bekommen, sondern auch eine gewisse Übergabezeit zwischen den Diensten. Die Frage ist, wo man ansetzt, wo man aufhört. Auf der einen Seite kann man sagen, man verkürzt zum Beispiel den Nachtdienst, weil man den Biorhythmus ein bisschen schonen möchte, indem man vielleicht den Nachtdienst von zehn auf vielleicht acht oder neun Stunden verkürzt. Aber dann muss ich auch einen Dienst länger gestalten. Und dann ist es so, dass man vielleicht auch morgens ein bisschen länger schlafen möchte und da auch eine halbe Stunde viel ausmacht. Da den richtigen Mittelweg zu finden gestaltet sich schon als schwierig. Eine Idee war zum Beispiel, dass man den Tagdienst, also den Spätdienst, deutlich länger gestaltet, sodass man dann vielleicht beim Frühdienst mehr vom Tag hat und weniger in der Nacht ist. Auch eine Idee war, dass man vielleicht die Überlappungszeiten besser anpasst, weil die gestalten sich von einer halben Stunde bis zu einer Stunde. Und dann ist da die Frage, ob man die vielleicht verkürzen könnte oder die Dienste vielleicht sogar mit einer größeren Überlappungszeit gestaltet, wenn man zum Beispiel sagt: Wir machen jetzt Übergabe. Das ist eine halbe Stunde. Und danach dokumentiere ich erst alles. Dann bräuchte man vielleicht eine längere Überlappungszeit von einer Stunde wie vom Frühdienst zum Spätdienst. Man hätte aber auf der anderen Seite durch das Arbeitszeitmodell eine viel höhere Qualität bei der Dokumentation, dadurch dass man sich dann erst bespricht, eine Übergabe macht und dann vielleicht Informationen noch von anderen rauszieht. Ich glaube, das ist noch ein längerer Weg, bis wir da etwas Optimales gefunden haben.“

Robin Krüger:
„Und was natürlich trotzdem schön ist bei uns ist, dass wir es relativ einfach haben, durch die sehr nahe Zusammenarbeit mit unseren Stationsärzten usw. unsere Prozesse möglicherweise anzupassen. Wenn wir andere Arbeitszeitmodelle einführen möchten, dann dürften wir die Prozesse, unsere Stationsabläufe und sowas individuell anpassen. Es macht natürlich wirklich Spaß diese Freiheiten - in Anführungszeichen - zu haben.“

Nina Klotz-Strifler:
„Das sieht man zum Beispiel bei der Visite. Die Visite ist dreimal in der Woche zu einer anderen Uhrzeit. Das war ganz einfach. Wir haben die da angesprochen und ich glaube, dass Kommunikation einfach gerade auf unserer Station immer das A und o ist. Wenn man gut kommuniziert, dann sind Ideen ziemlich leicht umzusetzen.“

Robin Krüger:
„Nina, hast du vielleicht noch ein Beispiel, wo angepasste Strukturen, Modelle oder Prozesse beim Patienten wirklich angekommen sind und auch die Patienten vielleicht rückgemeldet haben, dass sie etwas besser fanden?“

Nina Klotz-Strifler:
„Ja, also spontan würde mir einfallen, zum Beispiel die ganzen Spinraza-Patienten. Die sind relativ jung und merken auch, dass bei uns was anders ist und dass wir uns viel mehr Zeit nehmen für die Patienten. Da hab ich schon die Rückmeldung bekommen, dass sie das sehr gut finden, wie wir mit den Patienten umgehen und wie wir uns die Zeit nehmen uns mit denen zu beschäftigen.“

Robin Krüger:
„Gerade bei diesen Patienten merkt man das sehr, weil die natürlich eine lange Krankheitsgeschichte haben und auf vielen, vielen Stationen schon waren, in vielen Krankenhäusern schon waren. Von denen eine Rückmeldung zu bekommen, dass etwas positiv ist und dass sich auch was verändert, das ist schön zu sehen.“

Nina Klotz-Strifler:
„Ja, und was ich auch gut finde, ist gerade bei der Rückmeldung von Spinraza-Patienten ist, dass sie regelmäßig zu uns auf Station kommen und sie haben auch schon Verbesserungsvorschläge gebracht. Wenn diese auch nur minimal sind und wir können sie dann umsetzen. Und wenn sie das nächste Mal zu uns kommen, bekommen wir die Möglichkeit zu sehen, ob das auch wirklich so ist, wie sie es wollten bei der Umsetzung. Das ist cool.“

Robin Krüger:
„Wir arbeiten bei uns auf Station, ja auch mit APN, einer Advanced Practitioner Nurse, die als fachliche Leitung bei uns da ist und natürlich auch unsere Pflegeprojekte, unsere Prozesse und Strukturen sehr gut wissenschaftlich begleitet. Wie denkst du denn zu akademisierten Pflegekräften? Wie siehst du da die Zukunft?“

Nina Klotz-Strifler:
„Auch in meiner Klasse waren viele Mitschüler, die Abitur hatten oder haben. Und ich muss sagen, dass Mitschüler mit einem anderen Bildungsabschluss genau die gleichen Kompetenzen haben. Wenn du anfängst, die Pflege komplett zu akademisieren und daraus ein Studium zum Beispiel zu machen, würden diese Kompetenzen und diese Menschen, die diesen Beruf gerne ausüben, wegfallen. Auf der anderen Seite würde ich sagen, dass für eine Professionalisierung in der Pflege ein Studium vielleicht notwendig ist, unter gewissen Umständen. Ich glaube aber, dass man wie in anderen Ländern dann den Aufgabenbereich erweitern müsste, dass man dann mehr Möglichkeiten bekommt, andere Aufgabengebiete in der Pflege zu gestalten. Zum Beispiel ist es in der USA üblich, dass man als Pflegende sagt “okay, ich sehe an den Werten, dass du einen Harnwegsinfekt hast und ich verschreibe jetzt das und das Antibiotikum.” Ich glaub das macht den Beruf dann auch attraktiver, wenn man mehr Aufgabenbereiche hat. Auf der anderen Seite bräuchte man dann aber, wenn man diesen Aufgabenbereich hat und dann zum Beispiel Ärzte teilweise entlasten könnte, natürlich auch Menschen oder vielleicht Hilfskräfte, die dann andere Aufgabenbereiche übernehmen. Also ich glaube schon, dass es möglich ist, die Pflege zu akademisieren, aber dass man das viel umfassender sehen müsste, dass man vielleicht nochmal neue Berufe schaffen müsste, die dann mit der Pflege zusammenarbeiten.“

Robin Krüger:
„Nina, jetzt geht es noch ein bisschen um dich persönlich: Was treibt dich bei der Arbeit an?“

Nina Klotz-Strifler:
„Ich würde mich schon als sehr sozialen Menschen einschätzen und ich liebe einfach die Arbeit mit Patienten und auch mit Kollegen. Was ich besonders schätze an unserer Station und was mich antreibt ist, dass ich Ideen, die ich persönlich hab, umzusetzen kann. Wir besprechen solche Ideen freitags in unserem Projekt-Freitag und da würde ich dann meine Idee vorstellen. Ich gehe dann zum Robin, und sag “Hey Robin, ich habe die und die Idee, ich bräuchte dafür Zwischendienste, sodass ich mich wirklich intensiv damit beschäftigen kann.” Und ich finde das halt unglaublich toll, dass die Arbeitszeit so angepasst wird, dass ich mich wirklich meinen Ideen widmen kann und dass ich da einfach ein bisschen mehr Spielraum bekomme, Ideen wirklich umzusetzen und dann auch zu implementieren. Das treibt mich unglaublich an beim Arbeiten.“

Robin Krüger:
„Wie findest du den Ausgleich zu der Arbeit auf Station in deinem privaten Leben?“

Nina Klotz-Strifler:
„In meiner Freizeit male ich sehr viel mit Acryl. Das macht mir sehr viel Spaß und das ist wirklich ein großer Ausgleich für mich, weil ich dann einfach so meine Ruhe hab und mich auf eine Sache fokussieren und konzentrieren kann. Außerdem koche ich sehr gerne, besonders mit Freunden zusammen. Und ich bin auch ziemlich naturverbunden, ich gehe gerne wandern und spazieren. Aber noch viel cooler finde ich, dass wir uns, glaube ich, alle so ein bisschen gegenseitig ausgleichen. Auf Station zum Beispiel gibt es Kollegen, die Backen sehr gerne und die bringen immer was mit. Oder was ich auch total lustig finde: Für viele ist ja Musik ein großer Ausgleich und wir haben jetzt eine stationsinterne Spotify-Playlist gemacht und da darf jeder immer seine Musik rein machen. Wenn wir irgendwann mal eine Stationsfeier haben, dann kann man die laufen lassen.“

Robin Krüger:
„Eine letzte Frage noch, Nina: wo siehst du denn die Zukunft der Pflege am Universitätsklinikum Heidelberg und generell auch die Zukunft der Pflege in den nächsten Jahren?“

Nina Klotz-Strifler:
„Also ich denke, dass die Pflege momentan sehr im Wandel ist, weil ich glaube, dass viele Menschen sich gerade auch wegen der Pandemie Gedanken gemacht haben, was man in der Pflege vielleicht verbessern kann. Wenn man so wie an der Uniklinik frisch examinierten Mitarbeitern oder auch Mitarbeitern mit extrem viel Berufserfahrung weiterhin die Möglichkeit gibt, gefordert und gefördert zu werden und den Raum bekommt, Sachen zu verändern, sehe ich echt tolle Zeiten für die Pflege in der Zukunft. Ich bin gespannt, wie sich das alles noch entwickeln wird.“

Robin Krüger:
„Vielen, vielen Dank Nina, dass du heute hier warst und uns ein bisschen über den Innovationsraum Pflege hier in der Kopfklinik erzählt hast. Natürlich im Dialog mit mir, das war für mich auch eine tolle Sache, dass ich hier auch ein bisschen was über meine eigene Station erzählen durfte. Vielen Dank an alle, die zugehört haben. Alle weiteren Informationen findet ihr auf www.wir-sind-intensiv.de. Und wenn euch unser Podcast hier gefallen hat, dann abonniert uns gerne bei Spotify und auf iTunes und verpasst keine weitere Folge!“

"Innovationsraum Pflege" gewinnt 2. Platz des Pflegepreises der DGN

Aufgepasst: Der "Innovationsraum Pflege" der Kopfklinik wurde am Freitag, den 05.11, mit dem 2. Platz des erstmals ausgeschriebenen Pflegepreises der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) ausgezeichnet. Die DGN setzt damit ein Zeichen, die neurologische Pflege zu stärken und zu fördern. Herzlichen Glückwunsch an das Pflegeteam der neurologischen Station 6.

In folgendem Film stellen euch die Preisträger das Projekt noch einmal persönlich vor.

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Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN); Umsetzung: ADVERB - Agentur für Verbandskommunikation