Prävalenz und Begleitfaktoren von Delirien bei hochbetagten Krankenhauspatienten
Das Auftreten eines Delirs im Rahmen einer internistischen Erkrankung ist mit einer höheren Mortalität und Morbidität im weiteren Verlauf sowie mit einer Einschränkung der körperlichen und kognitiven Leistungsfähigkeit verbunden. Delirien treten mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf. Als weitere Risikofaktoren gelten internistische Multimorbidität und Polypharmazie, Einschränkungen der Sinnesfunktionen und vor allem das Vorliegen einer Demenz. Trotz des schlechten Langzeitverlaufes werden Delirien oft unterdiagnostiziert. Hintergrund dieses Teilprojektes ist die Erkennung des Delirs bei akut internistisch erkrankten Hochbetagten, bei denen nach der Literatur bis zu 60% der Delirien unerkannt bleiben. Die Kooperationsstudie fragt daher nach der Auftretenswahrscheinlichkeit deliranter Zustände bei internistisch erkrankten Hochbetagten, deren Diagnosewahrscheinlichkeit durch die internistischen Behandler und hat zum Ziel Risikofaktoren und Ursachen deliranter Zustände bei Hochbetagten zu erfassen. Die Diagnosehäufigkeit nach ICD 10- und DSM IV-Kriterien wird zudem verglichen. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, inwieweit ein Screeningfragebogen, die Confusion Assessment Method nach Inouye, die Diagnosestellung gerade im geriatrischen Setting verbessern könnte.
Insgesamt konnten von Oktober 2003 bis April 2004 79 Patienten pseudorandomisiert rekrutiert werden. Die Gruppenzuordnung erfolgt nach der Einschätzung des Expertenpanels aus Geriatern und Psychiaterin auf der Basis des DSM IV unter Einbezug aller klinischen Informationen, einer ausführlichen psychologischen Testdiagnostik (MMST, DEMTECT, verbales Neugedächtnis, Aufmerksamkeit und Arbeitsgedächtnis sowie logisches Denken aus dem Nürnberger Altersinventar) und der Befragung der Angehörigen mittels IQCODE (Jorm 1994).
Projektdauer
Juli 2003 bis Juli 2006
Finanzielle Unterstützung
Wiedereinstiegsstipendium im Rahmen der Frauenförderung der Universität Heidelberg (Dr. U. Hestermann)
Kooperationen
Prof. Dr. Peter Oster, Bethanien-Krankenhaus, Geriatrisches Zentrum der Universität Heidelberg
Forschungspersonal
- Dr. Ute Hestermann, Geriaterin, Bethanien-Krankenhaus - Geriatrisches Zentrum der Universität Heidelberg
- Markus Hack, Assistenzarzt, Bethanien-Krankenhaus - Geriatrisches Zentrum der Universität Heidelberg (Doktorand)
- Dipl-Psych. Irene Geckle (Diplomandin)
- Dr. Christine Thomas, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Geriatrie, Zentrum für psychosoziale Medizin, Heidelberg, Ltd. Ärztin der Abt. Gerontopsychiatrie, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie / Bethel , Evangelisches Krankenhaus Bielefeld
Literatur
- Hestermann, U., C. Thomas, P. Oster (2005). "FRAGILE"- der alte Mensch und die Chirurgie" Chirurg 76(1): 28-34.
- Thomas C. (2004), Verwirrtheitszustände im Alter: Eine Herausforderung an Kliniker und Konsiliarpsychiater. Symposium auf der Jahrestagung der DGPPN, Berlin 2004, Der Nervenarzt, 75, Suppl. 2, S. 119.
- Hestermann U., Thomas C., Geckle I., Hack M., Oster P. (2004): Die Delirdiagnose bei internistisch-geriatrischen Akutpatienten: Kann ein Fragebogen die Diagnosegenauigkeit verbessern? Jahrestagung der DGPPN 2004, Berlin, Der Nervenarzt, Suppl. 2, S. 119, 1351.
- Hestermann U., Thomas C., Geckle I., Hack M., Oster P.(2004): Prävalenz und Begleitfaktoren von Delirien bei hochbetagten Krankenhauspatienten und Validierung der übersetzten und operationalisierten Version der "Confusion Assessment Method" (CAM). Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie DGG 2004 in Berlin.
- Thomas C., Hack M., Hestermann U., Oster P., Backenstrass M., Weisbrod M. (2005): Die Delirdiagnostik bei Hochbetagten - wie aussagekräftig sind CAM-Screening und das EEG? Vortrag auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie 2005 in Frankfurt.