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Divertikel

Divertikel sind pathologische Ausstülpungen der gesamten Wand eines Hohlorgans (echte Divertikel) oder nur der inneren Schichten bedingt durch eine Muskellücke (falsche Divertikel). Divertikel können an allen Abschnitten des Magen-Darmtraktes auftreten.

Eine besondere Herausforderung sind Divertikelerkrankungen der Speiseröhre. Die meisten Divertikel befinden sich im Halsbereich der Speiseröhre (Zenker-Divertikel), gefolgt von den Lokalisationen im Brustbereich (parapronchiale Divertikel) und in Zwerchfellhöhe (epiphrenische Divertikel). Divertikel können unterschiedliche Entstehungsmechanismen haben. Dies gilt es im Einzelfall genauer abzuklären.

Symptome
  • Schluckstörungen, da die Speise zum Teil im Divertikel festsitzt
  • Erbrechen bzw. Regurgitation (Zurückströmen) unverdauter Nahrung
  • Globusgefühl (Völlegefühl im Hals)
  • Übler Mundgeruch, resultiert häufig aus alten, festsitzenden und zersetzten Speiseresten
     
Diagnostik
  • Kontrastmittelschluck mit Röntgenbildgebung
  • Speiseröhrenspiegelung
Operative Therapie

Indikation zur chirurgischen Behandlung

Divertikel der Speiseröhre sollten operativ behandelt werden, da sie immer größer werden und zu schwerwiegenden Komplikationen wie beispielweise Perforation (Durchbruch) oder Blutung führen können. Durch das Einatmen von Nahrungsresten (Aspiration) kann es zu wiederholten schweren Lugenentzündungen kommen. Umstritten ist ob sich bei sehr langer Laufzeit der Erkrankung eine Bösartigkeit im Divertikel entwickeln kann. Manchmal bilden sich entzündliche Fisteln zu den umliegenden Organen aus.

Divertikel im Halsbereich (Zenker-Divertikel)

Die Abtragung eines Ösophagusdivertikels erfolgt immer in Vollnarkose. Der Schnitt zur Freilegung des krankhaften Befundes erfolgt am Vorderrand der schrägen Halsmuskulatur. Bei der Präparation der Speiseröhre muß der Stimmbandnerv dargestellt und geschont werden. Die Abtragung des Blindsackes erfolgt entweder mit der Schere und mit anschließender Längsnaht der Speiseröhre oder mit einem speziellen Klammernahtgerät. 

Divertikel im mittleren und unteren Bereich der Speiseröhre
(Parabronchiale und epiphrenische Divertikel)

Diese Divertikelform erfordert selten eine operative Behandlung. Meist lindern konservative Maßnahmen, z.B. Nahrungsumstellung, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper oder Säurehemmer, die Beschwerden. Zur Entfernung von Divertikeln im mittleren Abschnitt der Speiseröhre ist die Eröffnung des Brustraumes oft notwendig. Das Divertikel kann in der Regel mit einem Klammernahtgerät sicher abgetragen werden. Der Verschluss des Brustkorbes erfolgt schichtweise nach Einlage einer Thoraxdrainage.

Komplikationen

Die wichtigste Komplikation bei der Operation wegen Divertikeln im Bereich der Halsspeiseröhre ist die Verletzung des Stimmbandnervs (Rekurrenzparese). Die Komplikation wird bei unter 5% der Eingriffe beobachtet. Da der Eingriff nur von einer Seite erfolgt, resultiert eine Schädigung des Stimmbandnervs in der Regel nur einseitig und  kann zu Heiserkeit und Schluckstörungen führen. Da der Nerv nur sehr selten komplett durchtrennt wird, sondern durch die Präparation und Manipulation des Chirurgen gereizt wird, ist diese Funktionsstörung meist nach einigen Wochen oder Monaten vollständig rückläufig.

Seltenere Komplikationen sind die Nachblutung oder die Nahtundichtigkeit. Nachblutungen werden in der Regel durch Austritt von Frischblut über die eingelegten Drainagen entdeckt. Eine Nahtundichtigkeit kommt sehr selten durch eine unvollständige Heilung der (Klammer-)Naht zustande und führt zum Austritt von Speichel in das umliegende Gewebe. Kann die Öffnung nicht spontan abwartend durch Einlage einer Drainage zur Abheilung gebracht werden, muss das Loch chirurgisch versorgt werden. Eine seltene Komplikation besteht in der narbigen Verengung der Speiseröhre nach Abtragung des Divertikels (Stenose). Dabei kann es zur gestörten Nahrungspassage kommen. Diese Stenosen können in aller Regel mit einer endoskpopischen Aufdehnung (Bougierung) behandelt werden.

Nachsorge

Nach der erfolgreichen Operation erfolgt eine kurzfristige Überwachung im Intensivbereich oder einem Aufwachraum sowie eine regelmäßige Kontrolle der Wunddrainagen. Bei komplikationslosem Verlauf werden die Drainagen rasch gezogen und der Kostaufbau kann zügig durchgeführt werden. In speziellen Fällen erfolgt eine Nahrungskarenz über fünf Tage mit anschließender Darstellung der Speiseröhre mittels Kontrastmittel und anschließendem Kostaufbau bei unauffälligem Verlauf.