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Schwerpunkt Neuroimmunologie

Aktuelles

9. Heidelberger Multiple Sklerose Patiententag

Am 20. Januar 2024 fand der 9. MS Patiententag statt (nähere Informationen).

Vorträge

Multiple Sklerose Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten update

MS im höheren Lebensalter

Die Rolle des Epstein Barr Virus bei der Multiplen Sklerose

AUTOLOGE BLUTSTAMMZELLTRANSPLANTATION

Schwerpunkt

Die Expertise des Neuroimmunologie-Schwerpunkts ist die Erforschung der Multiplen Sklerose (MS) und Autoantikörper-assoziierter Erkrankungen, insbesondere der Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen (neuromyelitis optica spectrum disorders, NMOSD) und MOG-IgG-Enzephalomyelitis (MOG antibody associated disorders, MOGAD) sowie der autoimmunen Enzephalitiden und Ataxien, der Paraneoplasien des Nervensystems und der Myasthenia gravis. Der Fokus liegt dabei auf der Übertragung von Grundlagenwissenschaft in den klinischen Alltag im Rahmen von (inter)nationalen, multizentrischen Studien zur Entwicklung neuer, zielgerichteter Therapien. Unsere neuroimmunologische Ambulanz ist von der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) als „anerkanntes MS-Zentrum“ und das assoziierte Liquorlabor durch die Deutsche Gesellschaft für Liquordiagnostik und Klinische Neurochemie (DGLN) zertifiziert.

STRATEGIE

Die klinische und experimentelle Neuroimmunologie/Neuroinflammation gehört neben den Bereichen Neuroonkologie, Vaskuläre Neurologie, Neurologische Akut- und Intensivmedizin sowie Degenerative Erkrankungen und Bewegungsstörungen zu den fünf Schwerpunkten der Neurologischen Klinik. Der Neuroimmunologie/Neuroinflammation-Schwerpunkt – vertreten durch die Arbeitsgruppen-leiterinnen Prof. Dr. Brigitte Wildemann und Prof. Dr. Ricarda Diem – intendiert über eine Bündelung klinischer und wissenschaftlicher Expertise sowie Spezialexpertise in Liquordiagnostik eine optimierte Versorgung von PatientInnen mit neuroimmunologischen Erkrankungen. In 2021/2022 wurden > 1500 Patienten in der Ambulanz/Infusionsambulanz, oftmals im Rahmen klinischer Studien, behandelt. Der Schwerpunkt arbeitet eng mit den klinischen Nachbardisziplinen Neuroophthalmologie, Neuroonkologie, Neuroradiologie und Neuropathologie sowie den neurobiologischen Arbeitsgruppen auf dem Campus zusammen. Er spannt den Bogen von tierexperimentellen Untersuchungen zu grundlegenden immunologischen und neurodegenerativen Mechanismen der MS und Optikusneuritis über humane Untersuchungen zu Mechanismen der Immunregulation bei MS und sowie der Pathophysiologie Autoantikörper-vermittelter Erkrankungen des ZNS (z.B. NMOSD], MOGAD, autoimmune Enzephalitiden und autoimmune zerebelläre Ataxien bis hin zu serologischen, liquoranalytischen und bildgebenden Biomarkern bei diesen Erkrankungen. Mit Hilfe dieser Strategie sollen neue diagnostische und therapeutische Konzepte unmittelbar in der Patientenversorgung implementiert werden. Das Team des Neuroimmunologie-Schwerpunkts legt großen Wert auf die rasche Weitergabe neuer Erkenntnisse an Kollegen (jährlich „MS-Update“ und „MS-Patiententag“, Beteiligung an der Erstellung wichtiger Leitlinien, zahlreiche Übersichtsarbeiten und Buchbeiträge).

Ziele

  • Etablierung neuer Therapiekonzepte zur Behandlung der chronischen MS anhand tierexperimenteller Studien (Calcium vermittelte Signale)
  • Etablierung neuer Therapieverfahren zur neuroprotektiven Behandlung der Optikusneuritis
  • Rationale Auswahl immunwirksamer und neuroprotektiver Therapien aus dem größer werdenden Portfolio an therapeutischen Optionen bei MS anhand geeigneter Biomarker
  • Überprüfung des Nutzen/Nebenwirkungsprofil der autologen Blutstammzelltransplantation (AHSZT) bei MS anhand nationaler Kohorten
  • Verbesserung der Diagnose und Therapie der NMOSD und MOGAD anhand großer nationaler Kohorten und multizentrischer Studien
  • Identifizierung neuer Autoantikörper-Marker bei Patienten mit neuroimmunologischen Erkrankungen
  • Charakterisierung epigenetischer Marker im Hinblick auf die weibliche Prädisposition für neurologische Autoimmunerkrankungen 
  • Identifizierung immunologischer Mechanismen bei PatientInnen mit neuropsychiatrischen Manifestationen des Post-COVID-Syndroms
Nachweis der Bindung von IgG-Autoantikörpern gegen den Inositol-1,4,5-trisphosphat-Rezeptor Typ 1 (ITPR1) aus dem Serum eines Patienten mit akuter autoimmuner zerebellärer Ataxie an die Dendriten, Somata und Axone zerebellärer Purkinje-Zellen mittel indirekter Immunfluoreszenz. Rote Fluoreszenz: kommerzieller Antikörper gegen ITPR1 (Nachweis mittels eines Alexa Fluor® 568-markierten Sekundärantikörpers); grüne Fluoreszenz: Patientenantikörper (Nachweis mittels eines Alexa Fluor® 488-markierten Sekundärantikörpers); gelbe Areale: Überlagerung der roten und grünen Fluoreszenz durch Bindung der beiden Antikörper an dasselbe Zielprotein; blaue Fluoreszenz: Zellkerne (DAPI).

ÜBERBLICK

Die wissenschaftlichen Aktivitäten des Programms umfassen die Analyse grundlegender Mechanismen der Entstehung der MS und Optikusneuritis im Tiermodell (Fairless J Neurosci 2012; Lanz PNAS 2013; Hoffmann J Neuropathol Exp Neurol 2013, Bojcevski J Neurochem 2020, Fairless Invest Ophthalmol Vis Sci 2020, Schlüter Mol Ther Methods Clin Dev 2020,  Fairless Front Neuroscience 2021, Boccuni & Fairless Life 2022, Richter Front Immunol 2021 2022, Fiedler J Neuroinflammation 2023, Boccuni, Neurobiol Dis 2023) und, als Bestandteil des BMBF-geförderten Klinischen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS), die Untersuchung prinzipieller Immunzelldysfunktionen bei Patienten mit MS (Haas J Immunol 2007, Haas J Autoimmun 2011, Schwarz J Immunol 2013, Balint Neurology 2013, Haas J Neuroimmunol 2016, Schwarz Neurol Neuroimmunol Neuroinflammation 2016,  Haas Front Immunol 2019 2021) sowie die Identifikation neuer Biomarker unter MS-Immuntherapie (Haas Mult Scler 2016), die Etablierung neuer bildgebender Parameter zur Verlaufsbeobachtung der Optikusneuritis (Laible PLos One 2016) und die Durchführung Investigator-initiierter multizentrischer Studien (Diem BMJ Open 2016, Lagrèze Lancet Neurol 2021, Küchlin Neurol Neuroimmunol Neuroinflammation 2023),  die Identifizierung neuer Biomarker bei MS, autoimmuner zerebellärer Ataxie und anderen immunvermittelten Erkrankungen (Jarius Mult Scler J 2016, Jarius J Neurol 2016 2021 2022 2023, Jarius J Neuroinflammation 2016 2017 2018 2022, die Charakterisierung der MOGAD als eigenständige Entität einschließlich der diagnostischen Relevanz von MOG-IgG (Jarius J Neuroinflammation 2016, Wildemann Acta Neuropathol 2020, Jarius J Neurol 2023) die Charakterisierung des Liquorprofils bei MOGAD und Neuro-COVID-19 (Jarius J Neuroinflammation 2016 2022) sowie Übersichten und Konsensus-Empfehlungen zu NMOSD und MOGAD (Jarius Nat Rev Dis Primers 2021, Jarius J Neurol 2023, Kümpfel J Neurol 2024). 

Förderungen umfassen die Einwerbung der DFG-Forschergruppe FOR2289 (“Calcium homeostasis in neuroinflammation and –degeneration: New targets for therapy of multiple sclerosis?“) über zwei Förderperioden (Beginn: Ende 2015, Sprecherin: Ricarda Diem, Beteiligung von Brigitte Wildemann in der zweiten Förderperiode), die Einwerbung der BMBF-geförderten „Investigator-initiated“ multizentrischen Studie TONE (Treatment of Optic Neuritis with Erythropoetin, Kordinatoren: Ricarda Diem, Heidelberg; Wolf Lagrèze, Freiburg), Förderungen der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung (MyLAb-Initiative, Ricarda Diem; mehrfache Einzelprojekt-Förderung, Brigitte Wildemann; msMED-Doktorandenprogramm (Ricarda Diem, Brigitte Wildemann),  außerdem die BMBF-Förderung über 3 Förderperioden als Mitglied der Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes Multiple Sklerose (KKNMS, Brigitte Wildemann), mehrfache Förderungen durch die Dietmar-Hopp-Stiftung und Klaus-Tschira-Stiftung für Projekte mit Bezug zu MS, NMOSD und MOGAD (Brigitte Wildemann) sowie die Förderung des Baden-Württemberg Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst für die Long-COVID-Alliance Heidelberg/Mannheim (Brigitte Wildemann). 

Der Neuroimmunologie-Schwerpunkt gehört, vertreten durch die Arbeitsgruppe um Brigitte Wildemann, außerdem zu den weltweit führenden Zentren im Bereich Autoantikörper-assoziierter entzündlicher Erkrankungen des ZNS, insbesondere der NMOSD und MOGAD (Jarius und Wildemann Nat Rev Neurol 2010, Jarius  J Neuroinflammation 2012, Jarius Brain Pathol 2013, Jarius J Neuroinflammation 2016, Jarius Nat Rev Dis Primers 2021, Jarius J Neurol 2023). Darüber hinaus beteiligt sich der Schwerpunkt u.a. als nationaler Koordinator (Eculizumab bei NMOSD, Michael Platten, Ricarda Diem) an multizentrischen Therapie- sowie Kohortenstudien (SUSAC-Syndrom, Wildemann). Als Mitglieder des KKNMS, der nationalen NMO-Studiengruppe NEMOS und des International Panel for NMO Diagnosis (IPND) waren Mitglieder der Arbeitsgruppe aktiv an der Erstellung der nationaler Leitlinien für die Diagnostik und Therapie der MS und der internationalen NMOSD-Diagnosekriterien beteiligt. Neuere Schwerpunkte sind die Etablierung der autologen Blutstammzell-Transplantation (AHSZT) für die Indikation MS sowie die Aufklärung der Pathophysiologie neurologischer Manifestationen von COVID-19 und des Long-/Post-COVID-Syndroms.