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Newsroom Events Medizin am Abend 2024 98. Ein Organ, das es…

„Ein Organ, das es in sich hat“

Am Donnerstag, 21. März 2024 sprach Professor Patrick Michl, Ärztlicher Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Infektionen und Vergiftungen über die Bauchspeicheldrüse

Wer hätte das gedacht: Die Bauchspeicheldrüse, ein Publikumsmagnet? Patrick Michl,staunte am Donnerstagabend nicht schlecht über das rege Interesse. Der große Hörsaal in der Kopfklinik war fast bis auf den letzten Platz besetzt.

Und auch RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel freute sich bei der Begrüßung über den „enormen Publikumsandrang“. Zum zweiten Mal fand „Medizin am Abend“ im Rahmen eines Live-Vortrags statt. Fazit: Die beliebte Veranstaltungsreihe von RNZ und Universitätsklinikum hat die Corona-Pause erfolgreich hinter sich gebracht; willkommen zurück im Leben.

Lebhaft ging es auch im Auditorium zu. Michl sprach über sein Lieblingsthema, die Bauchspeicheldrüse: ein viel zu wenig bekanntes, zehn bis zwölf Zentimeter langes Organ, das etwas versteckt im hinteren Teil der Bauchhöhle liegt. Erkrankt diese Drüse, kann das lebensgefährlich sein – etwa im Falle eines Pankreaskrebses. „Die Bauchspeicheldrüse ist ein Organ, das es in sich hat“, betonte der Gastroenterologe.

Die Bauchspeicheldrüse braucht es unter anderem für die Verdauung. Erkrankt sie, wird es häufig schmerzhaft. Entzündungen, Zysten und Tumoren sind die Anlässe, die Ärzte auf den Plan rufen. Wie es um Beschwerden, Diagnostik und Behandlungen bestellt ist, machte Michl dem Publikum mit reichlich Anschauungsmaterial verständlich. Immer wieder kam er dabei auf seine Studierenden zu sprechen, die – anders als die RNZ-Leser – eine Online-Vorlesung dem Live-Event vorziehen. Dass sie dabei etwas verpassen? Im Saal hatte daran wohl keiner Zweifel.

Zu sehen gab es allerlei „Beweismaterial“ aus dem Klinikalltag: also Fotos und Videos von medizinischen Eingriffen und kranken Organen, aber auch MRT-Querschnitte – alles samt fachärztlicher Erläuterung. Bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung etwa kann sich abgestorbenes Gewebe im Bauchraum ansammeln und infizieren. Obwohl die Drüse verborgen im Körper liegt, lässt sich dem Problem mittlerweile mit minimalinvasiven Methoden beikommen, wie Michl erklärte: indem man einen Gummischlauch durch den Mund bis in den Magen schiebt und dort ein kleines Loch bohrt. So gelangt man an abgestorbenes Gewebe, um es abzutransportieren. Mit einem Video brachte Michl die Besucher ganz nahe dran. „Das abgestorbene Material kommt in den Magen, da bleibt es dann und wird verdaut“, erläuterte der Referent – nervöses Lachen im Publikum.

Ganz klar: Klinik-Sprecherin Stefanie Seltmann hatte in ihrer Begrüßung nicht von ungefähr versprochen, dass der Abend „viele neue Erkenntnisse“ zutagefördern werde. Und Michl hielt nicht nur Wort, sondern verstand es, die Zuhörer eine gute Stunde lang mit seinen plastischen Beschreibungen zu fesseln.

Dabei zog er prominente Beispiele heran: So erlag Alexander der Große im Alter von nur 32 Jahren wohl einer akuten Pankreatitis – nach einer durchzechten Nacht und vermutlich einem sehr fetten Essen. Meist verläuft so eine Pankreatitis mild, doch zehn bis 20 Prozent der Patienten haben einen schweren Verlauf. Sie kann – wie bei Alexander – tödlich verlaufen. Und heute? Noch vor 30, 40 Jahren sei der Eingriff äußerst riskant gewesen, führt Michl aus – anders als die minimalinvasiven Eingriffe von heute.

Die moderne Medizin kann noch viel mehr. Die meist harmlosen Zysten kann man überwachen. Die Behandlung von Krebs geht voran, wenn auch nicht schnell genug: „Bei den tödlichen Krebsarten wird die Bauchspeicheldrüse 2030 wahrscheinlich auf Platz zwei stehen“, prognostiziert Michl, der im Anschluss geduldig Frage für Frage beantwortete – so wie üblich bei „Medizin am Abend“.

 

Beitrag: Julia Lauer, RNZ

Impressionen des Abends

Referent

Professor Patrick Michl,
Ärztlicher Direktor der Klinik für Gastroenterologie, Infektionen und Vergiftungen am UKHD