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Ausnahmezustand im Blut: Vorbeugung und Therapie der Sepsis

Überrollen bei einer Blutvergiftung Entzündungsreaktionen den gesamten Körper, überlebt das jeder fünfte Betroffene nicht. Die Behandlung ist immer ein Spiel auf Zeit, wichtig ist daher eine schnelle Reaktion, nicht nur der Behandlungsteams, sondern zuvor auch der Angehörigen, Pflegenden und Patienten selbst. Wann man an eine Blutvergiftung denken sollte, wie die Sepsis diagnostiziert und behandelt wird und welche Präventionsmöglichkeiten es gibt erklärt Professor Dr. Markus A. Weigand bei Medizin am Abend am 16. Mai 2018.

An einer Sepsis, umgangssprachlich als Blutvergiftung bezeichnet, erkranken hauptsächlich sehr geschwächte oder gebrechliche Menschen, gefeit ist aber niemand davor: Was als Lungenentzündung oder infizierte Verletzung beginnt, kann unter Umständen auf den gesamten Körper übergreifen. „Anders als bei Herzinfarkt oder Schlaganfall fehlt in der Bevölkerung noch ein Bewusstsein dafür, dass Sepsis ebenfalls ein Notfall ist – sie bedarf einer sofortigen intensivmedizinischen Behandlung“, erläutert Professor Dr. Markus A. Weigand, Ärztlicher Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik Heidelberg, einem der deutschlandweit führenden Zentren in der Behandlung der Sepsis. „Bei schweren Verläufen bleibt nur ein Zeitfenster von wenigen Stunden, bevor es zu schweren Organschäden kommt.“ Todesfälle oder Folgeschäden lassen sich daher am besten durch Vorbeugung, schnelle und zielführende Diagnostik sowie einen frühen Behandlungsbeginn verhindern. Bei Medizin am Abend am Mittwoch, 16. Mai 2018, wird er darüber sprechen, was den lebensgefährlichen Ausnahmezustand im Blut verursacht, woran man ihn erkennt, welche Präventionsmaßnahmen es heute gibt und vor welchen Herausforderungen Ärzte bei Diagnostik und Therapie stehen. Der Vortrag beginnt um 19 Uhr im Hörsaal der Kopfklinik, Im Neuenheimer Feld 400. Im Foyer informieren Mitarbeiter der Klinik an einem Stand zum Thema Sepsis. Universitätsklinikum und Rhein-Neckar-Zeitung laden alle Interessierten herzlich ein.

Händedesinfektion und Impfungen beugen vor

Aktuellen Zahlen zufolge erkranken in Deutschland etwa 300.000 Patienten pro Jahr an einer Sepsis, meist infolge schwerer Erkrankungen wie beispielsweise einer Lungenentzündung, infizierten Verletzungen oder nach großen Operationen. Überschießende Entzündungsreaktionen können dann innerhalb kürzester Zeit zu Organversagen und Kreislaufkollaps führen. Rund ein Fünftel der Patienten überlebt die außer Kontrolle geratene Infektion nicht. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: „Häufig wird die Sepsis noch zu spät erkannt und die intensivmedizinische Behandlung eingeleitet. Darüber hinaus stehen bisher nur wenige Medikamente zur Verfügung, um die Entzündung so lange auszubremsen, bis der Erreger bestimmt und das passende Antibiotikum gefunden ist“, so Weigand.

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Wichtig ist daher Vorbeugung, wo immer möglich und sinnvoll. Neben der obligatorischen Händedesinfektion, insbesondere im Umgang mit Menschen mit geschwächtem Immunsystem, können bestimmte Impfungen für Risikogruppen helfen: „Wer sich beispielsweise gegen Grippe impfen lässt, verringert damit auch automatisch das Risiko für bakterielle Infektionen der Lunge, die häufig als Folgeerkrankung einer Influenza auftreten“, erklärt der Sepsis-Spezialist. Die gefürchteten Krankenhauskeime sind dagegen nicht die Hauptübeltäter. Meist geht die Infektion von Bakterien aus, welche die Patienten bereits mitbringen, darunter immer öfter auch Keime, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Dank moderner mikrobiologischer Diagnostik lassen sich dennoch in der Regel wirksame Medikamente finden. Bis die Ergebnisse vorliegen, kann es allerdings bis zu 48 Stunden dauern.

Neue Marker sollen Sepsis früh anzeigen

Je früher Diagnostik und Erstbehandlung einsetzen, desto besser. Die Früherkennung ist allerdings schwierig: Viele Symptome einer beginnenden Sepsis – dazu gehören Fieber, Verwirrtheit, Herzrasen und niedriger Blutdruck z.B. nach einer Verletzung oder Operation, aber auch bei Zahnentzündungen – sind nicht sehr spezifisch. „Man sollte daher die Möglichkeit einer Sepsis im Kopf behalten und lieber früher als später einen Arzt darauf ansprechen“, sagt Weigand. Dasselbe Problem besteht bei Markern im Blut: Sie zeigen nicht ausschließlich Sepsis an. Auf diesem Gebiet laufen in Heidelberg aktuelle Forschungsarbeiten gemeinsam mit den Kollegen der Medizinischen Mikrobiologie und Hygiene (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Klaus Heeg), wie Weigand in seinem Vortrag berichten wird. Sie untersuchen ein Protein, das bereits sehr früh auf eine außer Kontrolle geratene Entzündung hinweist. „Wir hoffen die Therapie damit noch einmal deutlich voran zu bringen und schwere Verläufe besser verhindern zu können.“

Anästhesiologische Universitätsklinik Heidelberg

Forschung zu Sepsis

World Sepsis Day

Impressionen des Abends

Termin

Mittwoch, 16. Mai19 Uhr
Hörsaal Kopfklinik
Im Neuenheimer Feld 400
69120 Heidelberg
Eintritt und Parken frei.

Referent

Professor Dr. Markus A. Weigand
Ärztlicher Direktor der Anästhesiologischen Universitätsklinik Heidelberg