Immunadsorption

Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologie

Erklärung

Bei der Dilatativen Kardiomyopathie (DCM) (LINK: ICH (Institut)  > Erkrankung) handelt es sich um eine Myokarderkrankung (Herzmuskelerkrankung), die durch eine zunehmende Verschlechterung der kontraktilen Funktion bei gleichzeitiger Dilatation des linken Ventrikels charakterisiert ist. Diese Erkrankung stellt neben der koronaren Herzkrankheit die häufigste Ursache der terminalen Herzinsuffizienz dar. Es ist davon auszugehen, dass allein in Deutschland etwa 500.000 Patienten an dieser schweren Herzerkrankung leiden. Die Prognose dieser Patienten ist als außerordentlich schlecht einzustufen. Trotz einer optimierten medikamentösen Therapie bleiben für diese Patienten häufig nur chirurgische Behandlungen wie die Transplantation oder die Implantation eines Assist-Devices. Neuen Befunden zufolge spielen inflammatorische Prozesse mit Aktivierung des humoralen Immunsystems in der Pathogenese und in der kardialen Dysfunktion der DCM eine entscheidende Rolle. Antikörper gegen verschiedene kardiale Strukturen wurden bei den DCM-Patienten nachgewiesen. Die Entfernung der kardialen Autoantikörper aus dem Patientenplasma kann deshalb bei der Mehrheit der DCM-Patienten zu einer Verbesserung der Herzfunktion führen.

In die bisherigen Studien wurden DCM-Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz trotz optimaler Medikation (linksventrikuläre Auswurffraktion [EF] < 35%, NYHA III – IV) eingeschlossen. Eine koronare Herzerkrankung (Koronarangiographie), eine akute Myokarditis und andere Formen einer Herzinsuffizienz – u.a. Herzinsuffizienz infolge primärer Klappenvitien, alkoholisch bedingte Kardiomyopathien – wurden vor der
Immunadsorptionsbehandlung ausgeschlossen. Bei Patienten mit schwerwiegenden Zweiterkrankungen mit schlechter Prognose (z.B. Malignome) wurde die Immunadsorption ebenfalls nicht angewandt.

Die Immunadsorption führte zu einer akuten und längerfristigen Verbesserung der Hämodynamik, die mittels Rechtsherzkatheter bestimmt wurde (u.a. Herzindex, Schlagvolumenindex). Gleichzeitig konnte echokardiographisch nach 3 Monaten eine relevante Zunahme der linksventrikulären Auswurffraktion nachgewiesen werden. Die Verbesserung der Pumpfunktion konnte noch nach einem Jahr nachverfolgt werden. Bei ca. 65 Prozent der behandelten DCM-Patienten konnte eine klinisch relevante Zunahme der linksventrikulären Pumpfunktion nachgewiesen werden. Nach 3 Monaten zeigten immunhistologische Untersuchungen in den Myokardbiopsien eine Rückbildung der Myokardinflammation (CD3, CD4, CD8, CD45, HLA-DR)*.

Die Immunadsorption ist ein extrakorporales Therapieverfahren, die mit Hilfe der Immunosorba® Adsorber durchgeführt wird. Dazu wird das Blut des Patienten in einen externen Blutkreislauf entnommen und in Blutzellen und Blutplasma aufgeteilt. Das Blutplasma fließt über eine Art Filter, die Adsorber. Die Adsorber sind zwei kleine Plastikzylinder die ein so genanntes Trägermaterial enthalten, das wiederum mit einer speziellen Substanz - Protein-A beschichtet ist. Protein-A wird aus Bakterien gewonnen und bindet Antikörper und Immunkomplexe aus dem Blutplasma. Anschließend werden das gereinigte Plasma und die Blutzellen wieder zusammengeführt und dem Patienten zurückgegeben (siehe Abbildung 1). Während einer Behandlung wird in der Regel die 1,5 bis 2-fache patientenindividuelle Blutplasmamenge mit den beiden Adsorbern behandelt. Die gesamte Behandlung umfasst 5 Immunadsorptionen – jeweils im Abstand von einem Tag. Jede Behandlung dauert mehrere Stunden. Die Immunadsorptionen werden stationär in der Klinik durchgeführt.

Komplikationen / Risiken

Die wichtigsten Kontraindikationen gegen die Durchführung der Immunadsorption stellen aktive Infektionserkrankungen mit Erhöhung der Entzündungsparameter (u.a. Blutbild, CrP) dar. Störungen der Blutgerinnung einschließlich einer Thrombozytopenie und Schwangerschaft bei DCM-Patienten sprechen ebenfalls gegen die Durchführung der Behandlung.