Morbus Crohn

Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie

Definition der Erkrankung

Der Morbus Crohn gehört zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) und kann im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten – von der Mundhöhle bis zum After. Häufig sind das Ende des Dünndarms (terminales Ileum) oder der Dickdarm (Kolon) betroffen. Der Befall der Speiseröhre, des Magens oder des Zwölffingerdarms sind sehr selten. Es können gleichzeitig mehrere Darmabschnitte entzündet sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind.

Beim Morbus Crohn ist nicht nur die oberflächliche Darmschleimhaut entzündet sondern die Entzündung greift auch auf tiefere Schichten der Darmwand über. In der Folge verdickt sich die Darmwand und verliert an Elastizität. Die Konsequenz: Engstellen im Darm, die das Wachstum entzündlicher Zellen fördern.

In Deutschland haben von 100.000 etwa 250 bis 500 Einwohner einen Morbus Crohn. Pro Jahr kommen etwa zwei bis drei Neuerkrankungen pro 100.000 hinzu. Am häufigsten erkranken junge Erwachsene zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr, aber auch bei Menschen ab dem 60. Lebensjahr kann ein Morbus Crohn entstehen. Frauen und Männer sind gleich häufig von dieser Darmerkrankung betroffen.

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Symptome

Der Morbus Crohn verläuft in Schüben, denen symptomfreie Phasen folgen (Remission). Die Erkrankung beginnt mit Entzündungsherden in der Schleimhaut, die sich zu Geschwüren weiterentwickeln. Häufig haben die betroffenen Patienten schleimige, gelegentlich auch blutig durchsetzte Durchfälle und unklare Bauchschmerzen.

In der weiteren Entwicklung verdickt sich die entzündete Darmwand und engt den Darmdurchgang immer mehr ein. Bei immer wiederkehrenden Entzündungen entstehen narbige Engen (Stenosen). Das kann – im schlimmsten Fall – zu einem Darmverschluss führen. Gelegentlich können die entzündeten Geschwüre auch die Darmwand durchbrechen und Eiteransammlungen (Abszesse) ausbilden. Außerdem verkleben entzündete Darmabschnitte nicht selten miteinander oder mit anderen Organen. Die Folge: Es entstehen Verbindungswege (Fisteln) zwischen einzelnen Darmabschnitten oder zwischen dem Darm und anderen Organen, etwa mit der Blase oder der Haut.

Durch die entzündete Schleimhaut lassen sich Nahrungsbestandteile gegebenenfalls nicht mehr richtig verdauen. Wasser, Vitamine und andere wichtige Nährstoffe werden bei schwerer Entzündung nicht mehr vollständig aufgenommen. Der Körper leidet in der Folge unter Mangelzuständen und Gewichtsverlust. Zugleich können Fieber, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Bis zu 50 Prozent der Patienten zeigen zusätzlich Symptome außerhalb des Magen-Darm-Traktes. Das liegt daran, dass die Botensubstanzen der Entzündung (Zytokine) über das Blut und die Lymphbahnen in jeden Bereich des Körpers gelangen und dort weitere Entzündungsprozesse in Gang setzen können. Dazu zählen etwa Entzündungen an den Gelenken, der Haut, den Augen und dem Leber- oder Gallenwegssystem. Erkrankungen wie eine Arthritis oder eine akute Entzündung des Unterhautfettgewebes (Erythema nodosum) sind die Folge.

Ursachen

Welche Auslöser zu Morbus Crohn führen, konnten Mediziner bislang nicht genau klären. Bekannt ist, dass verschiedene Faktoren seine Entstehung begünstigen. Raucher etwa haben ein erhöhtes Risiko. Möglicherweise spielen auch bakterielle oder virale Infektionen eine Rolle. Außerdem tritt die Erkrankung familiär gehäuft auf, so dass eine genetische Komponente angenommen wird.

Patienten mit Morbus Crohn haben nachweislich eine gestörte Schutzfunktion der Darmschleimhaut. Dadurch können die Bakterien der normalen Darmflora in die Darmwand eindringen und dort eine Entzündung hervorrufen. In jedem Fall scheint eine Fehlsteuerung des körpereigenen Abwehrsystems (Immunsystem) den chronisch entzündlichen Prozess in Gang zu setzen. Zudem wurden mehrere Erbfaktoren entdeckt, die das Risiko für das Auftreten der Krankheit erhöhen.

Diagnose

Neben der körperlichen Untersuchung, Blut- und Stuhlanalysen im Labor können wir mithilfe endoskopischer und radiologischer bildgebender Verfahren die Diagnose stellen. Zu welchem Zeitpunkt bestimmte Untersuchungen anstehen, hängt von der Schwere der Erkrankung, dem Krankheitsverlauf sowie dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Für die Diagnosestellung und einen individuellen Behandlungsplan steht Patienten der Chirurgischen Universitätsklinik Heidelberg die CED-Sprechstunde zur Verfügung.

Mithilfe einer Spiegelung der Speiseröhre, des Magens, Zwölffingerdarms und Dickdarms (Endoskopie) lassen sich die charakteristischen Schleimhautänderungen, Geschwüre, Gewebsschwellungen und -rötungen am besten erkennen. Die behandelnden Ärzte entnehmen dabei einige Gewebeproben. Anschließend beurteilt ein Pathologe die Proben. Dieser Arzt ist auf feingewebliche (histologische) Untersuchungen spezialisiert. Er kann die Schleimhautproben präzise bewerten und das Zellmaterial unter dem Mikroskop genau analysieren.

Zur Beurteilung des Dünndarmes stellt die MRT das am besten geeignete Verfahren dar. Damit lassen sich nicht nur Entzündungen des Dünndarmes, sondern auch eventuelle Fisteln, Abszesse und Engstellen im Darm nachweisen. Bei dieser Untersuchung erhalten Sie ein Kontrastmittel, das uns erlaubt, den Morbus Crohn zu lokalisieren und in seiner Ausbreitung zu bestimmen.

Patienten mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung können in der CED-Sprechstunde (LINK ZUM DB-EINTRAG!!)  ihre individuellen Fragen stellen und direkt mit den behandelnden Ärzten sprechen. Patienten mit Morbus Crohn betreuen wir zusätzlich in einer interdisziplinären internistisch-chirurgischen Sprechstunde jeden Montag. Sie erhalten hier eine auf Sie abgestimmte Beratung und Behandlungsempfehlung, an der sowohl Internisten als auch Chirurgen beteiligt sind. Darüber hinaus diskutiert das Ärzteteam sämtliche Befunde und Ergebnisse mit den Kollegen aus der Röntgenabteilung (CED-Kolloquium). Diese Abstimmung im Expertenteam trägt zu Ihrer Patientensicherheit und zu einer ausgewogenen und individuellen Behandlungsempfehlung bei.

Ablauf der Behandlung

Je nachdem, wie ausgeprägt der Krankheitsverlauf ist, eignen sich bei Morbus Crohn unterschiedliche Behandlungsformen. Welche Therapie für Sie geeignet ist, entscheidet ein interdisziplinäres Ärzteteam im CED-Kolloquium.

Medikamente

Entzündungshemmende und immunsuppressive Arzneimittel stehen im Zentrum der Therapie des Morbus Crohn. Dadurch können heute in den meisten Fällen die Entzündung unterdrückt, die Beschwerden gelindert und die symptomfreien Phasen verlängert werden. Welche Medikamente Sie einnehmen sollten, hängt unter anderem davon ab, wie die Entzündung verläuft, wie Sie auf die verschiedenen Medikamente ansprechen und welcher Bereich des Magen-Darm-Traktes von der Erkrankung betroffen ist.

Operation

Führt eine medikamentöse Behandlung nicht zu einer Besserung der Beschwerden oder treten schwere Komplikationen auf wie Darmverengung, Darmverschluss, Abszesse oder Fisteln ist eine operative Behandlung manchmal nicht zu vermeiden. Diese führt dann auch zu einer Verbesserung der Lebensqualität. Wir entscheiden dann – je nach Ausbreitung der Entzündung – über die Form und das Ausmaß des Eingriffs. Unser Ziel ist dabei, die entzündlich veränderten Darmabschnitte sehr sparsam zu entfernen. Solche Operationen können wir je nach Ausmaß des Eingriffs mit minimalinvasiver Technik (laparoskopische Segmentresektion) durchführen. Das verursacht in der Regel geringere Schmerzen und die Patienten erholen sich schneller.

Doch nicht immer müssen Darmabschnitte entfernt werden. Gerade bei kurzstreckig narbig verengten Darmabschnitten gelingt es auch, diese operativ zu erweitern (Spinkteroplastik). Manchmal genügt das vorübergehende Vorschalten eines künstlichen Dünndarmausgangs, um die betroffenen Abschnitte besonders im Dickdarm für eine bestimmte Zeit zu entlasten und dadurch die Entzündungsaktivität zu hemmen.

Nachsorge

Die regelmäßige und gründliche Nachsorge trägt wesentlich zu einer Linderung der Beschwerden bei. Da der Morbus Crohn chronisch verläuft, kann die Erkrankung erneut an anderen Stellen des Magen-Darmtraktes auftreten. Daher sollten sich Patienten mit Morbus Crohn regelmäßig untersuchen lassen, um weitere Entzündungsherde rechtzeitig zu erkennen. Über die CED-Sprechstunde sind unsere Morbus-Crohn-Patienten in ein engmaschiges Nachsorgeprogramm integriert.