Endoskopie bei Kindern

Neurochirurgische Klinik

endoskopisch, minimal-invasiv

Erklärung

Was ist ein Endoskop?

Endoskop ist ein feines Röhrchen mit einer Lichtquelle, einer Videokamera und einem Arbeitskanal, feine OP-Instrumente können durch das Endoskop geführt werden.

Die Endoskopie (sog. Schlüssellochtechnik) hat das Spektrum der Neurochirurgie mit den minimal-invasiven Zugängen stark erweitert. Für die Patienten bedeutet ein minimal-invasiver Zugang eine schnellere Erholungszeit und ist weniger traumatisierend als ein offener Eingriff. Dieses Verfahren hat sich besonders erfolgreich in dem Hydrozephalus durchgesetzt.

Viele Eingriffe können komplett endoskopisch durchgeführt werden, z. B. die Entfernung von in den Hirnkammern gelegenen Zysten oder Tumoren oder die Exstirpation der Tumoren der Schädelbasis nach einem endonasalen Zugang. Die endoskopisch-assistierte mikrochirurgische Technik ist eine Kombination von offenen Operationen mit dem Mikroskop wobei zusätzliche Informationen durch das Endoskop erfasst wurden. Der Vorteil dieser Technik besteht, dass der Neurochirurg die blinden Ecken des Mikroskops mit dem Endoskop einsehen kann und deshalb ist die Sicherheit verbessert und bei Tumoren z. B. auch die vollständige Entfernung erreicht werden kann.

Intraventrikuläre Endoskopie

Viele Krankheitsbilder können komplett mit Endoskop behandelt werden, wie z. B. bei der Aquäduktstenose bzw. –verschluss, wobei die Enge/Verschluss in dem Gang zwischen der dritten und vierten Hirnkammer durch eine sogenannte endoskopische Drittventrikulostomie behoben wird. Auch können Zysten oder Tumoren die in der Hirnkammer liegen entfernt oder gefenstert werden. 

Engstellen im Liquorkreislauf können endoskopisch beseitigt werden

Einige Kinder, bei denen der Hydrozephalus durch einen Engpass im Liquorsystem verursacht wird, können wir endoskopisch operieren. Dabei wird das Endoskop bis zur Engstelle im Gehirn vorgeschoben und mittels feine OP-Instrumente wird die Engstelle geweitet und ein natürlicher Abfluss gewährleistet. Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass die Kinder nach erfolgreicher Operation keinen Fremdkörper implantiert bekommen müssen und in der Regel auch später keine weiteren Eingriffe nötig sind. Lediglich regelmäßige Nachsorge- und Kontrolluntersuchungen sind wichtig, um das Auftreten einer möglichen erneuten Engstelle rechtzeitig erkennen und behandeln zu können.

  • Endoskopische Drittventrikulostomie (ETV):
    Der Boden der dritten Hirnkammer wird mit Hilfe eines Endoskops und eines Katheters eröffnet, um einen Umgehungskreislauf fürs Hirnwasser inner- und außerhalb des Liquorkreislaufes zu gewährleisten.

Fall Beispiel: Kind 4 Monate alt mit Aquädukt Verschluss durch ETV behandelt

T2 MR Bild zeigt die erweiterte Ventrikel
Boden des dritten Ventrikels vor Ventrikulostomie
Status nach erfolgreicher Ventrikulostomie
Blick durch die Ventrikulostomie zeigt die adäquate Verbindung zu den basalen Zisternen
Sagittales CISS MR Bild zeigt den Aquäduktverschluss
Postop. MR (Pfeile zeigt die Ventrikulostomie)
  • Endoskopische Aquäduktoplastie:
    Hier wird die Verbindung inzwischen den dritten und vierten Hirnkammern mit Hilfe des Endoskops unter Sicht erweitert und ggf. mit einem Stent gesichert.

Fall Beispiel: Kind 3 Jahre alt mit Aquädukt Verschluss durch Aquäduktoplastie behandelt

Sagittales CISS MR Bild zeigt den Verschluss
Postop. MR zeigt den Stent nach Aquäduktoplastie
  • Arachnoidalzyste:
    Bei großen und symptomatischen angeborenen Zysten kann bei Kindern eine Zystenfensterung durchgeführt werden, damit sich das Gehirn wieder frei entfalten kann und wieder Platz für eine normale Entwicklung hat. Das Ziel ist die Ableitung des Zysteninhaltes in die Hirnkammern oder in die basalen Zisternen, die in der Regel Hirnwasser führen. Diese Verbindung wird, wenn möglich, endoskopisch herstellt. 

Fall Beispiel: Kind 1 Jahr alt mit suprasellärer Arachnoidalzyste

Sagittales CISS MR Bild zeigt die Arachnoidalzyste
Postop. sagittales T2 MR Bild zeigt die Flussartefakte am Dach und Boden der Zyste nach Ventrikulozystozisternostomie

Endoskopische endonasale Schädelbasischirurgie

Über viele Jahren wurden Tumoren an Schädelbasis durch die Nase mit Hilfe eines Mikroskops operiert. Hauptnachteil des Mikroskops ist der eingeschränkte Blick, d. h. Tumorentfernung ist nur möglich im Bereich des limitierten geraden Blickes. Die endoskopische endonasale Schädelbasischirurgie hat sich in die letzte Zeit weit entwickelt. Das Endoskop gibt durch die abgewinkelten Linsen einen breiteren Blick besonders durch die Verwendung von HD-Kameras. 

Die endoskopische endonasale Schädelbasischirurgie ist nicht durchführbar für alle Tumoren. Wichtig ist, dass der Neurochirurg nach seiner Erfahrung und Fähigkeiten die Möglichkeit hat, um den optimalen Zugang zu wählen und die maximale Sicherung für die Patienten zu gewährleisten.

  • Kraniopharyngeom:
    Bei Tumoren, die unter der Sehnervenkreuzung befinden, ist die endonasale endoskopische Technik im Vergleich zur Operation nach Schädeleröffnung von oben deutlich günstiger, da man die Sehnerven praktisch nicht berühren muss. Bei der Operation von oben nach Schädeleröffnung ist es häufig erforderlich, zwischen den Sehnerven und den hirnversorgenden Gefäßen zu präparieren, wodurch eine zusätzliche Schädigung der Sehnerven möglich ist.

    Auch hat sich die endoskopisch-assistierte mikrochirurgische Technik bei der Operation von Kraniopharyngeomen bewährt. Der Neurochirurg kann durch den Einsatz von Endoskopen schwer einsehbare Bereiche unter der Sehnervenkreuzung und in der dritten Hirnkammer umfangreicher inspizieren.
  • Fall Beispiel:

Kind 6 Jahre alt mit suprasellärer Dermoidzyste durch endoskopisch-assistierte mikrochirurgische Technik operiert und der Tumor entfernt

Intraoperatives endoskopisches Bild mit 0° Optik zeigt die Resektionshöhle inzwischen die beiden N. optici nach Entfernung des Tumors, man kann kaum unter N. opticus inspizieren

Intraoperatives Bild mit 30° Optik bestätigt die totale Entfernung des Tumors sowie den intakten verlagerten Hypophysenstiel

Spezialisten

PD Dr. med. Ahmed El Damaty

Sektion Pädiatrische Neurochirurgie
Personenzertifizierung der Neurochirurgischen Akademie „Pädiatrische Neurochirurgie“
Zertifikat der DGNC „Pädiatrische Neurochirurgie“
Baden-Württemberg-Zertifikat für Hochschuldidaktik

Schwerpunkt

Intrakranielle Endoskopie, neurochirurgische Erkrankungen im Kindesalter, kindliche Hirntumore, Hydrocephalus, Entwicklungsstörungen (ZNS), Spastikbehandlung