Harnleiter-Darm-Implantation

Urologische Klinik

Erklärung

Die Harnleiter-Darm-Implantation ist die älteste Form der Harnableitung überhaupt. Zum ersten Mal wurde diese Operation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführt und während dem 20. Jahrhundert mehrfach modifiziert. Das Prinzip dieser Harnableitung nutzt die Fähigkeit des Schließmuskels des Enddarms nicht nur Stuhl, sondern auch Urin halten zu können.

Ursprünglich wurde diese Technik häufig bei Kindern angewendet, die ohne Blasenschließmuskel auf die Welt kamen. Da sich aber in langjährigen Studien herausstellte, dass diese Form der Harnableitung im Langzeitverlauf mit einem erhöhten Risiko von Dickdarmtumoren vergesellschaftet ist, wird die Harnleiterdarmimplantation bzw. der Sigma-Rektum Pouch bei Kindern praktisch nicht mehr und bei Erwachsenen nur in besonderen Fällen angewandt.

Bei dieser Form der Harnableitung werden die Harnleiter in den Enddarm eingepflanzt. Der Enddarm dient dann als Reservoir für Stuhl und Urin und der Urin wird wie der Stuhl über den After ausgeschieden. So kann der Patient das Wasserlassen im Alltag willkürlich einleiten und ist damit in der Regel exzellent kontinent.

Die wichtigste Voraussetzung für eine problemlose Funktion der Enddarmblase ist, dass der Schließmuskel des Afters gut funktioniert (anale Kontinenz). Die Funktionsfähigkeit des analen Schließmuskels wird vor dem Eingriff überprüft. Ein Einlauf mit Flüssigkeit sollte über längere Zeit im Enddarm gut gehalten werden können. Des Weiteren sollten keine wesentlichen Erkrankungen des End- bzw. Mastdarmes (z.B. Divertikulose oder chronische Entzündungen) vorliegen. Dies sollte vor der Operation sorgfältig überprüft werden. Das Einpflanzen der Harnleiter in den gesunden Dickdarm ist technisch weniger aufwendig als z.B. die Anlage einer orthotopen Blase.

Eine Enddarmblase kann auch dann angelegt werden, wenn die Harnröhre vom Tumor befallen ist. Allerdings muss dem Patienten bekannt sein, dass das Risiko der Entwicklung von Darmkrebs bei dieser Form der Harnableitung etwas höher ist als in der Normalbevölkerung. Aus diesem Grund sind bei dieser Form der Harnableitung, zusätzlich zur üblichen Krebsnachsorge, auch Kontrollen des Darms durch Darmspiegelungen notwendig. Die Indikation zu Implantation einer Enddarmblase muss also streng gestellt werden.