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Viren sollen beim Kampf…

Viren sollen beim Kampf gegen Krebs helfen

Viren können schwere, sogar maligne (bösartige) Erkrankungen auslösen. Richtig programmiert können sie hingegen als Immuntherapie gegen Krebs eingesetzt werden.

Wie lassen sich Viren für die Krebstherapie nutzen? An dieser Frage arbeitet Prof. Dr. Dr. Guy Ungerechts vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg. Der Leitende Oberarzt der Medizinischen Onkologie am NCT und Universitätsklinikum Heidelberg möchte sich die Kraft der hocheffizienten Erreger zunutze machen und erforscht die Virotherapie im Sinne einer Immuntherapie gegen Krebs.

Masernviren treiben Krebszellen in den Selbstmord und stimulieren das Immunsystem

Grafik: CanVirex AG. Für eine vergrößerte Ansicht bitte klicken

In präklinischen Studien konnten Ungerechts und sein Team um Laborleiterin Dr. Dr. Christine Engeland bereits erfolgreich nachweisen, dass onkolytische Masernviren, die von Impfstammviren abgeleitet wurden, gezielt Krebszellen vernichten können. Dies geschieht, indem das Virus in die Tumorzelle eindringt, sich darin massenhaft vermehrt und die Zelle in den Selbstmord treibt. Die Viren haben leichtes Spiel, denn im Gegensatz zu gesunden Zellen besitzen Krebszellen nur eine verminderte Fähigkeit zur Virusabwehr. Dies macht viele Viren schon von Natur aus zu einem hochspezifischen Medikament gegen Krebs.

Die Virotherapie ist eine Form der Immuntherapie, bei der Viren eine starke Immunantwort auslösen können. In ihrer Forschung haben Ungerechts und sein Team unter anderem Masernviren entwickelt, die zusätzlich die genetische Information für sogenannte Immuncheckpoint-Inhibitoren (ICI) an die virusinfizierte Krebszelle weitergeben.

Diese Antikörper werden von der Krebszelle produziert und können parallel zum Zerstörungsprozess auf das Immunsystem einwirken. Sie docken an die Abwehr-Zellen an und lösen die Blockade, die den Krebs für das Immunsystem zuvor unsichtbar gemacht hat. Gelingt es, diese „Bremse“ zu lösen, kann die natürliche Immunabwehr ihre Toleranz gegenüber dem Krebs verlieren und die Tumorzellen angreifen. Bei dieser Form der kombinierten Immuntherapie wird also auch die körpereigene Abwehr im Kampf gegen den Krebs stimuliert.

„Krebs lässt sich nicht einfach auslöschen“

Nach der erfolgreichen Laborphase mit Mäusen will Ungerechts mit seinem Team erforschen, wie übertragbar die Laborergebnisse sind und wie die Effekte bei Menschen ausfallen. Die Verträglichkeit einer Kombinationstherapie mit Masernviren und ICI soll nächstes Jahr im Rahmen einer klinischen Studie getestet werden.

Die schnelle Entdeckung eines Allheilmittels, so der Krebsforscher, könne man jedoch nicht erwarten. „Krebs ist eine sehr komplexe Erkrankung und lässt sich nicht einfach auslöschen. Das menschliche Immunsystem ist äußerst vielschichtig und die Virotherapie mit Masern ein weitgehend experimenteller Ansatz“, so der 46 Jahre alte Stellvertretende Ärztliche Direktor.

Forschung, Beratung und Therapie unter einem Dach

Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

Um Studien wie diese und eine optimale Patientenversorgung zu ermöglichen, haben das Universitätsklinikum Heidelberg und das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) im NCT Heidelberg eine Infrastruktur aufgebaut, die es ermöglicht, Forschung, Beratung und Therapie in einem Gebäude zu vernetzen. „Die Grundidee des NCT ist großartig und ermöglicht einen intensiven Austausch zwischen Medizin und Forschung. Wir haben hier die Möglichkeit, Ansätze aus der Forschung mit der bestmöglichen Versorgung unserer Patienten miteinander zu verknüpfen“, so Ungerechts, der seine Patienten von der Diagnose über die Behandlung bis hin zur Nachsorge begleitet.

Darüber hinaus arbeiten die Heidelberger Wissenschaftler multizentrisch und international, das heißt, sie pflegen permanent Kontakt mit anderen Kliniken und Forschungseinrichtungen aus aller Welt. Ungerechts selbst ist außerordentlicher Professor an der University of Ottawa in Kanada und Leiter einer Forschungsgruppe am Ottawa Hospital Research Institute (OHRI).

Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe.

Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention.

Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik.

Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit. Seit 2015 hat das NCT Heidelberg in Dresden einen Partnerstandort. In Heidelberg wurde 2017 das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ) gegründet. Die Kinderonkologen am KiTZ arbeiten in gemeinsamen Strukturen mit dem NCT Heidelberg zusammen.

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Das NCT stellt sich vor
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