Nierentransplantation

Transplantations-Zentrum Heidelberg Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie

Erklärung

Chronische, bereits weit fortgeschrittene Nierenerkrankungen mit terminaler Niereninsuffizienz müssen in der Regel nach Ausschöpfen von anderen, meist medikamentösen Behandlungen durch Anwendung eines Nierenersatzverfahrens behandelt werden.

Optionen für besagte Nierenersatzverfahren sind z.B.

  • die Hämodialyse ("Blutwäsche")
  • die Peritonealdialyse ("Bauchfelldialyse")
  • oder die Nierentransplantation: Lebendspende oder Verstorbenenspende.

Ab wann eine fortgeschrittene Nierenerkrankung mit einem Nierenersatzverfahren zu therapieren ist und welche Methode für den einzelnen Patienten am besten geeignet ist, sollte in einem spezialisierten Zentrum oder von einem Facharzt für Nierenerkrankungen (Nephrologen) festgelegt werden.

Die Nierentransplantation ist bezüglich der Langzeitprognose und Lebensqualität für den Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz die beste Behandlungsform.

In unserer Spezialsprechstunde („Transplant Assessment Center“ oder TAC) im Nierenzentrum beraten wir Patienten mit präterminaler und terminaler Niereninsuffizienz über die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten.

Unsere Nephrologen und Transplantationschirurgen informieren dabei gemeinsam über die Formen (Verstorbenen- oder Lebendspende), die Vor- und Nachteile, den optimalen Zeitpunkt, den Ablauf und die medikamentöse Behandlung sowie die Nachsorge bei einer Nierentransplantation.

Nach einer Nierentransplantation müssen die Patienten lebenslang Medikamente einnehmen, die das Immunsystem beeinflussen, damit die Transplantatniere nicht vom Körper als „fremd“ erkannt und abgestoßen wird. Die Immunsuppressiva (u.a. Kortison und Calcineurininhibitoren wie Cyclosporin oder Tacrolimus) haben Nebenwirkungen, über die unsere Patienten detailliert aufgeklärt werden.

Alle Patienten, die für eine Nierentransplantation in Frage kommen werden nach ausführlicher Aufklärung in der Interdisziplinären Transplantationskonferenz und nach schriftlicher Einwilligung auf die Nierentransplantations-Warteliste gesetzt, die durch  Eurotransplant im niederländischen Leiden geführt wird. Aufgrund des Organmangels beträgt die Wartezeit für eine Verstorbenen-Niere derzeit 6 bis 8 Jahre. Während dieser Zeit sollten die Empfängerpatienten rund um die Uhr telefonisch erreichbar sein.

Ausschlaggebend für die Zuteilung einer Niere sind auf der einen Seite die Wartezeit, auf der anderen die Blutgruppen- und Gewebeübereinstimmung.

Ein wesentlicher Vorteil der Lebendnieren-Transplantation ist die Planbarkeit der Lebendspende und Transplantation und die kurze kalte Ischämiezeit, während der die zu transplantierende Niere nicht durchblutet ist.

Die Universität Heidelberg ist eines der führenden Zentren für Nierenlebendspenden. Es wurden bereits weit mehr als 500 Lebendnierenspenden erfolgreich durchgeführt. Nicht jeder ist als Nierenspender geeignet. Erst nach einem umfangreichen Untersuchungsprogramm kann geklärt werden, wer als Spender in Frage kommt. Seit einigen Jahren können sogar Blutgruppen-inkompatible Nierentransplantationen, d.h. Transplantationen, bei denen Spender und Empfänger nicht die gleiche Blutgruppe haben, erfolgreich durchgeführt werden.

Die Operation erfolgt in Vollnarkose und dauert weniger als 2 Stunden. Über einen Hockeyschläger-förmigen Schnitt im Unterbauch wird die Transplantatniere in das Becken des Empfängerpatienten eingebracht und an die Becken-Gefäße angeschlossen. Bevor der Operationszugang wieder verschlossen werden kann, wird der Harnleiter mit der Harnblase verbunden. Die eigenen Nieren des Empfängers werden in der Regel nicht entfernt. Nach einigen Tagen auf der Transplantationsstation der Chirurgischen Universitätsklinik (VTS) werden die Patienten bis zu ihrer Entlassung im Nierenzentrum betreut.

Die Lebendspende einer Niere dauert weniger als 2 Stunden und erfolgt ebenfalls in Vollnarkose. Über einen kleinen queren Bauchschnitt oder minimal-invasiv (laparoskopisch) wird eine Niere mit ihrem Harnleiter entnommen und unmittelbar danach für die Transplantation in gekühltem Zustand vorbereitet. Die kurze Lagerung erfolgt dabei in einer speziellen Konservierungslösung.

Die ersten 1 bis 3 Wochen nach der Nierentransplantation werden die Patienten im Nierenzentrum der Universität Heidelberg betreut und geschult. Anschließend kann in der Regel der heimatnahe Nephrologe in Zusammenarbeit mit dem Transplantationszentrum die weitere Behandlung und Nachsorge übernehmen. Aufgrund der immunsuppressiven Medikamente müssen weitere Nachsorgetermine, unter anderem eine regelmäßige Untersuchung durch den Hausarzt erfolgen.

Nach einer Nierenlebendspende führen wir einmal im Jahr eine Untersuchung des Spenders im Nierenzentrum Heidelberg durch.

Häufige Nachfragen

In der Nierentransplantations-Sprechstunde (TAC) im Nierenzentrum Heidelberg.

Ja, in diesem Fall sollten sich Patienten ebenfalls über unsere Nierentransplantations-Sprechstunde vorstellen.

Die Operation findet in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universität Heidelberg statt. Bei einem Organangebot, das nicht selten nachts eintrifft, sollten sich die Empfängerpatienten auf der Transplantationsstation (VTS) in der Chirurgischen Klinik einfinden.

Ja, nach der Transplantation wird sich die Menge der Medikamente nicht wesentlich ändern. Lebenslang müssen Immunsuppressiva, d. h. Medikamente, die die eigene Immunabwehr herabsetzen, eingenommen werden. Wichtig ist, dass diese Medikamente nie ohne Rücksprache mit dem Nephrologen verändert oder abgesetzt werden dürfen.

Daten aus wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass Nierenlebendspender keine kürzere Lebenserwartung haben als andere Menschen. Entscheidend ist, dass die potenziellen Lebendspender ausführlich untersucht werden und gesund sind. Dann ist ein normales Leben auch mit nur einer Niere möglich und die Regel. In den letzten Jahren ist bekannt geworden, dass wenige Patienten nach einer Nierenlebendspende-Operation über Müdigkeit und Abgeschlagenheit klagen (Fatigue-Syndrom). Die Ursachen dieser Beschwerden sind noch nicht geklärt.

Spezialisten

Portrait von Prof. Dr. med. Martin Zeier
Prof. Dr. med. Martin Zeier