Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Sektion Kinderchirurgie

Definition der Erkrankung

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (kurz: CED) sind wiederholt auftretende oder auch andauernd bestehende Entzündung in verschiedenen Bereichen des Magen-Darm-Traktes. Die meisten Patienten mit einer chronisch-entzündlichen sind zwischen 15 und 35 Jahre alt.

Etwa 30 Prozent erkranken bereits im Kindes- und Jugendalter, manche Kinder sind auch erst drei oder vier Jahre alt. Grob gesagt, unterscheiden wir zwei Krankheitsbilder: Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Während bei Morbus Crohn der gesamte Magen-Darm-Trakt betroffen und alle Schichten der Darmwand entzündet sein können, bleibt die Colitis ulcerosa meist auf den Dickdarm und dort auf die Schleimhaut beschränkt. Die Abgrenzung der beiden Krankheitsbilder gestaltet sich manchmal sehr schwierig, da die Symptome sich sehr ähneln. In unserer kinderchirurgischen Spezialsprechstunde sowie in der CED-Sprechstunde betreuen wir Ihr Kind von der Diagnosestellung über die Therapie bis zur Nachsorge engmaschig und individuell.

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Symptome

Krampfartige Bauchschmerzen und anhaltende Durchfälle sind die zwei häufigsten Symptome einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Weitere Symptome sind beispielsweise ein blutiger Stuhl, Fieber, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Gelenkschmerzen und ein eingeschränktes Längenwachstum.

Ursachen

Sowohl Morbus Crohn als auch die Colitis ulcerosa zählen zu den Autoimmunerkrankungen, deren genauen Ursachen bislang nicht bekannt sind. Feststeht, dass das Immunsystem von Menschen mit CED Teile des Magen-Darm-Trakts als fremd ansieht und dort entzündliche Veränderungen verursacht. Wenn jemand in Ihrer Familie bereits an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leidet, ist das Risiko ebenfalls daran zu erkranken erhöht.

Diagnose

Die auftretenden Symptome liefern erste Hinweise für das Vorhandensein einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Gewissheit erhalten wir jedoch erst, wenn die Ergebnisse von verschiedenen Untersuchungen vorliegen.

Bei einem Verdacht auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung setzen wir zur Abklärung die folgenden diagnostischen Methoden ein:

  • Blutuntersuchungen
  • Magen-/Darmspiegelung (Gastroskopie/Koloskopie) mit Entnahmen von Gewebeproben aus der Magen- und/oder Darmwand
  • Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Magnetresonanztomografie, Computertomografie

Ablauf der Behandlung

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa steht zunächst die medikamentöse Behandlung mit Corticosteroide, Antibiotika, Aminosalicylate, Immunsuppressiva und Biologika im Vordergrund. Diese konservative Therapie führen die dafür spezialisierten Ärzte der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin durch. Eine operative Therapie hingegen benötigen - zumindest einmal im Verlauf Ihrer Erkrankung - etwa 20 Prozent der Patienten mit einer Colitis ulcerosa und 80 Prozent der Patienten mit Morbus Crohn.

Bringt die medikamentöse Behandlung keine Verbesserung, kann eine Operation notwendig werden. Ein chirurgischer Eingriff kann aber auch nötig sein, wenn Komplikationen auftreten, die sich medikamentös nicht behandeln lassen wie eine Darmverengung, ein Darmverschluss, Blutungen oder bei Abszessen. Bei den meisten Patienten entfernen wir den erkrankten Darmanteil. Dabei entnehmen wir nur so viel Darm wie unbedingt nötig. Zwar kann eine solche Operation den Morbus Crohn nicht heilen, sie trägt aber dazu bei, die Beschwerden für einige Jahre zu lindern.

Welche Operation für Ihr Kind sinnvoll ist, hängt von der Art der Komplikation ab und davon, welcher Teil des Magen-Darm-Trakts betroffen ist. In jedem Fall besprechen wir mit Ihnen ausführlich die möglichen Therapien und erklären, was vor, während und nach der Operation mit Ihrem Kind passiert.

Lässt sich die Colitis ulcerosa durch die Gabe von Medikamenten nicht verbessern oder treten Blutungen oder ein Darmdurchbruch (Darmperforation) ein, ist eine Operation angezeigt. Und da bei der Colitis ulcerosa normalerweise nur der Dickdarm betroffen ist, steht mit dem Entfernen des gesamten Dickdarms (restorative Proktokolektomie) eine definitiv heilende chirurgische Therapie zur Verfügung. Zum Erhalt der Kontinenz wird aus einem Teil des Dünndarms ein so genannter Pouch gebildet, der als Reservoir dient. Die Operation führen wir meist minimalinvasiv durch. Studien mit postoperativen Langzeitergebnissen haben zudem gezeigt, dass die Kinder nach einer solchen Operation eine sehr gute Lebensqualität haben.

Die oft schwierige Entscheidung für diese Operation sollten Sie nicht aufschieben, denn die chronische Entzündung und die Langzeitmedikation mit Kortikosteroiden und Immunsuppressiva können irreversible Schäden in der Entwicklung Ihres Kindes verursachen, die das Längenwachstum, bestimmte Organe sowie auch die psychische und soziale Entwicklung betreffen. Außerdem steigt bei einer Colitis ulcerosa das Risiko an Darmkrebs zu erkranken, je länger Ihr Kind mit den chronischen Entzündungen lebt. Bevor wie Ihr Kind operieren, besprechen wir mit Ihnen die Therapieoptionen und erklären genau, was vor, während und nach der Operation mit Ihrem Kind passiert.