Kolorektales Karzinom

Definition der Erkrankung

Krebserkrankungen des Dickdarms (Kolon) und Mastdarms (Rektum) werden zusammen als kolorektales Karzinom oder Darmkrebs bezeichnet. Zu den Symptomen, die zur Entdeckung dieser Erkrankung bei den Patienten führen, gehören besonders Änderungen der Stuhlgangsgewohnheiten sowie Blut im Stuhl. Durch regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen, vor allem die Vorsorgedarmspiegelung (Vorsorgekoloskopie), kann das Risiko, an Darmkrebs zu versterben, gesenkt werden. Die Therapie des Darmkrebses erfolgt abhängig von der Ausdehnung der Erkrankung durch Operationen, Bestrahlungen und Chemotherapie.

Häufigkeit

Das kolorektale Karzinom stellt in Deutschland bei Männern nach Prostata- und Lungenkrebs den dritthäufigsten und bei Frauen nach Brustkrebs den zweithäufigsten bösartigen Tumor dar. Es ist sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. In Deutschland sterben jährlich etwa 30.000 Menschen am kolorektalen Karzinom.

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Symptome

Symptome, die auf ein kolorektales Karzinom hindeuten können, sind besonders sichtbares oder nicht-sichtbares Blut im Stuhl und Änderungen der Stuhlgewohnheiten. Bei manchen Patienten kommt es durch den Tumor zum Darmverschluss. Begleitsymptome sind abdominelle Schmerzen, Gewichtsverlust und Blutarmut. Gelegentlich werden auch Metastasen in der Leber per Zufall im Ultraschall entdeckt. Wichtig ist, dass bei Patienten, bei denen als vermeintliche Ursache von Blut im Stuhl z. B. Hämorrhoiden festgestellt wurden, immer auch zusätzlich ein kolorektales Karzinom ausgeschlossen wird.

Ursachen

Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, nimmt mit steigendem Alter zu. Männer erkranken im Durchschnitt mit 67, Frauen mit 72 Jahren. Nur 10 Prozent der kolorektalen Karzinome entstehen bei Patienten unter 40 Jahren.

Erstgradige Verwandte von Patienten mit Darmkrebs haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls am kolorektalen Karzinom zu erkranken. Ein sehr hohes Darmkrebsrisiko weisen Patienten mit den seltenen Erkrankungen FAP (familiäre adenomatöse Polyposis) oder dem hereditären, nicht-polypösen kolorektalem Krebssyndrom (HNPCC) auf. Der Verdacht auf ein HNPCC besteht, wenn mehrere erstgradige Verwandte in relativ jungen Jahren an Darmkrebs erkranken.

Zur Beratung dieser Patienten bietet das Universitätsklinikum Heidelberg zwei spezielle Sprechstunden an:
HNPCC-Sprechstunde
FAP-Sprechstunde

Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können das Risiko für Darmkrebs erhöhen. Man nimmt außerdem an, dass eine Ernährung, die reich an Früchten und Gemüse ist, aber nur wenig tierische Fette enthält, das Risiko für Darmkrebs vermindert.

Diagnose

Die wichtigste Untersuchung zur Diagnose des kolorektalen Karzinoms stellt die Darmspiegelung dar. Bei der Darmspiegelung können verdächtige Areale biopsiert und feingeweblich untersucht werden. Um die Ausdehnung der Erkrankung festzustellen, sind in der Regel noch weitere radiologische Untersuchungen, z. B. Oberbauchsonographie, Röntgen Thorax und eventuell Computertomographien oder Kernspinuntersuchungen erforderlich.

Ablauf der Behandlung

Eine Heilung vom kolorektalen Karzinom ist normalerweise nur möglich, wenn sämtliche Tumoranteile durch eine Operation entfernt werden können. Bei manchen Patienten kann versucht werden, neben dem Ursprungstumor im Darm auch einzelne Metastasen in der Leber oder in der Lunge zu entfernen und dadurch noch eine Heilung zu ermöglichen. Aber auch wenn abzusehen ist, dass nicht alle Metastasen operativ entfernt werden können, wird bei den meisten Patienten mit kolorektalem Karzinom der Tumor im Darm entfernt, um einem Darmverschluss vorzubeugen. Der Chirurg entscheidet im Einzelfall, ob dem Patienten während der Operation ein künstlicher Darmausgang angelegt werden muss.

 

Die Strahlentherapie kommt vor allem beim Rektumkarzinom zum Einsatz, um entweder vor der Operation den Tumor zu verkleinern oder nach der Operation das örtliche Rückfallrisiko zu senken. Außerdem kann es bei manchen Patienten sinnvoll sein, einzelne Leber- oder Lungenmetastasen zu bestrahlen (sog. stereotaktische Bestrahlung). Das Konzept für den einzelnen Patienten muss in enger Zusammenarbeit von Chirurg, Strahlentherapeut und Internisten entwickelt werden.

Bei der Chemotherapie des kolorektalen Karzinoms unterscheidet man grundsätzlich die adjuvante (vorbeugende), neoadjuvante und die palliative (lindernde, nicht-heilende) Chemotherapie. Die Chemotherapie kann bei den meisten Patienten ambulant verabreicht werden. Für die meisten Chemotherapie-Schemata ist die Anlage eines i.v.-Ports, über den ambulant Infusionen mit Chemotherapeutika durchgeführt werden können, erforderlich.

Adjuvante Chemotherapie

Eine sog. adjuvante Chemotherapie wird bei den Patienten durchgeführt, bei denen man hofft, den Tumor durch die Operation vollständig entfernt zu haben, die aber ein deutliches Risiko für einen Rückfall haben. Es existieren klare Richtlinien, bei welchen Patienten diese adjuvante Chemotherapie durchgeführt werden sollte. Durch die adjuvante Chemotherapie sollen im Körper verbliebene Tumorzellen, die während der Operation und durch die bildgebenden Verfahren nicht sichtbar waren, abgetötet werden. Die adjuvante Chemotherapie dauert beim kolorektalen Karzinom in der Regel ein halbes Jahr und wird beim Rektumkarzinom ggf. mit einer Bestrahlung kombiniert.

Neoadjuvante Chemotherapie

Bei manchen Patienten liegen einzelne Leber- oder Lungenmetastasen vor, die wegen ihrer Größe nicht operativ entfernt werden können. Bei diesen Patienten kann versucht werden, durch eine Chemotherapie eine Verkleinerung der Metastasen zu erreichen und damit in einem zweiten Schritt eine operative Entfernung zu ermöglichen. Diese Form der Chemotherapie wird als neoadjuvante Chemotherapie bezeichnet.

Palliative Chemotherapie

Bei Patienten, bei denen der Darmtumor und seine Metastasen nicht durch eine Operation vollständig entfernt werden können, ist in der Regel keine Heilung von der Tumorerkrankung mehr möglich. Bei diesen Patienten kann versucht werden, durch eine Chemotherapie das Tumorwachstum eine Zeitlang aufzuhalten oder zu verlangsamen und so die Überlebenszeit der Patienten zu verlängern. Diese Art der Chemotherapie wird als palliative Chemotherapie bezeichnet. Bei dieser Therapie wird in regelmäßigen Abständen überprüft, inwieweit die Chemotherapie erfolgreich ist. Da verschiedene Substanzen für die Chemotherapie des kolorektalen Karzinoms zur Verfügung stehen, kann bei Patienten, bei denen die Tumorerkrankung unter der Chemotherapie fortschreitet, die Therapie umgestellt werden.

Gerade bei der palliativen Chemotherapie ist es wichtig, dass der Patient die behandelnden Ärzte über alle auftretenden Nebenwirkungen der Chemotherapie informiert. Viele Nebenwirkungen der beim kolorektalen Karzinom verwendeten Chemotherapeutika können durch verschiedene Maßnahmen gebessert werden. Wenn die Chemotherapie die Lebensqualität der Patienten zu sehr beeinträchtig, kann es sinnvoll sein, das Chemotherapie-Schema zu wechseln oder die Chemotherapie zu beenden.

In den letzten Jahren sind einige neue Substanzen für die Chemotherapie des kolorektalen Karzinoms entwickelt worden. Zu dem schon seit längerer Zeit bekannten 5-Fluorouracil sind vor einigen Jahren Oxaliplatin und Irinotecan hinzugekommensowie kürzlich die sogenannten Antikörper Cetuximab und Bevazicumab. Bei manchen Patienten kommt auch eine Therapie mit Medikamenten, die als Tabletten verabreicht werden, z. B. Capecitabin oder Tegafur/Uracil, in Frage.

Neben den direkt gegen den Tumor gerichteten therapeutischen Maßnahmen sind allgemein unterstützende Maßnahmen von großer Bedeutung. Dazu gehören besonders eine ausreichende Schmerztherapie, die Regelung der häuslichen Versorgung und gelegentlich eine psychosoziale Betreuung.

Nachsorge

Für die Tumornachsorge von Patienten mit kolorektalem Karzinom existieren klare Richtlinien der deutschen Krebsgesellschaft. Die konsequente Nachsorge beim kolorektalen Karzinom ist besonders wichtig, weil neu aufgetretenen Metastasen bei manchen Patienten noch operativ entfernt werden können und dadurch manchmal noch eine Heilungschance besteht. Aber auch bei Patienten, bei denen nach dem Rückfall keine Heilung mehr möglich ist, ist ein frühzeitiger Beginn einer palliativen Chemotherapie sinnvoll.

Früherkennung

Da eine Heilung vom Darmkrebs nur möglich ist, wenn die Erkrankung in einem frühen Stadium erkannt wird, ist die Früherkennung der Erkrankung von größter Bedeutung. Derzeit ermöglichen die gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen des Krebsfrüherkennungsprogramms ab dem 45. Lebensjahr eine jährliche Untersuchung des Stuhls auf nicht sichtbares Blut sowie eine Austastung des Mastdarms. Neuerdings wird in Deutschland auch bei allen Menschen über 55 Jahren eine Darmspiegelung in 10-jährigen Abständen empfohlen. Bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für Darmkrebs (s. Risikofaktoren) können eventuell deutlich weitergehende Früherkennungsuntersuchungen erforderlich sein (weitere Informationen).