Forschung Das UKHD im Forum… AMP Kompass

AMP Kompass / AMP Register

Projekt im Forum Gesundheitsstandort

In Deutschland werden jährlich rund 55.000 Amputationen an den unteren Extremitäten durchgeführt. Ein Großteil der betroffenen Patientinnen und Patienten benötigen daraufhin eine Beinprothese. Nach der stationären Behandlung und neben der orthopädietechnischen Versorgung, spielen unter anderem auch Physiotherapeutinnen und -therapeuten, rehabilitative Einrichtungen sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte eine bedeutende Rolle. Gute Vernetzung zur strukturierten Behandlung ist hierbei unerlässlich.

Im Kurzinterview gibt Professor Sebastian Wolf, Leiter des Heidelberger Bewegungslabors und des Bereichs Bewegungsanalyse der Orthopädischen Biomechanik am Universitätsklinikum Heidelberg (UKHD), Einblicke in die Projekte AMP-Kompass und AMP-Register, die vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg gefördert werden.

Steckbrief

Projektname: AMP Register / AMP Kompass

Start: 1. April 2020

Fördersumme: 409.500 Euro
(Für 2020/21 - 1. Förderrunde)

Projektleitung: UKHD

Schnittmengen: Digitalisierung

Link: Projektseite 

Professor Wolf, bei Patientinnen und Patienten mit einer Beinprothese sind viele verschiedene Leistungserbringer beteiligt. Durch das breitgefächerte Spektrum ist es ein klassisches Beispiel für eine sektorenübergreifende Versorgung. Wo treten Probleme auf?

Prof. Wolf: Hier treffen mehrere Faktoren aufeinander. Zum einen brauchen Menschen nach Beinamputation in der Regel eine lebenslange Rehabilitation und Betreuung durch Spezialisten aus unterschiedlichen Gebieten. Die Betroffenen haben somit Kontakt zu einer Vielzahl von Akteuren - und genau hier liegt das Problem: Der Austausch zwischen den am Behandlungsprozess Beteiligten ist meist weder untereinander noch mit der Patientin oder dem Patienten umfassend genug. Häufig kommt es deshalb zu Verlusten von wichtigen Informationen, die den Therapieverlauf beeinflussen können. Darüber hinaus bestehen andererseits für die Rehabilitation und Behandlung amputierter Menschen unterschiedliche Leistungsansätze. Das bedeutet, dass medizinische Kosten- und Teilhabeentscheidungen, das reicht von der chirurgischen bis hin zur rehabilitativen Behandlung, nicht einheitlich getroffen werden.

 

Was kann eine Lösung für diese Probleme sein?

Prof. Wolf: Wir benötigen eine Struktur, die Behandlungsdaten systematisch erfasst. Das bedeutet, alle an einem Behandlungsprozess Beteiligten, seien es die Betroffenen selbst, rehabilitative und therapeutische Einrichtungen, Technikerinnen und Techniker oder Ärztinnen und Ärzte, erfassen zu Beginn in identischen Erhebungsbögen alle für die Therapie relevanten Daten und definieren mit den Patienten und Patientinnen gemeinsam nachvollziehbare Versorgungsziele. Die Erhebungsgrundlage konnten wir bereits in dem vorangegangenen Projekt AMP-Kompass einführen. Darauf aufbauend wird in dem aktuellen Projekt AMP-Register ein zentrales Patientenregister erstellt. Daten des Therapieverlaufs werden von den einzelnen Versorgern erhoben und zentral gebündelt. Diese fundierte Datenlage wird benötigt, um wichtige Entscheidungen zu treffen, geltende Richtlinien leichter zu erfüllen und  um einen transparenten Austausch zu schaffen, der maßgeblich zu einer erfolgreichen Therapie beiträgt.

 

 

Das bedeutet, dass nicht nur die Patientinnen und Patienten davon profitieren können, sondern auch die Leistungserbringer einen großen Vorteil haben, richtig?

Prof. Wolf: Ja genau. Unter anderem lassen sich beispielsweise im Verlauf erfolgreiche von weniger erfolgreichen Maßnahmen unterscheiden. Darüber hinaus können sie spezifische Einzelfälle in Relation zu typischen Verläufen betrachten und dadurch individuell auf die Betroffenen eingehen.

 

Weitere Hintergründe zu diesem Projekt erfahren Sie im Campus Report mit Julia Block, Orthopädietechnikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin des Heidelberger Bewegungslabors am UKHD. Den Link zur News finden Sie hier.