ECMO beim Kind

Sektion Kinderherzchirurgie Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler

Erklärung

Die Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist eine auf Intensivstationen oder im OP angewandte Technik, bei der eine Maschine teilweise oder vollständig die Atemfunktion des Patienten übernimmt. Seit 2007 führen die Kliniken für Kinderkardiologie und Herzchirurgie diese Therapie bei Kindern und Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern in Heidelberg durch.

Die ECMO wurde erstmals im Jahr 1976 erfolgreich in den USA angewendet. Heute wird ECMO deutschland- und weltweit bei Patienten aller Altersgruppen, vom Neugeborenen bis zum Erwachsenen, eingesetzt.

 

Die ECMO wird bei Patienten mit schwerer Herzleistungsschwäche (kardiale ECMO) oder schwerer Lungenerkrankung (pulmonale ECMO) oder kombinierten schweren Herz-Lungen-Erkrankungen eingesetzt. Bei Kindern mit sehr schwerer Herzleistungsschwäche kann die kardiale ECMO die Arbeit des Herzens vorübergehend übernehmen. Dadurch wird Zeit für die Erholung der Organfunktion gewonnen und gleichzeitig eine gute Blutversorgung - und damit auch eine ausreichende Sauerstoffversorgung des Gehirns und anderer Organe im Körper - gewährleistet.

Eine ECMO kann beispielsweise bei Entzündungen des Herzmuskels (Myokarditis) oder bei Herzleistungsschwäche (Herzinsuffizienz) oder auch nach Operationen am offenen Herzen erforderlich sein, wenn das Herz aus verschiedenen Gründen vorübergehend die Pumpleistung nicht ausreichend erbringen kann.

Eine ECMO kann jedoch nur Patienten helfen, deren Lungen- und/ oder Herzkrankheit innerhalb von wenigen Wochen reversibel ist. Vorübergehend kann eine ECMO auch bis zum Einsatz eines Kunstherzens oder bis zur Herztransplantation durchgeführt werden.

Patienten müssen ein Mindestgewicht von etwa 2 bis 2,5 kg haben, um eine ECMO durchführen zu können.

Die ECMO-Einheit besteht aus einer Pumpe und einem Oxygenator ("künstliche Lunge"). Mit der ECMO kann im Operationssaal unmittelbar nach einer Operation oder auf der Intensivstation begonnen werden.

Wenn ein Kind direkt nach einer Herzoperation eine ECMO benötigt, fügt der Chirurg Kanülen (Schläuche) während der Operation direkt in die herznahen Blutgefäße ein. Die Kanüle, die für die Herz-Lungen-Maschine (LINK!) im Herzen platziert wurde, kann gegebenenfalls auch für die ECMO benutzt werden. Da die Kanülen herznah angeschlossen werden, wird dieses Verfahren auch „zentrale ECMO“ genannt.

Dagegen kann eine periphere ECMO auch auf der Intensivstation angelegt werden. Hierbei werden die ECMO-Kanülen in die Blutgefäße des Halses oder der Leiste des Patienten platziert. Die Patienten erhalten während des Eingriffes eine Narkose und empfinden daher während der ECMO-Anlage keine Schmerzen.

Sobald die Kanülen eingeführt worden sind, werden sie an die ECMO angeschlossen. Venöses Blut (dunkelrot, mit wenig Sauerstoff und viel Kohlendioxid) wird vom Patienten/ Kind über die Kanüle der Vene entzogen und durch eine künstliche Lunge, den sogenannten Membranoxygenator (LINK! Zu Herz-Lungen-Maschine), gepumpt, wo Kohlendioxid entfernt und Sauerstoff hinzugefügt wird. Das Blut bekommt dadurch eine hellrote Farbe. Es wird erwärmt und über die arterielle Kanüle in den Körper zurück gepumpt.

Es existieren verschiedene Formen der ECMO:

  • veno-arterielle ECMO (VA-ECMO)
  • veno-venöse ECMO (VV-ECMO)
VA ECMO

Bei der veno-arteriellen ECMO befinden sich zwei Kanülen in den Blutgefäßen des Patienten. Eine Kanüle liegt in einer Vene und eine weitere Kanüle in einer Arterie, in der Regel in den seitlichen Halsgefäßen. Venöses Blut (mit wenig Sauerstoff) wird kontinuierlich aus der Kanüle in der Vene in den ECMO-Kreislauf gesaugt, während das im Oxygenator mit Sauerstoff angereicherte Blut aus dem ECMO-System über die Kanüle in der Arterie in den Körper zurückgegeben wird.

Diese Art von ECMO unterstützt sowohl Herz und Lunge und kann somit für die Patienten verwendet werden, die entweder kardiale (Herz) oder respiratorische (Lunge) ECMO-Unterstützung benötigen oder eine Unterstützung beider Organsysteme.

Für eine geringe Zahl an Patienten, die eine ECMO direkt nach Operationen am offenen Herzen benötigen, werden die Kanülen (Schläuche) während der Herzoperation direkt in die großen Blutgefäße nahe des Herzens durch die Brust.

VV ECMO

Bei der veno-venösen ECMO wird ein Katheter in eine Vene, in der Regel auf der Seite des Halses, gelegt. Durch diesen Katheter wird gleichzeitig das sauerstoffarme Blut in den ECMO-Kreislauf gezogen, sowie das sauerstoffreiche Blut vom ECMO-System in die Vene zurückgegeben. Bei Kindern können auch zwei Kanülen verwendet werden, welche beide venös platziert werden.
Für die veno-venöse ECMO muss ein Patient ein Mindestgewicht von etwa 7 kg haben, da die Kanülen der VV-ECMO einen größeren Innendurchmesser haben.

VV-ECMO bietet nur eine Lungenunterstützung und keine Unterstützung für das Herz.

Häufige Nachfragen

Wenn Sie Ihr Kind an ein ECMO-System angeschlossen sehen, kann es für Sie auf den ersten Blick befremdlich wirken. Dies kann mehrere Gründe haben:

Während Ihr Kind mit der ECMO versorgt ist, kann es blass aussehen. Hände und Füße von Kindern an der ECMO können sich anfangs kalt anfühlen. Unter Umständen (z. B. bei bestimmten Herzrhythmusstörungen) ist dies ein Behandlungsprinzip. Nach Beendigung der Kühlungsphase werden die kleinen Patienten über Heizdecken wieder aufgewärmt.

Kinder an der ECMO können auch Schwellungen an Gesicht und den Extremitäten aufweisen. Dies kann nach einer Herzoperation der Fall sein und tritt meist dann auf, wenn die Kinder vor der ECMO-Therapie große Mengen intravenöser Flüssigkeit erhalten haben. In diesen Fällen geben wir unseren Patienten Medikamente, welche die Nierenfunktion fördern, da sich durch eine vermehrte Urinausscheidung die Schwellungen reduzieren lassen. Falls die medikamentöse Therapie nicht ausreicht, wird in das ECMO-System ein Blutfilter (ein sog. Hämofilter) eingesetzt, um die Nierenfunktion kurzzeitig zu unterstützen bzw. zu ersetzen. In der Regel kann dieses Verfahren nach kurzer Zeit beendet werden und die eigene Niere kann die Funktion wieder übernehmen.

Wenn Ihr Kind nach einer Herzoperation an eine zentrale ECMO angeschlossen ist, kann der Brustkorb offen bleiben, damit die Kanülen zu einem späteren Zeitpunkt problemlos entfernt werden können. Der offene Bereich wird mit einer Folie und Verbänden abgedeckt.

Während der ECMO-Therapie wird Ihr Kind auch künstlich beatmet. Bei einer kardialen ECMO wird die Beatmung als schonende Maßnahme durchgeführt, um die Lunge in einem guten Zustand zu halten. Sobald Ihr Kind von der ECMO entwöhnt ist, muss es zum Zwecke der Lungenerholung weiterhin und teilweise intensiver beatmet werden.

Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sie bei bestimmten Maßnahmen an der ECMO gebeten werden, kurz das Patientenzimmer zu verlassen. Dies ist aus hygienischen Gründen erforderlich.

Die verantwortlichen Ärzte, Kardiotechniker und Krankenschwestern beantworten gerne Ihre Fragen zur ECMO Ihres Kindes.

  • Fragen Sie Ärzte, Kardiotechniker und Schwestern alles, was Sie wissen möchten.
  • Halten Sie die Hand Ihres Kindes und helfen Sie bei jeder Pflegerunde, wenn Sie können, denn die Kraft der gegenseitigen Berührung hilft Ihnen und Ihrem Kind in dieser Situation.
  • Sprechen Sie immer mit Ihrem Kind. Lassen Sie es Ihre Stimme hören, auch wenn es nicht reagiert. Spielen Sie Ihrem Kind zum Beispiel Hörbücher und Musik vor.
  • Erhalten Sie sich und Ihrer Familie ein gewisses Maß an Normalität im Alltag, vor allem, wenn Sie noch weitere Kinder haben.
  • Versuchen Sie, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, wenn Sie erschöpft und besorgt sind.
  • Es ist wichtig, dass Sie sich selbst auch ausruhen, denn dann können Sie besser für Ihr Kind da sein.
  • Haben Sie Vertrauen in das Team der Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie.

 

Spezialisten

Prof. Dr. med. Raoul Arnold

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkardiologe, Pädiatrische Intensivmedizin, EMAH

Schwerpunkt

Interventionelle Kardiologie, EMAH, Magnetresonanz Tomographie, Pädiatrische Intensivmedizin


Prof. Dr. med. Matthias Gorenflo
Schwerpunkt

Pulmonale Hypertonie, Interventionelle Kardiologie, Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern (EMAH)


Prof. Dr. med. Tsvetomir Loukanov

Facharzt für Herzchirurgie, Facharzt für Chirurgie, zertifizierter Kinderherzchirurg


Dr. med. Helmut Rauch

DEGUM-Kursleiter Stufe III, TEE-Zertifizierung der EACVI, TEE-Zertifizierung der DGAI

Schwerpunkt

Bereichsoberarzt Kinderkardioanästhesie


Berthold Klein, ECCP

ECCP (European Certificate in Cardiovascular Perfusion)
Sektion Erwachsenenherzchirurgie und Kinderherzchirurgie

Schwerpunkt

Transplantationskoordination Herz, Kunstherzsyteme, ECMO, Kinderperfusion, Aus- und Weiterbildung von Studenten der FH Furtwangen und Akademie für KT in Berlin


06221 56-36192
06221 56-1944

Dr. med. Patrick Saur
Schwerpunkt

Intensivmedizin, Kunstherz, ECMO, Herztransplantation


Portrait von Mareike Keller, Psychologin M. sc.
Mareike Keller, Psychologin M. sc.
Schwerpunkt

Systemische Traumatherapeutin, Entwicklungsdiagnostik, Verhaltensauffälligkeiten bei chronischen Erkrankungen, Erziehungsberatung, psychologische Kriseninterventionen, Trauerbegleitung


06221 56-38959

Portrait von Dipl. Sozialpädagogin Cosima Henn
Dipl. Sozialpädagogin Cosima Henn
Schwerpunkt

Sozialrechtliche Beratung und Betreuung von Familien mit chronisch kranken Kindern sowie von Kindern unter Kunstherz-Therapie und nach Herztransplantation


06221 56-38385