Mobiles Bezugspersonensystem (MBS) in der Heidelberger Mutter-Kind-Einheit

Klinik für Allgemeine Psychiatrie

Erklärung

In Heidelberg wurde MBS 1996 an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie gegründet, um jugendliche Psychosepatienten nach dem stationären Aufenthalt auf der Akutstation (eine gemeinsame Einrichtung mit der Allgemeinpsychiatrie) engmaschig zu begleiten und so den oft schwierigen Übergang in den Alltag zu erleichtern.

Beim Mobilen Bezugspersonensystem MBS begleitet eine Bezugsperson aus der stationären Therapie in der Klinik, z.B. eine Krankenschwester, die Patientin auch nach dem Klinikaufenthalt. So besucht sie bei Bedarf die Patientin regelmäßig zu Hause und betreut sie und ihre Familie. Die Patientin kann auch nach Entlassung an manchen Gruppen- und Einzelangeboten des MBS teilnehmen. In der Erweiterungsform "Mama Care" werden die Gruppen von der MBS-Koordinatorin zusammen mit anderen stationären Kollegen z.B. aus der Kinderbetreuung und einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, auch SHG-Leiterin, betreut. Daraus entstehen dann wieder im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe Netzwerkkontakte unter den Müttern auch ohne MBS.

Seit 2006 gibt es das MBS auch an der Mutter-Kind-Einheit für Mütter und Schwangere mit psychischen Problemen. Zu den Angeboten gehört z.B.

  • Gruppentherapie mit relevanten Themenschwerpunkten für stationäre Mütter unter therapeutischer Leitung von MBS-Koordinatorin und PIA: Hier geht es vor allem um die Beziehung zwischen Mutter und Kind, z.B. bei dem Thema "Das Baby verstehen", lernen die Mütter, Signale des Kindes richtig zu deuten und zu beantworten. Die betroffenen Mütter tauschen sich aus und unterstützen sich gegenseitig.
  • Mutter-Kind-Treff mit stationären Müttern. Geleitet wird die Gruppe von der MBs-Koordinatorin und der SHG Leiterin um die Mütter für den poststationären Kontakt kennen zu lernen. Spielen mit dem Kind und Erfahrungsaustausch stehen im Mittelpunkt
  • Mama Care (Flyer)
    • Mütternetzwerk und Kontaktforum
    • Mama-Care-Weekends: Wohlfühlseminare für betroffene Mütter ohne Kinder (Postpartale Depression), insbesondere nach Entlassung aus stationärer Therapie, sowie für Teilnehrmerinnen der SHG ,,Zwickmühle".
    • Mama Care + Kids: Hier werden Spieletreffs sowie Freizeiten mit Erlebnischarakter angeboten
    • Mama Care + Family: Jahresfreizeit für die ganze Familie, Paaarbetreuung, Kochtreffs

Katja M., 29 Jahre, ehemalige Patientin der Mutter-Kind-Einheit der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg

"Am 3. Januar 2008 kam unsere Tochter Olivia zur Welt. Die Geburt war ein traumatisches Erlebnis für mich und Auslöser meiner schweren Depression und Panikattacken in den Wochen danach. Ich freute mich zwar darüber, dass unsere Tochter gesund war, aber dieses große Glücksgefühl, von dem alle reden und das einem die Werbung suggeriert, stellte sich bei mir nicht ein. Besonders als Olivia und ich nach der Geburt nach Hause kamen, habe ich plötzlich diese große Verantwortung für unser Kind gespürt. Ich entwickelte Schuldgefühle, dass ich nicht richtig für Olivia sorgen könnte und war sehr traurig. 

Ich konnte mit niemandem darüber reden. "Du hast doch einen tollen Mann, eine schöne Wohnung und ein gesundes Kind, was willst du denn noch?" ist die Reaktion in der Öffentlichkeit. Ich schämte mich zu sehr, dieses Tabuthema anzusprechen. Auch mein Mann hat sehr gelitten. 

Zehn Wochen lang habe ich gestillt und mich durch´s Leben geschleppt. Nachdem mein Mann nach drei Wochen wieder zur Arbeit ging, nahmen die Panikattacken zu. Bereits nachts habe ich geweint aus Angst, am nächsten Tag allein zu sein. Dann habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin als Notfall in das Heilig-Geist-Hospital in Bensheim gekommen. Einen Tag später, am 13. März, konnte ich stationär nach Heidelberg. Mein Mann kam jeden Tag mit Olivia zu Besuch. Nach zwei Wochen kam Olivia zu mir. 

Die Therapie verlief sehr erfolgreich. Besonders geholfen hat mir die Müttergruppe, in denen es vor allem um die Beziehung zwischen Mutter und Kind ging, z.B. bei "Das Baby verstehen", lernt man, Signale des Kindes richtig zu deuten. Der Austausch mit anderen betroffenen Müttern ist sehr wichtig. Wir konnten uns gegenseitig stützen. In der Gruppe muss man sich nicht verstellen, kann Ängste zeigen.

In der Mutter-Kind-Einheit hat man rund um die Uhr eine Ansprechperson, z.B. eine Kinderkrankenschwester, für alle Fragen, die einen beschäftigen. Die einfachsten Fragen sind wichtig, z.B. "Wie wasche ich mein Kind?", "Was tue ich, wenn mein Kind weint?"

Auch Musiktherapie in der Gruppe, Einzel-Tanztherapie und Einzelgespräche mit der Therapeutin haben mir sehr geholfen. Mit Olivia war ich wöchentlich bei der Babymassage. Das hat uns beiden sehr gut getan.

Während ich Therapiestunden hatte, wurde Olivia vom Personal hervorragend betreut. Oft war sie auch mit Kindern der anderen Patientinnen zusammen, was ihr sehr gut getan hat. So konnte ich lernen, ohne schlechtes Gewissen loszulassen. In der "offenen Gruppe" haben wir auch Mütter der Selbsthilfegruppe "Zwickmühle" getroffen, z.B. am Neckar. Besonders viel Kraft konnten wir beim "Mama Care Weekend" tanken, ein Wochenende nur für Mütter in einer alten Mühle bei Bad Rappenau. 

Mein Mann war bei einem Paarabend mit dabei. Das Angebot für Väter wird gerade ausgebaut. Das ist sehr wichtig, die Väter müssen auch sehr viel mitmachen und haben niemandem, mit dem sie darüber reden können.

Seit dem 2 Juli sind wir wieder zu Hause. Mir geht es sehr gut, auch Olivia ist munter. Die Geburt und der Klinikaufenthalt haben mein Leben verändert. Ich dachte anfangs, das ist die Hölle und du kommst nie wieder raus. Heute bin ich sehr, sehr dankbar dafür, dass ich alles so mitgemacht habe und dass Olivia bei mir sein durfte.

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