Natürliche Familienplanung

Gynäkologische Endokrinologie und Fertilitätsstörungen

Erklärung

Frauen, die keine hormonellen Verhütungsmittel wünschen, haben wenig alternative Verhütungsmöglichkeiten. Eine Alternative bietet jedoch die moderne Natürliche Familienplanung (NFP). Mit Hilfe der NFP kann durchaus eine ebenso hohe Verhütungssicherheit erreicht werden wie mit hormonellen Verhütungsmitteln, sofern die Paare sich an die Regeln halten.

Bei der NFP beobachtet die Frau genau die Körperzeichen, die sich im Laufe des Zyklus ganz typisch verändern. Dazu zählen die Messung der Körpertemperatur und die Beobachtung des Zervixschleims. Die Kombination dieser beiden Parameter gibt der NFP auch den Namen symptothermale Methode. Wir empfehlen die symptothermale Methode Sensiplan®,  da sie derzeit die sicherste Methode mit dem am besten evaluierten Regelwerk ist. Sensiplan® wurde von der Malteser Arbeitsgruppe NFP in Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt NFP (Universitäten Düsseldorf und Heidelberg) entwickelt.

Auch Paare können ihren Kinderwunsch mit Hilfe von NFP aktiver unterstützen, zumal der Eisprung und die fruchtbaren Tage auch bei relativ regelmäßigen Zyklen stärker schwanken als vielfach bekannt ist.

Auch die medizinische Diagnostik und Therapie kann durch die Beobachtung des persönlichen Zyklus und seiner Störungen unterstützt werden. Eine Reihe von Untersuchungsmethoden sind nur dann aussagekräftig, wenn sie zum richtigen Zyklustag durchgeführt werden. Allein die Wahl des richtigen Zeitpunktes für Blutabnahmen, Ultraschalluntersuchung etc. kann falsche Verdachtsdiagnosen - wie Gelbkörperschwäche oder fehlender Eisprung – bereits zu Beginn der Untersuchungen verhindern.

Die Eizelle wird nur einmal im Zyklus vom Eierstock frei gegeben. Sie bleibt maximal einen Tag befruchtungsfähig. Die Samenzellen dagegen können um den Zeitpunkt des Eisprungs einige Tage im Körper der Frau überleben. Während dieser Zeit ändern sich Körpertemperatur und Zervixschleim besonders deutlich.

Körpertemperatur

Im Zyklus sind zwei Temperaturniveaus erkennbar: Vor dem Eisprung ist die Temperatur etwas niedriger, um den Zeitpunkt des Eisprungs steigt sie erkennbar an. Diese Beobachtung ermöglicht es, das Ende der fruchtbaren Zeit festzulegen. Gemessen wird die morgendliche „Basaltemperatur“ (Eine Messung immer zum selben Zeitpunkt ist nicht notwendig).

Zervixschleim

Er ermöglicht es den Samenzellen, zur Eizelle vorzudringen und einige Tage in der Gebärmutter bis zum Eisprung zu überleben. Drüsen im Gebärmutterhals (Zervix) bilden im Laufe des Zyklus Schleim von wechselnder Qualität und Menge. Im Allgemeinen nimmt die Frau diesen „Zervixschleim“ einige Tage nach der Monatsblutung erstmals wahr. Zunächst ist er dicklich oder cremig, oft weißlich gefärbt. Je näher der Eisprung, desto flüssiger, klarer und dehnbarer wird der Zervixschleim – fast wie Eiweiß. Nach dem Eisprung dickt der Schleim wieder ein und verschließt pfropfartig den Muttermund, die Samenzellen dringen nicht mehr durch. Beim Abtupfen der Scheide sieht eine Frau, wie der Schleim beschaffen ist, ob dicklich oder dünnflüssig, glasig und welche Farbe er hat, gelblich, weißlich oder durchsichtig.

Die Kombination in der Beobachtung von Symptomen (Zervixschleim) und Körpertemperatur gibt der NFP-Methode den Namen sympto-thermale Methode. Das heißt: Zur Bestimmung des Beginns und des Endes der fruchtbaren Zeit innerhalb eines Zyklus werden jeweils zwei voneinander unabhängige Beobachtungen verwendet. Diese Körperzeichen beobachtet die Frau täglich, trägt sie in ein „Zyklusblatt“ ein und wertet sie nach leicht verständlichen Regeln aus. So ist sie in der Lage ihre fruchtbare Phase zu bestimmen und eine Schwangerschaft anzustreben oder zu vermeiden.

NFP kann bei uns in der Sprechstunde oder in Kursen bei ausgebildeten Beratern und Beraterinnen, durch Bücher oder im Internet erlernt werden. Nach nur ein bis drei Zyklen kann jede Frau die Selbstbeobachtung sicher umsetzen und für ihre Empfängnisregelung anwenden.

In der Zyklussprechstunde haben Frauen die Möglichkeit, ihren Körper so beobachten zu lernen, dass sie genau über ihren Zyklus Bescheid wissen. So können sie hier auch erfahren, wie sie eine Schwangerschaft sicher auf natürlichem Wege verhüten oder wie sie bei Kinderwunsch die Tage der höchsten Fruchtbarkeit erkennen, weil dies von Zyklus zu Zyklus variieren kann. Bei Bedarf werden natürlich auch alle notwendigen gynäkologischen Maßnahmen (z.B. Ultraschall, Hormonbestimmungen, etc. ) durchgeführt.

Bei unerfülltem Kinderwunsch können diese Kenntnisse dazu beitragen, komplizierte Diagnostik und Therapie zu vermeiden. Angepasstes Management bei unerfülltem Kinderwunsch, das u.a. auch natürliche Methoden integriert, kann Übertherapie verhindern, aber auch einer Untertherapie entgegensteuern.

Durch die Beobachtung des persönlichen Zyklus und seiner Störungen kann auch die medizinische Diagnostik und Therapie unterstützt werden. Eine Reihe von Untersuchungsmethoden sind nur dann aussagekräftig, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt werden. Das liegt daran, daß sich die zu messenden Phänomene im Laufe des Zyklus verändern. Allein die Wahl des richtigen Zeitpunktes für Blutabnahmen, Ultraschalluntersuchung, etc. kann falsche Verdachtsdiagnosen - wie Gelbkörperschwäche, fehlender Eisprung, immunologische Sterilität - zu Beginn der medizinischen Untersuchungen verhindern.

In folgendem Buch wird in allgemein verständlicher Sprache die Natürliche Familienplanung erklärt:

Natürlich und sicher, Arbeitsgruppe NFP (Hrsg.), TRIAS-Verlag, 17. Auflage, 150 Seiten, Euro 12,95, ISBN 3-431-04003-9
 
Berateradressen:
Die Adressen von ausgebildeten Beraterinnen und Beratern für Natürliche Familienplanung in Ihrer Nähe finden Sie über

Malteser Werke, Kalker Hauptstr. 22-24, 51103 Köln
Tel.: 0221 9822-591
Fax.: 0221 9822-589

oder über die Arbeitsgruppe Natürliche Familienplanung.

Vertiefte Informationen finden Sie auch in diesem Buch:
Raith-Paula E, Frank-Herrmann P, Freundl G, Strowitzki T (2008). Natürliche Familienplanung heute - Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. Springer, Heidelberg

Korrelation der selbstbeobachteten Zyklussymptome mit der Ovulation

Für die Familienplanung ist eine enge Korrelation der subjektiven Symptome der Selbstbeobachtung mit der Ovulation eine wichtige Voraussetzung.  In verschiedenen Arbeiten wurde der Ovulationszeitpunkt mittels sog. objektiver Parameter wie täglicher sonografischer Follikulometrie und täglicher LH-Bestimmung im Urin bestimmt und so der „objektive“ Ovulationstag und mit den selbstbeobachteten Zyklussymptomen verglichen.

Unsere Arbeitsgruppe fand bei 87 durch Ultraschall und LH-Bestimmung überwachten Zyklen in 81% die objektive Ovulation 1 oder 2 Tage vor dem Temperaturanstieg oder am Tag der ersten höhere Messung selbst, im Mittel 0,9 Tage (Standardabweichung 1,17) davor. Der Höhepunkt des Schleimsymptoms lag in 82% der Zyklen am Tag der objektiven Ovulation oder einen Tag davor oder danach, im Mittel 0,1 Tag (Standardabweichung 1,31) davor. Wenn beider Parameter zur Festlegung des Ovulationstages hinzugezogen werden, so stimmte dieser in 89% der Fälle auf +-1 Tag mit der objektiven Ovulation überein (Abb.3). Dies spricht für die Validität der Selbstbeobachtung und für die Auswertregeln. Andere Arbeitsgruppen, jüngst Ecochard R. et al. kamen zu ähnlichen Ergebnissen.

Gnoth C, Frank-Herrmann P, Bremme M, Freundl G, Godehardt E (1996) Wir korrelieren selbstbeobachtete Zyklussymptome mit der Ovulation? Zentralbl Gnyäkol, 118, 650-654

Sicherheit der NFP-Methoden

Die Sicherheit der NFP-Methoden wird bei dem größten Teil der Bevölkerung, aber auch ärztlicherseits immer noch gleichgesetzt mit den schlechten Ergebnissen der Kalendermethode. Auf der anderen Seite ist es erstaunlich, wie viele Frauen man in der Praxis trifft, die behaupten ganz regelmäßige Zyklen zu haben und sich deshalb einfach auf eine gewisse Karenzzeit in der Mitte des Zyklus verlassen. Wie groß die Zyklusschwankungen sind, wenn eine größere Anzahl von Aufzeichnungen vorliegen, konnten wir an 210 gesunden Frauen aus der deutschen Zyklusdatenbank auswerten, die mindestens 12 Monate aufgezeichnet hatten. Nur 3%  wiesen Schwankungen zwischen 1-3 Tage auf,  53% hingegen streuten zwischen 4-9 Tage und ein Drittel sogar zwischen 10 und 17 Tagen.  Jüngere prospektive Daten zur Sicherheit der NFP stammen aus umfangreichen Datenbanken, die vor allem im Europäischen Raum aufgebaut wurden. Die deutschen Datenbank mit inzwischen 1.555 NFP-Anwenderinnen und 33.073 Zyklusaufzeichnungen wurde wiederholt unter verschiedenen Fragestellungen ausgewertet. Aktuell wurden 900 fertile Frauen ausgewertet, die NFP-Anfängerinnen waren und mit NFP verhüten wollten. Nach 13 Zyklen wurden ­ statistisch berechnet ­ 1,8 von 100 Frauen ungewollt schwanger. Verzichteten die Teilnehmerinnen konsequent während ihrer fruchtbaren Tage auf Geschlechtsverkehr, oder benutzten ihre Partner während dieser Zeit zum Beispiel ein Kondom, so lag die Rate der ungewollten Schwangerschaften nur noch bei 0,6 pro 100 Frauen. Man spricht dann von einer hochsicheren Verhütungsmethode, wenn der Wert von ungewollten Schwangerschaften pro 100 Frauen innerhalb eines Jahres unter 1 liegt.

Frank-Herrmann P, Heil J, Gnoth C, Toledo E, Baur S, Pyper C, Jenetzky E, Strowitzki T,  Freundl G (2007) The effectiveness of a fertility awareness based method to avoid pregnancy in relation to a couple's sexual behaviour during the fertile time: a prospective longitudinal study. Hum Reprod, doi:10.1093/humrep/dem003, in press.      
Seit 21.2.2007 online

Gnoth C, Bremme M, Klemm R, Frank-Herrmann P, Godehardt E, Freundl G (1999) Research and quality control in natural family planning with relational database systems. Adv Contracept 15: 375-380

Kinderwunsch

Gnoth C, Godehardt D, Godehardt E, Frank-Herrmann P, Freundl G (2003) Time to pregnancy: results of the German prospective study and impact on the management of infertility. Hum Reprod 18:1959-66

NFP nach Absetzen der Pille

Viele Frauen mit Kinderwunsch haben vorher mit der Pille verhütet. Es stellt sich die Frage, wie lange die Pille auch nach deren Absetzen einen Einfluss auf den Zyklus und die Fruchtbarkeit haben kann. Seit mehr als 15 Jahren führt das NFP-Studienzentrum eine Studie zur Natürlichen Familienplanung in Deutschland durch. Eine Untergruppe von 175 Frauen ist direkt nach Absetzen der Pille in die Studie eingestiegen. Sie wurde 3.048 Zyklen lang beobachtet. Diese Gruppe "post pill" wurde mit einer Kontrollgruppe von 284 Frauen verglichen, die noch nie die Pille eingenommen haben (6.251 Zyklen).

Studienergebnisse: 68% der Frauen hatten sofort einen Zyklus mit Eisprung und einer Temperaturhochlage von mindestens 10 Tagen. Allerdings war der Eisprung in einem Teil der Zyklen deutlich verspätet: nur 51% dieser ersten Zyklen nach Absetzen der Pille war kürzer als 35 Tage. Der Zyklus war statistisch signifikant verlängert bis zum 9. Zyklus nach Absetzen der Pille. Es gab bis zum 7. Zyklus nach Absetzen der Pille signifikant häufiger eine Gelbkörperschwäche (Temperaturhochlage < 10 Tage). Der Effekt hält sich möglicherweise noch länger, aber ab da war die Datenbasis zu klein, um dies zu überprüfen. Auch andere Zyklusstörungen, wie z.B. Zyklen ohne Eisprung fanden sich in der post-pill-Gruppe deutlich häufiger. Die Regenerationsphase bezüglich der Zyklusstörungen dauert bis zu 9 Monate. Für die Kinderwunschsituation heißt das, dass die betroffenen Paare Geduld mitbringen müssen, weil sich der Kinderwunsch nach Absetzen der Pille erst später realisieren kann als bei den Frauen, die keine Pille eingenommen haben.

Frank-Herrmann P, Gnoth C, Baur S, Schmoll A, Godehardt D, Strowitzki T, Freundl G (2006) Zyklusverhalten nach Absetzen von oralen Kontrazeptiva. J Reproduktionsmed Endokrinol, 1,54-57

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