Hepatozelluläres Karzinom

Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektionskrankheiten, Vergiftungen

Definition der Erkrankung

Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) ist klinisch ein hochmaligner Tumor mit rascher Progredienz und limitierten therapeutischen Möglichkeiten.

Weltweit werden ca. 1 Million neu aufgetretene HCC und 250.000 Todesfälle pro Jahr angenommen. Die Inzidenz des HCC zeigt deutliche geographische Unterschiede: In Nordamerika und Europa treten 1 bis 3 HCCs pro 100.000 Einwohner und Jahr auf im Vergleich zu 50 bis 150 HCCs pro 100.000 Einwohner und Jahr in Subsahara-Afrika und Südostasien. Die Inzidenz des HCC hat jedoch in Europa und in den USA in den letzten Jahren zugenommen.

Risikofaktoren für die Entwicklung eines hepatozellulären Karzinoms sind insbesondere virale Hepatitiden (Hepatitis B, Hepatitis C). Die chronische Hepatitis B mit HBs-Antigenpersistenz ist mit einem über 200-fach erhöhten Risiko, ein hepatozelluläres Karzinom zu entwickeln, assoziiert. Weitere Risikofaktoren sind chronische Lebererkrankungen bei Alkoholmissbrauch, Aflatoxinexposition und alpha1-Antitrypsin-Mangel. Weiterhin besteht ein hohes HCC-Risiko beim Vorliegen einer Hämochromatose oder einer Porphyria cutanea tarda, während Patienten mit primärer biliärer Zirrhose, Morbus Wilson oder autoimmuner Hepatitis seltener ein HCC entwickeln.

Mit Ausnahme des durch Aflatoxin induzierten HCC, das in Afrika und Südostasien auftritt, entwickelt sich ein HCC nur in Ausnahmefällen in einer gesunden Leber. In westlichen Ländern ist die Leberzirrhose die wichtigste Grunderkrankung für die Entwicklung eines HCC. Patienten mit Leberzirrhose haben, in Abhängigkeit von der Ätiologie der Zirrhose, ein jährliches Risiko von 0,5 bis 4% ein HCC zu entwickeln. Grundsätzlich ist unabhängig von der Ätiologie jede Leberzirrhose als Präkanzerose anzusehen.

Die molekulare Pathogenese des HCC ist bisher nicht geklärt. Es scheint wahrscheinlich, dass die HBV-Infektion, ähnlich wie die HCV-Infektion, die Hämochromatose oder die alkoholtoxische Leberschädigung, via chronische Lebererkrankung und damit assoziiert einer erhöhten Mitoserate zu chromosomalen Rearrangements führt. Diese chromosomalen Alterationen oder Mutationen können wiederum die Aktivierung eines zellulären Onkogens, wie z.B. der myc-Genfamilie, oder die Inaktivierung eines Tumorsuppressorgens, wie z. B. des p53-Gens, zur Folge haben und so in der malignen Transformation eines Hepatozyten resultieren.

Weitere Informationen

Diagnose

Die Diagnostik von Lebertumoren umfasst neben der eingehenden klinischen Untersuchung des Patienten auch Blutuntersuchungen auf Lebertumor-spezifische Eiweiße und moderne bildgebende Verfahren (Sonographie, Spiral-Computertomographie, Angiographie), damit das Ausmaß der Erkrankung sicher beurteilt werden kann. Ist die Diagnose eines Lebertumors gestellt, ist die frühzeitige Festlegung der weiteren Therapie entscheidend. Ein interdisziplinäres Forum aus internistischen, chirurgischen und radiologischen Tumorexperten tritt in engen zeitlichen Abständen zusammen, um eine optimale Therapie für die Tumorerkrankung des einzelnen Patienten zu planen. Diese enge Zusammenarbeit von verschiedenen medizinischen Disziplinen hat sich in der Heidelberger Universitätsklinik gerade in der Therapie des Lebertumors sehr bewährt.