Kindertraumatologie

Sektion Kinderchirurgie

Definition der Erkrankung

Im Fokus der Kindertraumatologie steht die Versorgung aller Verletzungen von Kindern und Jugendlichen bis ins 15. Lebensjahr. Dazu zählen beispielsweise Wunden, Prellungen, Knochenbrüche (Frakturen) sowie Verletzungen von Sehnen oder inneren Organen. Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang: die Versorgung von schweren Mehrfachverletzungen (Polytrauma). Darüber hinaus verfügen wir über die Durchgangsarzt-Zulassung (D-Arzt-Zulassung). Diese erlaubt unseren speziell unfallmedizinisch ausgebildeten Ärzten die Behandlung nach Unfällen in Kindergärten oder Schulen.

Wir legen großen Wert auf eine adäquate Behandlung der Kinder- und Jugendlichen in Notfallsituationen und versorgen Verletzungen wie Knochenbrüche besonders behutsam. Entsprechend behandeln wir unsere Patienten mit höchster Intensität - von der Ambulanz, über den Operationsbereich bis hin zu den einzelnen Stationen.

Wir erkennen in unserem Einzugsgebiet zudem eine merkliche Zunahme von Unfällen im Kinder- und Jugendalter. Die Gründe dafür: eine höhere Risikobereitschaft bei Jugendlichen, die Zunahme von Trendsportarten wie Inline-Skating, Canyoning oder Snowboarding und motorische Defizite. Pro Jahr kommen wir so auf über 8.000 Notfallpatienten und etwa 1.500 Frakturen, die sich im Rahmen von Unfällen beim Sport, in der Schule oder Kindergarten, im Straßenverkehr und im häuslichen Umfeld ereigneten.

Weitere Informationen

Ablauf der Behandlung

Prellungen, Verstauchungen und offene Wunden lassen sich gut ambulant behandeln. So versorgen wir Wunden mit einem besonderen Gewebekleber, legen bei Verstauchungen Tape-Verbände an oder spezielle Schienen für Kinder.

In der Schmerztherapie und Notfallversorgung von Prellungen, Verstauchungen und Wunden setzen wir auf inhalative Lachgas/Sauerstoffgemisch LIVOPAN®. Die Kinder und Jugendliche atmen das gasförmige Arzneimittel ein. Die Wirkung setzt sehr schnell ein und endet nur wenige Atemzüge nach Absetzen der Atemmaske. Von daher halten wir den Einsatz des Arzneimittels besonders geeignet für kleinere Wundversorgungen, schmerzhafte Verbandswechsel, Punktionen oder geringfügige Repositionen von Frakturen. Zudem lassen sich die unfallverletzten Patienten so ohne eine Komplettnarkose bestmöglich und rasch behandeln, so dass sie schon kurze Zeit unsere Klinik wieder verlassen können.

Die Frakturbehandlung bei Kindern und Jugendlichen unterliegt Besonderheiten. Wichtig ist beispielsweise, inwieweit sich die Knochenfragmente verschoben haben. Außerdem spielen das Alter und die Lokalisation der Fraktur eine entscheidende Rolle.

Kinder und Jugendliche befinden sich im Wachstum. Und das ist gut. Denn so können sich aufgrund offener Wachstumsfugen zahlreiche Brüche im Laufe des Wachstums ohne medizinische Hilfe korrigieren. Das heißt, der Knochenbruch lässt sich im Gips ausheilen, eine Operation bleibt den Patienten erspart. Voraussetzung dafür: genaue fachärztliche Kenntnisse, über die wir in der Kinderchirurgie Heidelberg verfügen.

Besteht jedoch die Notwendigkeit, einen Knochen in seine normale Position zurück zu bringen, wenden wir in der Regel Verfahren aus der Leitungsanästhesie an. Das Ziel dabei: die Schmerzbahnen einer Extremität - etwa des Armes - zu unterbrechen, um so eine schmerzfreie Reposition des Knochenbruches vorzunehmen. Der Vorteil davon: Wir können die Kinder und Jugendliche ambulant behandeln und sie dürfen nach einer kurzen Überwachungsphase wieder nach Hause.

Verschobene Knochenbrüchen benötigen eine stabilisierende Operationen. Ganz wichtig dabei: Fachkenntnisse über die kinderspezifischen Techniken und Fixierungsmaterialien. Wir verfügen über dieses Know-how - dank unserer täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aller Altersstufen und wissen um die Besonderheiten und altersabhängigen Ausnahmen und überblicken sämtliche kindgerechte Stabilisierungssysteme wie Drähte, spezielle Schrauben oder Nägel, die sich durch den Markraum des Knochens schieben lassen. Dazu zählen auch äußere Fixationen über Metall- oder Kohlefaserstangen. Je nachdem, wo die Fraktur vorliegt, kommt das dafür optimale Osteosyntheseverfahren zum Einsatz.

Nicht zu vergessen bei alledem: die besondere Bedeutung der Wachstumsfugen. Ihr Schutz und die adäquate Versorgung bei Verletzungen in diesem Bereich sind für das weitere Längenwachstum des verletzten Knochens entscheidend.

Schwerverletzte Kinder und Jugendliche versorgen wir interdisziplinär in unserem Schockraum. Gemeinsam mit Narkoseärzten, Radiologen und bei Verletzungen im Kopf manchmal auch mit Neurochirurgen ermöglichen wir eine zeitnahe operative Versorgung nach dem Unfall.

Im Schockraum stabilisieren und sichern wir zunächst die Vitalparameter der schwer- und mehrfach verletzten Patienten. Zugleich versuchen wir zu diagnostizieren, welche Verletzungen vorliegen, damit wir uns rasch ein umfassendes Bild über das Ausmaß der Verletzungen machen können. Dafür stehen uns die Ultraschall-Diagnostik oder Schnittbildverfahren wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie 24 Stunden am Tag zur Verfügung.

Nachsorge

Postoperative Versorgung

Wir versorgen die schwer- und mehrfachverletzten Kinder nach einem operativen Eingriff auf unserer Kinder-Intensivstation. Hier behandeln pädiatrische Intensivmediziner und Kinderchirurgen gemeinsam die Kinder und Jugendlichen. Nicht lebensbedrohlich verletzte Kinder betreuen wir auf der kinderchirurgischen Station Mullewapp.

Auf der Kinderintensivstation arbeiten speziell ausgebildete Kinderkrankenschwestern. Sie sind vor allem mit den traumatologischen Krankheitsbildern vertraut. Wir setzen auf eine frühzeitige Rehabilitation, erzwingen diese jedoch nicht, sondern orientieren uns dabei an den je individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten eines Kindes.

Ein Ziel, das auch unsere Physiotherapeuten im Blick haben. Doch nur in seltenen Fällen benötigen die Kinder eine längerfristige Physiotherapie. Meistens erreichen sie nach einem Bruch an einer Extremität schnell wieder die volle Funktion - dank ihres ausgeprägten Spieltriebs und Bewegungsdrangs.

Nachuntersuchungen

In einer speziellen traumatologischen Sprechstunde betreuen wir die Kinder und Jugendlichen ambulant weiter. Dazu gehören auch Nachuntersuchungen.

Besonders bei Frakturen im Bereich der unteren Extremität kontrollieren wir das Längenwachstum regelmäßig, um mögliche Differenzen der Beinlängen frühzeitig festzustellen. Oftmals führen wir diese Untersuchungen bis zum Wachstumsabschluss durch. Lässt sich durch eine solche Nachuntersuchung ein Fehlwachstum nachweisen, können wir mithilfe von Korrektur- oder Verlängerungsoperationen rechtzeitig eingreifen und zu einer Verbesserung beitragen.