Operative Schmerztherapie und periphere Nervenschäden

Neurochirurgische Klinik

Definition der Erkrankung

Chronischer Schmerz – was ist das?

Schmerz ist im Akutzustand ein wichtiges Warnsignal des Körpers und weist auf drohende oder eingetretene Schädigung hin. Werden diese behandelt und die Schmerzursache behoben, vergeht auch der Schmerz – eigentlich.

Denn lange anhaltende und intensive Schmerzen neigen zur Chronifizierung. Dabei verliert der Schmerz seine nützliche warnende Funktion und bleibt auch dann bestehen, wenn die eigentliche Ursache längst abgeklungen ist. 

Schmerztherapie: Wie Neurochirurgen chronische Schmerzen behandeln können

Eine gezielte neurochirurgische Operation kann weiterhelfen chronischen Schmerzen vorzubeugen, in dem die Ursache dafür beseitigt wird. Bei dieser Schmerztherapie werden operative Verfahren zur Dekompression der nervalen Strukturen angewandt. Bei bestimmten Arten der chronischen Schmerzen können eine neurochirurgische Ablation oder eine Neuromodulation eine effektive Schmerzbehandlung darstellen. Hierbei werden spezielle Verfahren zur gezielten Behandlung von Schmerzen eingesetzt, damit das Schmerzsignal endlich unterbrochen wird.

Weitere Informationen

Ursachen

Ursache chronischer Schmerzen: Wie der Schmerz selbst zur Krankheit wird

Das Gehirn verfügt über mehrere Mechanismen um das Signal „Schmerz“ zu modulieren. Manche dieser Mechanismen führen zur verstärkten bzw. anhaltenden Wahrnehmung des Schmerzes – obwohl es keine körperliche Ursache mehr gibt. Der Schmerz an sich wird dann zur Krankheit, die nur in Kooperation mit anderen Fachdisziplinen inklusive Psychotherapeuten erfasst und in ausgewiesenen Zentren behandelt werden kann. Diese Therapie ist unter dem Begriff Multimodale Schmerztherapie bekannt.

Diagnose

Erster Schritt der Schmerztherapie: Wie wir chronische Schmerzen diagnostizieren

Seit Jahrzehnten gehört die Diagnostik und operative Behandlung chronischer Schmerzzustände zu den Spezialgebieten der Neurochirurgischen Klinik Heidelberg.

Patienten mit chronischen Schmerzen werden oft ausschließlich symptomatisch behandelt. Überprüfung von Diagnosen und ggf. Ergänzung oder Aktualisierung von diagnostischen Maßnahmen gehört zu unseren Aufgaben, die wir in einer multidisziplinären Sprechstunde zusammen mit Fachärzten anderen Fachrichtungen anbieten. 

Als hochqualifizierte Experten wissen unsere Ärzte, wie wichtig die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen für eine optimale Schmerzbehandlung ist. 

Im Rahmen der ambulanten Vorstellung werden die Vorbefunde und der aktuelle Status der Erkrankung erhoben und in jedem Fall sowohl auf die ausreichende Diagnostik als auch die Therapiemöglichkeiten geprüft. Dabei werden die Optionen der konservativen Therapie ausgereizt. Die Indikation zur invasiven Therapien inklusive Injektionen, Blockaden und oder operative Therapien werden durch Neurochirurgen gestellt. Durch die direkte Ansprechbarkeit unsere Anästhesisten vor Ort werden vielseitige Therapiekonzepte erstellt. In den zweiwöchentlich stattfindenden Schmerzkonferenzen tauschen wir uns mit niedergelassenen und klinisch tätigen Kollegen unterschiedlicher Fachrichtungen aus und besprechen die Behandlung besonders komplexer Fälle. Die Schmerzkonferenzen werden in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Mannheim durch die Kollegen des Heidelberger Schmerzzentrums der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. organisiert.

  • Chronisches Schmerzsyndrom: Bein-/Rückenschmerz, Bandscheibenvorfall, Spinalkanalstenose, Schmerzzustände nach Operationen am Rücken (Failed Back Surgery Syndrome (FBSS))
  • Schmerzen bei Durchblutungsstörungen (Ischämieschmerzen), z. B. bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), Angina pectoris
  • Spastik, z. B. als Folge von Multipler Sklerose (MS), Stiff-Person-Syndrom (SPS)
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) 
  • Schmerzhafte Nervenerkrankungen, neuropathische Schmerzen und Nervenläsionen 
  • Phantomschmerzen 
  • Trigeminusneuralgie/-neuropathie, Migräne, Cluster-Kopfschmerz sowie weitere Formen von Gesichtsschmerz
  • Operative Behandlungen von chronischen Rücken-/Beinschmerzen
  • Operative Behandlungen von Gesichtsschmerzen
  • Operative Behandlung von chronischen Kopfschmerzen
  • Operative Behandlung von peripheren Nervenläsionen: CRPS, PNP, Nervenverletzungen, Nerventumore, Phantomschmerzen, Narbenschmerzen
  • Multidisziplinäre Behandlung von Nervenscheidentumore im Becken, Abdomen, Thorax oder Hals
  • Neuromodulation zur Behandlung von chronischen und therapieresistenten Schmerzen wie Neuropathische Schmerzen, Knieschmerzen oder Schmerzen im Rahmen von Gefäßerkrankungen z.B. die arterielle Verschlusskrankheit und Angina pektoris  

Ablauf der Behandlung

Für jeden Schmerz die richtige operative Schmerztherapie: So behandeln wir Schmerzen und periphere Nervenschäden

Einige der heute weltweit eingesetzten OP-Verfahren wurden bei uns entwickelt oder erstmals erfolgreich eingesetzt. So implantierten wir vor mehr als zwanzig Jahren als eine der ersten Kliniken einstellbare Medikamentenpumpen zur gezielten Schmerzbehandlung. Unsere Neurochirurgen greifen heute auf alle etablierten Operationstechniken zurück und können im Bedarfsfall auch spezielle operative Maßnahmen zeitnah anbieten. So ist die Implantation von modernen und kostenintensiven Systemen wie Neurostimulatoren oder Medikamentenpumpen bei uns mit sehr kurzen Wartezeiten verbunden – in der Regel vergehen weniger als drei Wochen. 

Modernste technische Ausstattung unserer Operationssäle, wie intraoperative Neurophysiologie, Operationsmikroskope, ein jederzeit einsatzbereites intraoperatives Kernspinn-Gerät sowie ein Computertomogramm und OP-Navigationssysteme ermöglichen eine hohe Präzision bei der Planung und Ausführung der Eingriffe. So können auch Operationen an sensiblen Regionen, etwa im Bereich der Wirbelsäule und Nerven, risikoarm durchgeführt werden. Auch nutzen unsere Operateure bei fast jedem Eingriff besonders schonende, minimal-invasive Eingriffstechniken. Durch die Kombination verschiedener Behandlungsmethoden aus unterschiedlichen Schwerpunktbereiche (Sektionen) unserer Klinik können unsere Neurochirurgen eine Vielzahl komplexer Schmerzzustände optimal behandeln. 

Diese Verfahren wenden wir zur neurochirurgischen Behandlung chronischer Schmerzen an: 

  • Operative Freilegung und Neurolysen: Nervenentlastende Eingriffe, z. B. bei Verwachsungen oder bei einem Nervenkompressionsyndrom 
  • Mikrovaskuläre Dekompression (OP nach Janetta): Mikrochirurgische Beseitigung krankhafter Kontaktstellen zwischen Blutgefäßen und Hirnnerven, die zu Nervenschmerzen und Krämpfen, vor allem im Gesichtsbereich, führen 
  • Rückenmarksnahe Eingriffe: z.B. die epidurale Rückenmarksstimulation (SCS) oder Dorsalganglionstimulation (DRGs) sind Minimal-invasive Eingriffe, die durch die Einbringung einer feinen Elektrode in einen bestimmten Bereich des Rückenmarks in ihrer Wirksamkeit getestet werden. Bei positivem Ergebnis würde ein Neurostimulator zur dauerhaften Therapie implantiert werden.  Über ein externes Programmiergerät können Patienten und Arzt die Therapie beeinflussen. Impulsdauer, Frequenz und Stromstärke könnten neu eingestellt und oder angepasst werden.
  • Periphere Nervenstimulation (PNS): Minimal-invasive Implantation einer Elektrode am betreffenden, den Schmerz vermittelnden Nerv.
  • Tiefe Hirnstimulation (DBS): Einbringung von ein oder zwei feinen Elektroden in das Gehirn, etwa zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen.
  • Motorkortexstimuation: Anlage einer oder mehrerer Elektroden auf die Gehirnoberfläche, die die Bewegung des schmerzhaften Körperteils steuern
  • Intrathekale Arzneimittelinfusion (Medikamentenpumpe): Implantation einer programmierbaren Medikamentenpumpe, die über einen dünnen Schlauch (Katheter) gering dosierte Schmerzmedikamente in den Flüssigkeitsraum um das Rückenmark abgibt
  • Thermokoagulation: Gezielte Verödung der Schmerz vermittelnden Nerven und Nervenknoten mittels einer speziellen Hitzesonde

Nachsorge

Sorgfältige OP-Nachsorge mit konstanten Ansprechpartnern

Gerade bei Operationen zur Schmerzbehandlung ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig. Je nach Art des Eingriffs bestellen wir unsere Patienten zu regelmäßigen Nachuntersuchungen ein. Dabei überprüfen wir die korrekte Lage und Funktion eingesetzter Implantate. So können etwa Neurostimulatoren neu und optimal eingestellt oder das Reservoir von Medikamentenpumpen wiederaufgefüllt werden. 

Die Nachsorge übernehmen dabei der behandelnde Arzt und bereits bekannte speziell ausgebildete Krankenschwestern (Pain Nurses) sowie Medizinische Fachangestellte (MFA) direkt bei uns in der Klinik.

Das zeichnet uns aus

  • Langjährige Erfahrung und hohe Expertise bei neurochirurgischen Eingriffen zur Schmerzbehandlung
  • Überdurchschnittliche Ausstattung mit moderner OP-Technologie für offene und Minimal-invasive Eingriffe 
  • Rasche Verfügbarkeit modernster schmerzmodulierender Implantate (Neurostimulatoren, Medikamentenpumpen)
  • Hohe und verfügbare Interdisziplinärität mit dem Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg sowie mit niedergelassenen und klinisch tätigen Experten für Schmerztherapie
  • Speziell ausgebildetes nicht-ärztliches Personal mit intensiver Erreichbarkeit zur optimaler Nachsorge und Therapiebegleitung

Schwerpunkte

Medizinische Forschung zur Behandlung chronischer Schmerzen

Trotz der vielen Therapiemöglichkeiten kann der chronische Schmerz bestehen bleiben und unsere Patienten in ihrer Lebensqualität einschränken. Die Mechanismen der Schmerzentstehung und der Schmerzmodulation sind nicht ins Detail erforscht. Auch die Wirkmechanismen vieler Therapien sind nicht vollständig bekannt. Deshalb und zur Verbesserung unserer Therapieergebnisse führen wir klinische Studien sowie Grundlagenforschung auf dem Gebiet des Schmerzes durch. Dabei handelt es sich um Projekte, die im Rahmen oder in Kooperation mit dem Sonderforschungsbereich Schmerz SFB1158.

Selbstverständlich werden unsere Patienten, die für unsere Studien in Frage kommen vorher darüber aufgeklärt und nur im Falle des Einverständnisses in die Studiengruppen integriert. Die Projekte sind unabhängig von der optimalen Therapie und ohne therapeutische Nachteile für unsere Patienten konzipiert.

  1. Neurophysiologische Charakterisierung der Patienten unter der Therapie mit Rückenmarkstimulation -> Kooperation mit PD Dr. Schuh-Hofer, Professor Dr. Treede: Institute of Neurophysiology, Center for Biomedicine and Medical Technology Mannheim
  2. Laser Evozierte Potenziale und MEG zur Charakterisierung und Klassifizierung von Trigeminusneuralgie -> Dr. med. dent B. Kretzschmar, Dr. Rupp. Biomagnetismus, Neurologische Universitätsklinik Heidelberg
  3. PNS bei Phantomschmerzen -> Dr. J. Andoah, Professor H. Flor: ZI-Mannheim
  4. Evaluation potenzieller klinisch relevanter Biomarker für chronische Schmerzen -> Professor Dr. rer. nat. Herold-Mende: Sektion Neurochiruirgische Forschung 

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