Trichterbrust

Sektion Kinderchirurgie

Definition der Erkrankung

Bei einer Trichterbrust führen veränderte Knorpelverbindungen zwischen Brustbein und Rippen zu einem trichterförmigen Einsinken der vorderen Brustwand. Sie stellt zudem die häufigste Fehlbildung der Brustwand dar. Die Ursache für diese Fehlbildung ist weitgehend unklar. Bei etwa 35 Prozent der Kinder geht die Forschung von erblichen Komponenten aus. Jungen sind in der Regel dreimal häufiger betroffen als Mädchen.

Die minimalinvasive Korrektur der Trichterbrust bieten in Deutschland fast ausschließlich Kinderchirurgen an - so auch die Kinderchirurgie Heidelberg.

Den Krankheitswert dieser Fehlbildung erleben die betroffenen Kinder und ihre Eltern sehr unterschiedlich. Auf diese subjektiven Empfindungen gehen wir in unseren Vorgesprächen ausführlich ein. Nachwievor gilt: Bevor wir uns gemeinsam mit den Eltern für eine operative Korrektur entscheiden, muss der Leidensdruck des Kindes entsprechend groß und der unbedingte Wunsch zur Operation vorhanden sein.

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Symptome

Die Symptome hängen von dem Schweregrad der Fehlbildung ab. Die meisten Kinder und Jugendliche haben keine körperlichen oder funktionellen Einschränkungen. Wenn aber während der Pubertät der Leidensdruck beginnt, fällt die Entscheidung für eine operative Korrektur meist aus psychologischen Gründen. Nur in seltenen Fällen sind funktionelle Störungen wie verminderte Atembeweglichkeit des Brustkorbes der Anlass für eine operative Korrektur.

Diagnose

Eine Trichterbrust lässt sich bereits im Kleinkindalter per Blickdiagnose erkennen, da die trichterförmige Einziehung des Brustkorbes gut sichtbar ist. Bei körperlichen Symptomen geben weitere Untersuchungsmethoden Aufschluss über die Trichterbildung. Welche der Methoden bei Ihrem Kind sinnvoll ist, ist individuell verschieden und wird von uns auch individuell entschieden.

Mit einer Röntgenaufnahme lassen sich die groben und knöchernen Strukturen des menschlichen Körpers darstellen. Da diese ein unterschiedlich dichtes Gewebe aufweisen, absorbieren sie die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark. Auf dem Röntgenbild zeigen sich dadurch hellere und dunklere Bereiche. Wir können so die Rippen und die Knickbildung genau erkennen und setzen daher das Röntgen zur Vorbereitung auf eine Operation ein.

Im Gegensatz zur herkömmlichen Röntgenaufnahme lassen sich mit der Magnetresonanztomografie (MRT) hochaufgelöste Schnittbilder des Körpers anfertigen. So können auch Weichteilgewebe mit wenigen Kontrasten detailliert erfasst werden. Diese Untersuchung setzen wir ein, um die Trichtertiefe und den Frontosagitaldurchmesser (Norm des Haller-Index < 3,25) zu messen.

Mit dem Lungenfunktionstest bestimmen wir das Lungenvolumen und andere Lungenleistungen bei Ihrem Kind. Das hilft uns, das Ausmaß eventueller Funktionseinschränkungen festzustellen.

Wenn durch die Trichterbildung das Herz von seiner eigentlichen Positionen etwas verschoben wird, lässt sich mit der Echokardiografie das Herz aus verschiedenen Perspektiven untersuchen. Damit können wir beispielsweise die Herzklappen und bestimmte Herzfunktionen beurteilen.

Bei einem Belastungs-EKG werden die Herzaktionen unter körperlicher Aktivität aufgezeichnet. Damit können wir die Herzfunktion beurteilen.

Sämtliche Untersuchungen können in unserer Klinik durchführen lassen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, heimatnah die Diagnostik machen zu lassen und die externen Untersuchungsergebnisse mit in die Sprechstunde zum Aufklärungsgespräch mitzubringen.

Ablauf der Behandlung

In der Kinderchirurgie Heidelberg wenden wir zwei operative Korrekturmethoden an: die Operation nach dem Verfahren von Nuss und ein Korrekturverfahren, welches in der Kinderchirurgie Erlangen entwickelt wurde.

Im Zentrum des knorpelerhaltenden Verfahrens nach Donald Nuss steht das Einbringen eines hinter dem Brustbein liegenden Bügels, der mit seiner gebogenen Seite nach vorne den Trichter ausgleicht. Der Metallbügel (Lorenzbügel) wird während der Operation exakt ausgemessen und individuell angepasst. Für maximale Sicherheit wird jeder Operationsschritt im Brustkorb per Video überwacht und kontrolliert. Der große Vorteil dieser minimal invasiven Operationstechnik ist, dass keine Rippenteile entfernt werden müssen und die Hautschnitte an der Seite des Brustkorbs liegen.

Die Erlanger Methode zielt darauf ab, Verwachsungen und Bänder hinter dem Brustbein zu lösen. Dadurch lässt sich der Trichter ausgleichen. Zur Stabilisierung wird auch hier ein horizontaler Haltebügel am vorderen Brustkorb eingesetzt. Diese Methode empfehlen wir bei ausgeprägter, meist asymmetrischer Trichterbrust.

Die konservative Behandlung besteht in einer Saugglockenbehandlung. Die Behandlung mit der patientenangepassten Saugglocke führt zum Anheben der Trichterbrust und zur Fixierung der angehobenen Trichterbrust. Die erste Anwendung der Saugglocke führen wir bei unseren Patienten ambulant unter medizinischer Aufsicht durch. Nach Aufsetzten der Saugglocke wird durch Pumpen ein Unterdruck erzeugt. Die Dauer der Anwendung variiert von Fall zu Fall und innerhalb einer Behandlung von täglich zwei Mal 45 Minuten bis täglich mehrere Stunden. Die empfohlene Dauer dieser konservativen Behandlung beträgt ungefähr zwei Jahre.

Nachsorge

In enger Zusammenarbeit mit den Narkoseärzten der Anästhesiologischen Klinik erhalten alle Jugendlichen in der Narkose einen Periduralkatheter (PDK). Es handelt sich dabei um ein Anästhesieverfahren, bei dem die Nerven der Brustkorbregion kontinuierlich und jederzeit umkehrbar gehemmt werden. Darüber können wir nach der Operation die Schmerzbehandlung steuern.

Mit dem Periduralkatheter erzielen wir eine komplette Schmerzfreiheit. Die Jugendlichen können nach etwa einer Woche das Krankenhaus wieder verlassen. Den Metallbügel entfernen wir in der Regel nach zwei bis drei Jahren wieder.