Implantation von Defibrillatoren

Heidelberger Zentrum für Herzrhythmusstörungen

Erklärung

Treten schnelle Herzrhythmusstörungen  wie Kammerflattern oder -flimmern auf, ist eine möglichst frühzeitige Behandlung besonders wichtig. Dabei spielt die Defibrillation eine entscheidende Rolle und kann lebensrettend sein.

Erklärvideo Defibrillation (Youtube)

Ähnlich wie ein Herzschrittmacher wird der etwas größere Defibrillator in einem kleinen Eingriff unter örtlicher Betäubung auch unter der Haut bzw. ggf. unter den Brustmuskel implantiert. Er kann ebenso kontinuierlich die Herzaktion überwachen und eingreifen, wenn Rhythmusstörungen auftreten. Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zum Schrittmacher, der nur bei langsamen Rhythmusstörungen eingreifen und die Funktion des natürlichen Schrittmachers (Sinusknoten) übernehmen kann, ist die Möglichkeit auch bei schnellen gefährlichen Rhythmusstörungen wie Kammerflattern oder -flimmern und dem damit verbundenen Pulsabfall Elektroschocks (Defibillation) abzugeben und den Herzrhythmus wieder zu normalisieren. Auf Grund der dafür benötigten höheren Energie ist das Aggregat etwas größer konzipiert, um die größere Batterie aufzunehmen. Anders als bei einer externen Defibrillation, wie sie der Notarzt im Ernstfall durchführen kann, ist die verwendete Schockenergie dabei aber deutlich geringer, weil die Schockelektrode dabei über eine nahe dem Schlüsselbein liegende Vene direkt im Herzen platziert und mittels Schraubmechanismus verankert wird. Moderne Defibrillatoren sind in der Lage bevor ihre Schockfunktion zum Einsatz kommt, auch schwächere Stromimpulse für die Unterbrechung der schnellen Rhythmusstörung zu nutzen. Dies geschieht mittels der sogenannten „Überstimulation“. Die herzeigene normale Schlagfolge kann über komplexe Erkennungsmechanismen vom gefährlichen schnellen Herzschlag (Tachykardie) oder dem ohne Behandlung tödlichen Kammerflimmern vom Defibrillator unterschieden werden.

Die Gründe einen Defibrillator zu implantieren, sind vielfältig. Es ist immer dann sinnvoll, wenn ein chronisch erhöhtes Risiko für das Auftreten eines Rhythmusereignisses, meist ein Kammerflimmern, das unbehandelt zum plötzlichen Herztod (Sekundentod, englisch: „Sudden Cardiac Death" - SCD) führen kann, vorliegt. Dies kann beispielsweise aufgrund angeborener oder erworbener chronischer  Herzerkrankungen mit hochgradiger Einschränkung der Pumpfunktion der linken Herzkammer der Fall sein. Auch bei schwerer koronarer Herzerkrankung (KHK) kann es im Rahmen eines akuten Herzinfarktes oder als Komplikation einer schweren chronischen KHK zum Kammerflimmern kommen. Dabei "flimmert" der Herzmuskel so schnell, dass die Pumpleistung des Herzens derart stark eingeschränkt wird, dass der Blutkreislauf nahezu zusammenbricht.

Erklärvideo Kammerflimmern (Youtube)

Um so wichtiger ist es dann, schnellstmöglich Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten. Besonderer Augenmerk liegt dabei auf der Defibrillation. Um dies zu ermöglichen, müssen eventuelle Risikopatienten rechtzeitig herausgefiltert werden. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Bestimmung der Pumpleistung des Herzens, die mittels Echokardiografie oder Herzkatheteruntersuchung festgestellt werden kann. Ergibt sich dabei eine hochgradig eingeschränkte Pumpleistung, ist nach den heute geltenden Leitlinien die Versorgung der betroffenen Patienten mit einem implantierbaren Defibrillator vorgesehen.

Defibrillatoren-Typen

Es stehen 3 verschieden Defibrillatorypen zur Implantation zur Verfügung:

  • Die einfachsten Defibrillatoren werden heute als Einkammer-Defibrillator bezeichnet, weil sie an eine Schock-Elektrode in rechten Herzkammer angeschlossen sind.
  • Zweikammer-Defibrillatoren haben zwei Elektroden: eine im rechten Vorhof und eine in der rechten Kammer. In beiden Kammern nehmen sie den Herzrhythmus war und stimulieren den Herzmuskel, wenn nötig. Dabei kann über die Elektrode in der Herzkammer im Unterschied zum 2-Kammer-Schrittmacher auch eine schnelle Rhythmusstörung mittels elektrischem Schock oder Überstimulation unterbrochen werden. Defibrillatorgehäuse und Schockelektrode bilden dabei in der Behandlung eine technische Einheit.
  • In einigen Fällen benötigt der Patient einen CRT-(cardiac resynchronisation therapie)-Defibrillator mit 3 Elektroden, um die rechte und linke Kammer in ihrer Schlagtätigkeit zu synchronisieren. Dafür wird eine Elektrode im rechten Vorhof, eine in der rechten Kammer und eine in der linken Kammer platziert. Nur die Sonde in der rechten Kammer kann in Verbindung mit dem Gehäuse schnelle Rhythmusstörungen terminieren. Die Elektroden im Vorhof und auf der linken Kammer dienen dabei der Wahrnehmung und Stimulation im langsamen Frequenzbereich und der Synchronisierung der rechten und linken Kammer, um die Pumpleistung des Herzens zu optimieren.                           

Alle zur Verfügung stehenden implantierbaren Defibrillatoren beinhalten immer auch eine Schrittmacherfunktion. In unserer Spezialsprechstunde für Herzrhythmusstörungen beraten wir betroffene Patienten anhand ihrer Krankengeschichte und weiterführender Diagnostik bezüglich der Notwendigkeit eines implantierbaren Defibrillators. Ergibt sich die Indikation zur Implantation eines solchen, bieten wir Ihnen hierfür gerne einen Termin an. Falls Ihr Kardiologe bereits die Indikation gestellt hat, kann auch direkt ein Termin mit uns vereinbart werden.

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