Moderne Bildgebung bei angeborenen Herzfehlern

Klinik für Kinderkardiologie und Angeborene Herzfehler

bildgebend, endoskopisch

Erklärung

Abbildung 1: Eine jugendliche Patientin mit echokardiographisch diagnostizierter Aortenisthmusstenose erhielt zur Operations-/Interventionsvorbereitung eine MRT-Untersuchung (A, Darstellung mit Kontrastmittel), die nebenbefundlich im Fluss-Bild noch einen kleinen persistierenden Ductus arteriosus zeigte (B, Cine-MRT: Jetphänomen in die Pulmonalarterie). [Eichhorn et Ley, Radiologe 2007; 47: 974-981]

Die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Computertomographie (CT) sind auch bei Kindern mit angeborenen Herzfehlern schon heute zuverlässige Methoden in der Diagnostik. Sie können zunehmend alternativ zur Herzkatheteruntersuchung bzw. in Ergänzung zu dieser eingesetzt werden (Abbildung 1).

Die Methoden sind wenig belastend und ohne (MRT) bzw. mit geringerer Strahlenbelastung (CT) als die Herzkatheteruntersuchung verbunden. Sie sind schnell und bei Bedarf auch seriell durchführbar. Mit der hohen räumlichen und zeitlichen Auflösung sowie den Möglichkeiten der dreidimensionalen (3D)-Nachverarbeitung der digitalen Bilddatensätze bieten beide Methoden eine neue Dimension der Bildgebung und damit eine deutliche Verbesserung und Vereinfachung der Operations- und Interventionsplanung. Sogar Virtuelle Endoskopien werden möglich (Abbildung 2).

Magnetresonanztomographie (MRT) Ergänzende spezielle funktionelle Untersuchungen sind eine Domäne der MRT. So können die Flussgeschwindigkeiten des Blutes bestimmt und hierüber die Bedeutsamkeit von Gefäßverengungen oder Shunts abgeschätzt werden. Es können die Volumina von Vorhöfen und Ventrikeln, und bei dynamischen Akquisitionen daraus auch Ejektionsfraktion, Herzschlagvolumen und Herzzeitvolumen bestimmt werden. Damit können die hämodynamischen Auswirkungen eines Herzfehlers sehr genau abgeschätzt werden.

Abbildung 3: Bei einem 3 kg schweren Neugeborenen mit akutem Kreislaufversagen wurde echokardiographisch zwar der Verdacht auf eine Lungenvenenfehlmündung (APVR) gestellt, die sichere Diagnose ergab die 64-Zeilen-CT: eine totale APVR vom infrakardialen Typ. Die Pulmonalvenen (PV, Diameter ca. 1mm; Zoom in der Mitte) vereinigen sich zu einem Konfluenzgefäß, welches das Zwerchfell kreuzt, um dann diffus in die Leber zu drainieren. Der Abfluss erfolgt dann über Lebervenen (HV) zum rechten Vorhof (RA). Links: Ansicht von rechts; Mitte: Ansicht von hinten; Rechts: Ansicht von schräg unten. Weitere Abkürzungen: Aorta (Ao), linke und rechte Pulmonalarterie (LPA und RPA), rechte Herzkammer (RV)

Die CT ist schneller als die MRT und hat eine höhere räumliche Auflösung, aber sie ist mit einer nicht zu vernachlässigenden Strahlendosis verbunden. Diese liegt zwar unter der einer Herzkatheteruntersuchung, dennoch muss der Einsatz der CT bei Kindern und Jugendlichen in jedem Einzelfall besonders gut überlegt sein. Die Strahlenexposition sollte dabei durch Anwendung von „low dose“-Protokollen generell so gering wie möglich gehalten werden. Die CT findet ihren Einsatz bei Fragestellungen, die eine sehr gute räumliche Auflösung und/oder kurze Messzeiten, d.h. bei den kleinsten und kritisch kranken Kindern (Abbildung 3), und bei Fragestellungen die eine Mitbeurteilung der Lunge erfordern sowie bei Vorliegen von MRT-Kontraindikationen (z.B. Patienten mit einem Herzschrittmacher).

Die Untersuchungen von Kindern erfordern eine besondere Betreuung vor, während und nach der Untersuchung, ggf. auch eine adäquate Sedierung. Es werden zudem höchste Anforderungen an die technischen Voraussetzungen gestellt. Eine optimale Kooperation aller Beteiligten und Koordination aller Abläufe sind Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung der Untersuchung gerade bei sehr jungen Patienten. Dies erfolgt sehr erfolgreich an der Kinderklinik Heidelberg durch die interdisziplinäre, seit fast 10 Jahren bestehende Arbeitsgruppe „Imaging bei angeborenen Herzfehlern“ unter der Federführung von Herrn PD Dr. Raoul Arnold (Leitender Oberarzt Pädiatrische Kardiologie / Angeborene Herzfehler) und Herrn PD Dr. Sebastian Ley (Oberarzt Pädiatrische Radiologie), der es gelungen ist, die MRT und CT fest in der klinischen Diagnostik angeborener Herzfehler zu etablieren als auch wissenschaftlich weiter zu entwickeln, was eine Vielzahl gemeinsamer Publikationen zeigt.

Weitere Informationen zu der Arbeitsgruppe:

AG Imaging bei angeborenden Herzfehlern

Erkrankungen

Spezialisten

Prof. Dr. med. Raoul Arnold

Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Kinderkardiologe, Pädiatrische Intensivmedizin, EMAH

Schwerpunkt

Interventionelle Kardiologie, EMAH, Magnetresonanz Tomographie, Pädiatrische Intensivmedizin