Chronische Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen

Neurochirurgische Klinik

Definition der Erkrankung

Chronische Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen – was ist das?

Kopfschmerzen betreffen beinahe jeden in der Bevölkerung und können vielfältiger Ursache sein. Zumeist genügt eine symptomatische Therapie um den Kopfschmerz zu behandeln. Es existieren aber dauerhafte Syndrome chronischer Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen, welche eine spezifische Therapie durch Neurologen oder Schmerztherapeuten benötigen. Denn ein Anteil dieser Betroffenen erzielt durch medikamentöse und konservative Maßnahmen keine hinreichende Linderung. Die Neurochirurgie kann in solchen Situationen eine ursächliche oder eine weitere integrative Therapie anbieten.

Schmerzen werden zur eigenen Krankheit

Schmerz ist im Akutzustand ein wichtiges Warnsignal des Körpers und weist auf drohende oder eingetretene Schädigung hin. Werden diese behandelt und die Schmerzursache behoben, vergeht auch der Schmerz – eigentlich.

Denn lange anhaltende und intensive Schmerzen neigen zur Chronifizierung. Dabei verliert der Schmerz seine nützliche warnende Funktion und bleibt auch dann bestehen, wenn die eigentliche Ursache längst abgeklungen ist.

Weitere Informationen

Ursachen

Ursache chronischer Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen

Das Gehirn verfügt über mehrere Mechanismen um das Signal „Schmerz“ zu modulieren. Manche dieser Mechanismen führen zur verstärkten bzw. anhaltenden Wahrnehmung des Schmerzes – obwohl es keine körperliche Ursache mehr gibt. Der Schmerz an sich wird dann zur Krankheit, die nur in Kooperation mit anderen Fachdisziplinen inklusive Psychotherapeuten erfasst und in ausgewiesenen Zentren behandelt werden kann. Diese Therapie ist unter dem Begriff Multimodale Schmerztherapie bekannt.

Diagnose

Wie wir chronische Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen diagnostizieren

Seit Jahrzehnten gehört die Diagnostik und operative Behandlung chronischer Schmerzzustände zu den Spezialgebieten der Neurochirurgischen Klinik Heidelberg. Patienten mit chronischen Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen werden oft ausschließlich symptomatisch behandelt. Überprüfung von Diagnosen und ggf. Ergänzung oder Aktualisierung von diagnostischen Maßnahmen gehört zu unseren Aufgaben, die wir in einer multidisziplinären Sprechstunde zusammen mit Fachärzten anderen Fachrichtungen anbieten.

Bei uns arbeitet ein multidisziplinäres Team Hand in Hand zusammen

Als hochqualifizierte Experten wissen unsere Ärzte, wie wichtig die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen für eine optimale Schmerzbehandlung ist.

Im Rahmen der ambulanten Vorstellung werden die Vorbefunde und der aktuelle Status der Erkrankung erhoben und in jedem Fall sowohl auf die ausreichende Diagnostik als auch die Therapiemöglichkeiten geprüft. Dabei werden die Optionen der konservativen Therapie ausgereizt. Die Indikation zur invasiven Therapien inklusive Injektionen, Blockaden und oder operative Therapien werden durch Neurochirurgen gestellt. Durch die direkte Ansprechbarkeit unsere Anästhesisten vor Ort werden vielseitige Therapiekonzepte erstellt. In den zweiwöchentlich stattfindenden Schmerzkonferenzen tauschen wir uns mit niedergelassenen und klinisch tätigen Kollegen unterschiedlicher Fachrichtungen aus und besprechen die Behandlung besonders komplexer Fälle. Die Schmerzkonferenzen werden in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Mannheim durch die Kollegen des Heidelberger Schmerzzentrums der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie e.V. organisiert.

Folgende Krankheitsbilder können wir mittels neurochirurgischer Therapien behandeln:

  • Trigeminusneuralgie
  • Clusterkopfschmerz und andere trigeminoautonome Kopfschmerzen (SUNCT-Syndrom, paroxysmale Hemikranie)
  • Migräne-Kopfschmerz
  • Neuropathische trigeminale Schmerzen
  • Anaesthesia dolorosa des Kopfes und des Gesichts
  • Neuropathische Schmerzen nach Nervenverletzung/-durchtrennung
  • Postkraniotomie Kopfschmerz (Kopfschmerz nach Hirnoperationen)

Die Neurochirurgie kann bei diesen Kopf- und Gesichtsschmerz-Syndromen teils eine kausale Therapie wie die mikrovaskuläre Dekompression (OP nach Jannetta) bei Trigeminusneuralgie auf Grund eines Gefäß-Nerven-Konflikts, sowie ablative Verfahren (Thermokoagulation) und vielfältige Verfahren der Neuromodulation anbieten.

Zu diagnostischen Zwecken werden unsererseits bei chronischen Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen auch Injektionstherapie und Nervenblockaden durchgeführt oder angeordnet, jedoch nicht als Bestandteil der Therapie.

Ablauf der Behandlung

Insbesondere bei chronischen und neuropathischen Gesichtsschmerzen bietet die Neurochirurgie durch Verfahren der Neuromodulation integrative Therapiemöglichkeiten, welche die bisherigen konservativen Therapien ergänzen kann. Diese Verfahren ermöglichen zumeist eine Schmerzlinderung mit der Möglichkeit der deutlichen Reduktion der Schmerzmittel-Dosierung.

Hier bieten wir an:

  • mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta: bei Trigeminusneuralgie)
  • Thermokoagulation des Ganglion Gasseri: therapieresistente Trigeminusneuralgie
  • Okzipitalnerv-Stimulation (ONS): Cluster-Kopfschmerz, Migräne-Kopfschmerz
  • Subkutane Periphere Nervenfeldstimulation (sPNS): neuropathische trigeminale Schmerzen, Postkraniotomie-Kopfschmerz
  • Ganglion Sphenopalatinum Stimulation (SPG): Cluster-Kopfschmerz
  • Tiefe Hirnstimulation (DBS): Cluster-Kopfschmerz, neuropathische trigeminale Schmerzen
  • Motor-Cortex-Stimulation (MCS): neuropathische trigeminale Schmerzen

Nachsorge

Sorgfältige OP-Nachsorge mit konstanten Ansprechpartnern

Gerade bei Operationen zur Schmerzbehandlung ist eine sorgfältige Nachsorge wichtig. Je nach Art des Eingriffs bestellen wir unsere Patienten zu regelmäßigen Nachuntersuchungen ein. Dabei überprüfen wir die korrekte Lage und Funktion eingesetzter Implantate. So können etwa Neurostimulatoren neu und optimal eingestellt oder das Reservoir von Medikamentenpumpen wiederaufgefüllt werden. Die Nachsorge übernehmen dabei der behandelnde Arzt und bereits bekannte speziell ausgebildete Krankenschwestern oder Pfleger (Pain Nurses) sowie Medizinische Fachangestellte (MFA) direkt bei uns in der Klinik.

Das zeichnet uns aus

  • Langjährige Erfahrung und hohe Expertise bei neurochirurgischen Eingriffen zur Schmerzbehandlung
  • Überdurchschnittliche Ausstattung mit moderner OP-Technologie für offene und Minimal-invasive Eingriffe
  • Rasche Verfügbarkeit modernster schmerzmodulierender Implantate (Neurostimulatoren, Medikamentenpumpen)
  • Hohe und verfügbare Interdisziplinärität mit dem Zentrum für Schmerztherapie und Palliativmedizin des Universitätsklinikums Heidelberg sowie mit niedergelassenen und klinisch tätigen Experten für Schmerztherapie
  • Speziell ausgebildetes nicht-ärztliches Personal mit intensiver Erreichbarkeit zur optimaler Nachsorge und Therapiebegleitung

Schwerpunkte

Medizinische Forschung zur Behandlung chronischer Schmerzen

Als universitäres Zentrum sind wir der Innovation sowie des Erkenntnisgewinns verpflichtet. Insbesondere auf dem Gebiet der Neuromodulation bieten wir vielfältige Therapiemöglichkeiten an, welche zum Teil (noch) nicht als Standard genutzt werden, jedoch bereits in Leitlinien empfohlen und als individualisierte Therapie angeboten werden können.

Des Weiteren sind wir bemüht Patienten in klinische Studien einzuschließen um hieraus einen Erkenntnisgewinn für die Zukunft und eine optimale Behandlung zu erzielen.

Selbstverständlich werden unsere Patienten, die für unsere Studien in Frage kommen vorher darüber aufgeklärt und nur im Falle des Einverständnisses in die Studiengruppen integriert. Die Projekte sind unabhängig von der optimalen Therapie und ohne therapeutische Nachteile für unsere Patienten konzipiert.

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